Gesundheit | Erste kleine Erfolge können verbucht werden
Bund kämpft mit Kampagne gegen Antibiotikaresistenzen
Allein in Europa sterben jährlich tausende Menschen an Infektionen, die nicht mehr behandelt werden können. Schuld ist unsachgemässer und übermässiger Antibiotika-Einsatz. Im Kampf gegen resistente Bakterien kann die Schweiz nun erste kleine Erfolge verbuchen.
Bei ambulanten Behandlungen ist der Verbrauch von Antibiotika innerhalb von zwei Jahren um 5 Prozent zurückgegangen. Im Spital wurden sogar 10 Prozent weniger verbraucht. Hausärztinnen und Hausärzte verschrieben 2017 auf 1000 Konsultationen in 29 Fällen Antibiotika. Einige Jahre zuvor waren noch in bis zu 40 Fällen Antibiotika verordnet worden.
Das geht aus einem Bericht hervor, den das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag veröffentlicht hat. Markant ist der Rückgang auch in der Tiermedizin. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Menge der verkauften Antibiotika halbiert. Viele der resistenten Bakterien stammen aus der Massentierhaltung.
Resistente Bakterien auf dem Vormarsch
Die schlechte Nachricht ist, dass Antibiotikaresistenzen trotzdem weiter zunehmen. Für fast ein Drittel der Infektionen ist laut BAG das Darmbakterium Escherichia coli verantwortlich. Laut BAG sind heute 20 Prozent dieser Bakterien gegen Fluorchinolone resistent. Das sind doppelt so viele wie 2004.
Auch Vancomycin-resistente Enterokokken breiten sich aus. In den letzten Monaten sind im Berner Inselspital zahlreiche Fälle aufgetreten. Treten die Erreger gehäuft auf, müssen unter Umständen in einem Spital bestimmte Eingriffe eingestellt werden, wie das BAG schreibt.
Auf dem Vormarsch sind auch Bakterien, die gegen Carbapeneme resistent sind. Diese Antibiotika werden dann eingesetzt, wenn kein anderes mehr hilft. Infektionen durch Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) hingegen gehen laut BAG zurück. Die Kontamination von Frischfleisch mit resistenten Bakterien ist zwar hoch, geht aber laut BAG zurück.
"Es ist wichtig"
Der Bundesrat hat vor drei Jahren die nationale Strategie Antibiotikaresistenzen (Star) verabschiedet. In diesem Rahmen laufen inzwischen zahlreiche Massnahmen in Human- und in Tiermedizin. Um die Wirksamkeit von Antibiotika zu erhalten, brauche es aber nicht nur das Engagement der Fachleute, schreibt das BAG in einer Mitteilung. Auch Patienten oder Tierhalter müssten verantwortungsvoll mit den Medikamenten umgehen.
Der Bund lanciert daher eine Kampagne, um Wissenslücken bei der Bevölkerung zu stopfen. Der Slogan lautet: "Antibiotika: Nutze sie richtig, es ist wichtig." Die Kampagne wird mit TV-Spots, Plakaten, Online-Werbung und einer Website geführt.
Gemäss einer Anfang Woche im Fachblatt "The Lancet Infectious Diseases" publizierten Studie sterben in Europa jährlich 33'000 Menschen an Infektionen durch Antibiotika-resistente Bakterien. Ebenfalls diese Woche warnte die OECD, dass bis 2050 in Europa, Nordamerika und Australien 2,4 Millionen Menschen durch multiresistente Bakterien sterben könnten.
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