Arbeitskonflikt | Zweitägige Arbeitsniederlegung in Genf
Bauarbeiter drohen mit Verschärfung der Kampfmassnahmen
Nach einer zweitägigen Arbeitsniederlegung haben die Genfer Bauarbeiter ihren Streik am Mittwoch bis zum 11. November suspendiert. Zugleich drohten sie mit einer Verschärfung der Kampfmassnahmen, sollten die Arbeitgeber nicht auf ihre Forderungen eingehen.
Die Arbeitgeber erhielten am Mittwoch eine Frist bis zum 9. November. An diesem Tag ist die nächste Verhandlungsrunde über einen neuen Landesmantelvertrag (LMV) geplant, dem Gesamtarbeitsvertrag des Bauhauptgewerbes. "Bis dann haben die Genfer Baumeister Zeit, um ihre Schurkenvorschläge zurückzuziehen", drohte Thierry Horner von der Gewerkschaft SIT (Syndicat interprofessionnel des travailleurs).
Sollten die Arbeitgeber sich nicht gesprächsbereit zeigen, werden die Protestaktionen ausgeweitet. "Ohne eine Antwort wird der Streik am 11. November für eine Woche wieder aufgenommen", sagte Horner.
In Genf gingen die Bauarbeiter am Mittwoch den zweiten Tag in Folge auf die Strasse, um auf ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Rund 1000 Demonstranten folgten dem Aufruf zur Kundgebung. Damit waren sie etwas weniger zahlreich als am Vortag, als nach Gewerkschaftsangaben rund 2500 Demonstranten durch die Strassen der Rhone-Stadt marschierten. Die Polizei hatte 1800 Kundgebungsteilnehmer gezählt.
Die grosse Beteiligung zeige, dass die Genfer Bauarbeiter bereit sind, für ihre Rechte und ihre Würde zu kämpfen, heisst es von Seiten der Gewerkschaften. Die Bauarbeiter wehren sich für die Rente mit 60, gegen Lohndumping und "überlange Arbeitstage und für eine faire Lohnerhöhung".
Umstrittene flexible Arbeitszeiten
Hintergrund des Streiks ist der per Ende Jahr auslaufende Landesmantelvertrag zwischen dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) und den Gewerkschaften Unia und Syna. Stein des Anstosses sind insbesondere die flexible Arbeitszeiten. Der Baumeisterverband ist zwar einverstanden mit dem Rentenalter 60, nach Ansicht der Gewerkschaften jedoch nur mit einer massiven Erhöhung der flexiblen Arbeitszeit.
Damit müssten die Bauarbeiter von März bis Dezember immer Arbeitstage von bis zu zwölf Stunden haben, kritisieren die Gewerkschaften. Das sei ein Angriff auf die Gesundheit der Bauarbeiter. Zudem führten die Forderungen der Baumeister zu massiven Lohnsenkungen bei älteren Bauarbeitern und Lohndumping durch ausländische Firmen.
Weitere Aktionen
Zum Streik aufgerufen hatten die Gewerkschaften Unia, Syna und SIT. Die Protestaktionen hatten am Montag im Tessin mit rund 3000 Demonstranten begonnen. Weitere Anlässe sind in den kommenden Wochen in anderen Landesteilen geplant.
Übernächste Woche werden die Bauarbeiter in mehreren weiteren französischsprachigen Kantonen und im Kanton Bern auf den Strasse gehen. Anfang November folgen dann die Bauarbeiter des Kantons Waadt sowie der meisten Kantone der Deutschschweiz.
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