Detailhandel | Neustart mit Möbelhaus Livique
Coop stampft Marke TopTip ein
Der Grossverteiler Coop wagt im Geschäft mit Möbeln einen Neustart und zeigt sich angriffig. Am Montag hat er dazu seine neue Marke Livique lanciert, die den bisherigen Namen Toptip ablösen soll.
Mit dem neuen Namen werde eine Reihe von Veränderungen in den letzten Jahren abgeschlossen, sagte Oliver Roth, Geschäftsführer von Livique, am Montag bei der Eröffnung des ersten Livique-Ladens in Oberentfelden. Konkret habe sich das TopTip-Sortiment von "billig" zu "qualitativ hochwertig" gewandelt. Das zeigt sich auch bei den Preisen: Das Möbelgeschäft von Coop ist inzwischen im mittleren Preissegment positioniert.
Auswirkungen auf die Gewinnspanne hat diese Neupositionierung aber offenbar nicht. Die Margen würden stabil bleiben, erklärte Roth gegenüber Medienvertretern die Geschäftsstrategie. Mit neuem Konzept und Namen sollen aber gleichwohl die Verkäufe angekurbelt werden. Ziel sei es, mit Livique die Marktposition zu stärken, sagte Coop-Chef Joos Sutter. Daniel Stucker, Leiter der Direktion Trading, sprach konkret davon, unter die grössten Drei der Branche vorstossen zu wollen.
Mit Toptip, welches zusammen mit den Lichtfachmärkten von Luminart 2017 auf einen Umsatz von 192 Millionen Franken kam, ist Coop im Möbelgeschäft derzeit nach eigenen Angaben die Nummer vier in der Schweiz. Mehr Umsatz machen Ikea, Möbel Pfister und Conforama. Eine Grösse auf dem Markt ist aber auch die Migros mit Micasa und Interio. Bis Ende September werden nun alle 25 Toptip-Filialen sowie der Onlineshop in Livique umbenannt. Insgesamt beschäftigt die Coop-Tochter 700 Mitarbeiter.
Mehr als ein Viertel des Umsatzes eingebüsst
Die Neupositionierung von Toptip ist allerdings auch aus der Not heraus entstanden. Wie die ganze Branche hat auch Coop mit Toptip in den letzten Jahren stark an Umsatz eingebüsst. So verzeichnete Toptip/Lumimart 2007 noch Verkäufe in Höhe von 262 Millionen Franken. Innert zehn Jahren sind die Einnahmen damit also um über einen Viertel zurückgegangen.
Neu sind daher nicht nur der Name und die preisliche Positionierung, auch am Verkaufskonzept wurde stark geschraubt. Vor allem versucht Coop, die Vorteile des stationären Handels mit jenen des Online-Handels zu verknüpfen. Sichtbar ist das etwa darin, dass das Verkaufspersonal mit Tablets ausgerüstet ist.
Etwa 60 Prozent der Konsumenten würden ihren Einkauf online beginnen und anschliessend ein Geschäfts besuchen, um die Möbel zu sehen, hiess es am Montag. "Auch wenn schliesslich nur 10 Prozent der Möbelkäufe online getätigt werden, ist dieser erste Schritt doch entscheidend", erklärte Stucker.
Die digitale Strategie von Livique zeigt sich aber nicht nur im Online-Shop, sondern auch auf der Ladenfläche. Insbesondere will Livique da mit diversen elektronischen Hilfsmitteln die Produkte für die Kunden individualisieren und gemäss Medienmitteilung mit Virtual Reality sogar dreidimensional erlebbar machen.
Hoher Marktdruck
Coop steht mit der Intention, die Möbelläden mit technischen Mitteln und einer engen Verschränkung mit dem Onlineverkauf wieder attraktiver zu machen, jedoch nicht alleine da. Erst letzte Woche hat die Migros-Tochter Interio in Spreitenbach ein neues Ladenkonzept vorgestellt, bei dem die analoge Verkaufswelt ebenfalls mit der digitalen verschmelzen soll.
Und auch sonst sieht sich der Möbeldetailhandel in der Schweiz zu Veränderungen gezwungen. Denn der Marktdruck ist hoch, einerseits durch den Preiszerfall sowie den Einkaufstourismus, anderseits durch neue Online-Anbieter. Selbst Branchenprimus Ikea vermeldete 2017 einen Rückgang des Umsatzes und erprobt neue Konzepte. So hatte die schwedische Kette letzte Weihnachten an der Bahnhofstrasse in Zürich ein Pop-Up-Store geöffnet, daneben wurde mit Pick-Up-Punkten für Onlinebestellungen experimentiert.
Und obwohl der Möbelmarkt rückläufig ist, tauchen sogar noch neue Mitbewerber auf: Diesen Frühling hat die österreichische Kette XXXLutz hierzulande ihre erste Filiale eröffnet.
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