Alltag | Diskutiert werde auch über eine Maskenpflicht oder Contact-Tracking über Handys
Berset: Keine Lockerung auf den 20. April
Eine Lockerung der Coronavirus-Massnahmen auf den 20. April hält Gesundheitsminister Alain Berset für «illusorisch». Erst wenn die Zahl der Hospitalisierungen nicht mehr ansteige, könne man daran denken.
"Die Erfahrung zeigt, wer zu früh nachgibt, verlängert die Krise", sagt Berset im Interview mit der "Sonntagszeitung". Der Zeitpunkt der Lockerung sei nicht nur ein politischer Entscheid, er hänge auch von der Wissenschaft ab. Das Virus gebe das Tempo vor.
In China habe sich die Lage trotz sehr harten Eingriffen erst nach über zwei Monaten entspannt. Und als man die Massnahmen etwas gelockert habe, seien die Fallzahlen wieder angestiegen. "Bis wir in der Gesellschaft eine gewisse Immunität erreicht oder einen Impfstoff haben, wird uns das Virus begleiten", ist Berset überzeugt. "Aber es werde schon vorher eine gewisse Normalisierung geben.
Aus heutiger Sicht sei es aber nicht möglich zu sagen, ab wann erste Lockerungen verantwortbar seien. "Um es klar zu sagen: Es wird keinen Exit oder Ausstieg geben, sondern einen Übergang mit gewissen Lockerungen", betont Berset. Erst wenn der Gipfel überschritten sei und die Fallzahlen der Hospitalisierungen eindeutig sinken, werde man in eine neue Phase übergehen können.
"Wir prüfen unterschiedliche Szenarien", sagt der Bundesrat im Interview weiter. "Diese müssen nicht nur Erfolg versprechend, sondern auch gesellschaftsverträglich sein." Vor der Umsetzung müsse man aber noch mehr wissen über die Ausbreitung des Virus und wie es sich verhalte. Diskutiert werde auch über eine Maskenpflicht in bestimmten Situationen, Anpassungen bei den Tests, Contact-Tracking vielleicht über Handys oder eine schrittweise Öffnung der Wirtschaft.
Noch müsse man sich aber gedulden. Von Familienbesuchen über Ostern rät Berset kategorisch ab, gerade ältere Menschen seien in Gefahr, sich mit dem Virus anzustecken; er selber lebe fast isoliert in Bern und habe seine Familie seit Februar nicht mehr gesehen.
Jedenfalls freue er sich auf ein Spiel des Eishockey-Clubs Fribourg-Gottéron, sagt Berset. Der spiele im Herbst wieder, und so lange werde diese Welle der Corona-Krise wohl nicht andauern. Vorausgesetzt, alle hielten sich an die Massnahmen.
Nachrichtenüberblick National
822 neue Covid-19-Fälle und 43 Tote innerhalb eines Tages
In der Schweiz ist die Zahl der nachgewiesenen Covid-19-Infektionen innerhalb eines Tages um 822 auf 21'100 Fälle gestiegen. Die Kantone meldeten neu bis Sonntagmittag insgesamt mindestens 664 Tote - 43 mehr als am Vortag.
Dies ergab eine Zählung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die sich auf die offiziellen Angaben der Kantone stützte. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gab die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 mit 559 an. Es berief sich auf Angaben der Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte.
Die neusten Fallzahlen zeigen, dass die Zahl der Infektionen weiterhin stetig zunimmt. Mittlerweile weist die Schweiz eine der höchsten Raten an Neuansteckungen in Europa auf.
Die Inzidenzen belaufen sich auf 246 Fälle pro 100'000 Einwohner. Bezogen auf die Einwohnerzahl sind die Kantone Tessin, Genf, Waadt und Basel-Stadt weiterhin am stärksten von der Pandemie betroffen. Mindestens 2'354 Covid-19-Patienten wurden hospitalisiert.
Bei den Toten waren laut BAG 64 Prozent Männer. Die Altersspanne der verstorbenen Personen betrug 32 bis 101 Jahre. 97 Prozent der Toten litten zuvor an mindestens einer Vorerkrankung. Die drei am häufigsten genannten Vorerkrankungen waren Bluthochdruck (66 Prozent), Herz-Kreislauferkrankungen (55 Prozent) und Diabetes (28 Prozent).
Die Zahl der durchgeführten Tests auf Covid-19 beläuft sich bisher insgesamt auf rund 158'000, davon fiel das Resultat bei 15 Prozent der Fälle positiv aus.
Tessin: 12 weitere Tote durch Covid-19
Im Kanton Tessin sind in den letzten 24 Stunden erneut 12 Personen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. 66 Personen sind neu positiv auf das Virus getestet worden.
Insgesamt wurden bis Sonntagmorgen im Kanton Tessin 2508 Personen positiv auf das Virus getestet. 177 Menschen verloren aufgrund des Coronavirus ihr Leben.
St. Galler Polizei rückt über hundert Mal wegen Corona-Regeln aus
Im Kanton St. Gallen ist die Polizei wegen der Vorschriften gegen die Coronavirus-Pandemie innerhalb eines Tages über hundert Mal ausgerückt. Sanktionen seien nur in wenigen Fällen ergriffen worden, schreibt die Behörde in einer Mitteilung am Sonntagmittag.
Bei den Kontrollen an diversen Orten habe es dennoch einige uneinsichtige Passanten gegeben. Diese hielten unter anderem Mindestabstände nicht ein. Sie seien mit einer Ordnungsbusse belegt worden.
In einem Fall seien in einem Restaurant Gäste bewirtet worden, teilte die Polizei weiter mit. Gegen den Wirt wurde demnach Anzeige erstattet. Bei einem Take-away-Geschäft mussten die Betreiber Sitzgelegenheiten absperren. Zudem schlossen die Beamten einen Solariumbetrieb. Daneben waren laut Polizei etliche Selbstbedienungsautowaschanlagen geöffnet. Diese mussten auf Anweisung der Polizei ebenfalls schliessen.
Laut der Polizei meldeten Bürger dutzendfach mutmassliche Verstösse gegen die geltenden Coronavirus-Vorschriften. Diese betrafen beispielsweise Grillstellen, Schulhausplätze, Spielplätze oder Ufer von Gewässern. In den meisten Fällen stellte die Polizei vor Ort keine Verfehlungen fest. Oftmals hätten sich die Personen getrennt oder den Abstand untereinander vergrössert.
Zufahrt zum Flüelapass GR wegen Rekordandrangs gesperrt
Die Zufahrt zum Flüelapass GR ist gesperrt worden. Ausflügler hatten auf einer Länge von zwei Kilometern rund hundert Fahrzeuge auf beiden Seiten der Strasse abgestellt. Die Kantonspolizei Graubünden spricht von einem Besucherrekord - trotz Aufforderung der Behörden, wegen des Coronavirus zu Hause zu bleiben.
Der Flüelapass, der wegen der Wintersperre derzeit noch geschlossen ist, konnte bisher von Davos her bis zur mittleren Station Tschuggen mit dem Auto befahren werden. Am Sonntag stellte die Polizei an der Talstation der Pischa-Bahn allerdings ein Fahrverbot auf, um das wilde Abstellen von Autos entlang der Strasse zu verhindern.
Am Samstag wurden noch keine Bussen verteilt, wie der Sprecher der Kantonspolizei, Markus Walser, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA gegenüber einen Bericht von "Blick online" bestätigte. Auch verzeigt worden sei niemand.
UBS hat bis jetzt Kredite von 1,8 Milliarden Franken vergeben
Die Grossbank UBS hat im Zuge der finanziellen Unterstützung von Schweizer Unternehmen wegen der Coronakrise bisher 23'000 Anträge im Umfang von 1,8 Milliarden Franken gesprochen. Die Kredithöhe betrug laut Konzernchef Sergio Ermotti im Schnitt 200'000 Franken.
Auf die Frage, ob es bereits Anträge für Kredite von über einer halben Million gebe, sagte Ermotti in einem Interview mit dem "SonntagsBlick", der allergrösste Teil betreffe Kredite darunter.
Bei den höheren Beträgen gebe es Kredite bis zu 20 Millionen Franken, aber ausserhalb des Programms auch Anträge von multinationalen Konzernen, die weit über diesen Betrag hinausgingen. Es gebe alles: von sehr kleinen Beträgen bis zu Milliardenkrediten.
Er hoffe, dass kleine und mittelgrosse Unternehmen mit Hilfe der Banken gerettet werden könnten. Das Ziel der Aktion sei es, dass die Firmen die Krise überstehen könnten. Natürlich müssten sich die Firmen verschulden. Aber die Kredite seien zinslos.
Sie seien somit wenigsten keine Last für den Cashflow. Hinzu komme, dass 80 Prozent der Kunden, die jetzt Sofortkredite bei der UBS aufgenommen hätten, bisher nicht verschuldet gewesen seien.
Ermotti betonte einmal mehr, dass die UBS keinen Rappen an den Krediten verdiene. Auch habe die Grossbank keine Liquiditätsvorteile. Sollten Gewinne anfallen, werde die UBS das Geld spenden. Die UBS sei auf die Krise vorbereitet. "Wir sind Teil der Lösung", sagte Ermotti in dem Interview weiter.
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