Coronavirus | Erster Fall im Glarus
Ein Drittel mehr Coronavirus-Fälle innerhalb von 24 Stunden
Fast ein Drittel mehr Infektionen innerhalb von 24 Stunden: Die Zahl der Coronavirus-Erkrankungen in der Schweiz hat sich seit Dienstagmittag auf fast 500 erhöht. Drei Personen sind bisher an der Lungenkrankheit gestorben.
Beim dritten Opfer handelt es sich um eine 80-jährige Frau, teilte die Tessiner Regierung am Dienstagmorgen mit. Sie habe in einem Altersheim in Mendrisio gelebt und an weiteren Krankheiten gelitten. Am Wochenende war im Kanton Basel-Landschaft ein 76-jähriger Mann verstorben, am vergangenen Donnerstag im Kanton Waadt eine 74-jährige Frau.
Erster Fall im Glarus
Nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) wurden bis am Dienstagmittag 476 Fälle aus 20 Kantonen und aus dem Fürstentum Liechtenstein gemeldet. Das waren 164 mehr, als noch 24 Stunden zuvor. Bei 15 weiteren Fällen lag ein erstes positives Resultat vor.
Mit Abstand am meisten Fälle gab es zu diesem Zeitpunkt im Kanton Tessin mit 91 bestätigten Coronavirus-Erkrankungen, gefolgt von der Waadt mit 76 und Genf mit 53. In Zürich wurden 44 Fälle bestätigt, in Bern 37 und in Basel 33.
Am Nachmittag meldete dann auch der Kanton Glarus die erste Erkrankung: Die 58-jährige Frau befinde sich in Selbst-Quarantäne. Und in Zürich stieg die Fallzahl bis am Nachmittag auf 49.
Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr
Mittlerweile zeigen sich die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie auch im öffentlichen Verkehr. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte am Freitag empfohlen, dass Angestellte wenn immer möglich im Home Office arbeiten und Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Stosszeiten nach Möglichkeit vermeiden sollten. Ausserdem sollte auch der Freizeitverkehr reduziert werden.
Nach Angaben der BLS hat das Zugpersonal auf der Linie Brig-Domodossola seither einen deutlichen Rückgang im Freizeitverkehr beobachtet. Der Pendlerverkehr auf der gleichen Strecke hingegen sei "nicht signifikant" betroffen, sagte BLS-Sprecherin Helene Soltermann auf Anfrage.
Anders bei den SBB: Sie zählten wegen der Coronavirus-Epidemie zur Zeit zehn bis 20 Prozent weniger Reisende in den Schweizer Bahnhöfen und Zügen, sagte SBB-Chef Andreas Meyer vor den Medien. Nach Italien sei die Zahl der Reisenden um 90 Prozent eingebrochen, nach Frankreich um 60 Prozent. Diese Entwicklung bedeute für das Bahnunternehmen Mindereinnahmen von rund einer halben Million Franken pro Tag.
Derweil treffen die Busunternehmen weitere Vorsichtsmassnahmen: In den Postautos gibt es wegen der Epidemie bis auf Weiteres keine Tickets mehr zu kaufen und die vorderen Türen bleiben zu. Gleiches gilt auch in den Bussen des Zürcher und des Luzerner Verkehrsverbunds. Ausserdem würden die Fahrzeuge verstärkt gereinigt und desinfiziert und es gelte ein Mindestabstand zum Fahrpersonal.
Umstrittene Geisterflüge
Am Flughafen Zürich wird seit Ausbruch der Epidemie deutlich weniger geflogen, wie Flughafen-Chef Stephan Widrig vor den Medien sagte. Die Herausforderung sei, den Betrieb trotzdem jederzeit zu gewährleisten. Denn nach wie vor gebe es bis zu 60'000 Passagiere pro Tag.
Trotzdem werde die Krise finanzielle Spuren hinterlassen, nicht zuletzt, weil viele Airlines ihre Flüge streichen müssten. Einzelne Airlines entschlossen sich auch dazu, ihre Maschinen trotzdem fliegen zu lassen, notfalls leer oder nur mit ganz wenigen Passagieren an Bord.
Grund für die Geisterflüge ist eine europäische Regelung, die den Fluggesellschaften vorschreibt, mindestens 80 Prozent ihrer Zeitfenster an einem Flughafen zu nutzen. Viele Airlines fordern inzwischen, diese Regel für eine gewisse Zeit auszusetzen.
Doch dafür sind die Behörden zuständig. Die EU-Kommission teilte am Dienstag mit, sie wolle so schnell wie möglich einen Gesetzesvorschlag vorlegen, damit die Airlines ihre Slots behalten könnten, selbst wenn sie sie nicht nutzen.
Cassis forderte Koordination
Aussenminister Ignazio Cassis forderte bei einem Treffen mit seinem französischen Amtskollegen Jean-Yve Le Drian in Paris ganz grundsätzlich eine europaweite Koordination der Massnahmen gegen das Virus. Die Zusammenarbeit zwischen den Staaten zur Eindämmung der Krankheit sei unabdingbar.
Im Gegensatz zu Österreich ruft die Schweiz ihre Staatsangehörigen in Italien aber nicht zurück. Auslandschweizerinnen und -schweizer in Italien sowie Schweizer Touristen sollten sich aber an die Instruktionen der italienischen Behörden halten, teilte das Aussenministerium mit.
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