Wirtschaft | Familienunternehmen legt Fokus im Kraftstoff-Sektor auf grössere Volumen. 700 Privatkunden betroffen
Zwissig AG liefert Oberwalliser Einzelhaushalten kein Heizöl mehr
Das Familienunternehmen, geführt von WKB-Präsident Pierre-Alain Grichting, macht bei seiner Expansionsoffensive im Oberwallis rechtsumkehrt. Privatkunden werden künftig nicht mehr einzeln mit Diesel und Heizöl beliefert. Die Margen seien zu klein. Die Distanzen zu gross.
Seit mehr als 20 Jahren sei er nun Kunde. Zuerst bei der Firma Clausen & Seiler, nun von der Zwissig AG. Diese hatte den Gliser Heizöllieferanten samt Kundschaft 2016 übernommen. Und er sei doch «etwas erstaunt», dass jetzt plötzlich Schluss sei mit Lieferungen für seine private Ölheizung.
Briger Standort weg
Der verärgerte Kunde, der namentlich nicht genannt werden will, gehört zu rund 700 Oberwallisern, die jüngst einen Brief von Fabian Berclaz und Pierre-Alain Grichting erhalten haben. Darin erklären der Geschäftsführer sowie der Verwaltungsratspräsident der Zwissig AG, dass sich der Markt in den letzten Monaten «durch einen enormen Preiskampf» verschlechtert habe. Man sah sich veranlasst, «das Oberwallis neu zu analysieren». Resultat der Analyse: Der erst vor wenigen Jahren eröffnete Standort Brig wird geschlossen. Und in den Bereichen Diesel sowie Heizöl werde man sich fortan auf «grössere Volumen» konzentrieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. «Das bedeutet, dass wir keine einzelnen Privatkunden mehr beliefern werden.» Was im Brief an die Oberwalliser Kundschaft nicht steht: Der für die Dienstleistungen im Oberwallis zuständige Mitarbeiter hat die Firma in der Zwischenzeit verlassen. Das habe jedoch nichts mit dem strategischen Entscheid zu tun, bekräftigt Verwaltungsratspräsident Grichting auf Anfrage, ohne weiter auf die Personalie einzugehen.
In branchennahen Kreisen zeigt man sich derweil erstaunt ob des Entscheids. Das Familienunternehmen, das vor allem im Mittelwallis stark verankert ist, hat in den vergangenen Jahren im Oberwallis expandiert. Die Übernahme von Seiler & Clausen zeugt ebenso davon wie die Eröffnung des Büros in Brig. Mit einer aggressiven Preispolitik habe Zwissig auf dem Oberwalliser Kraftstoff-Markt denn auch kräftig Staub aufgewirbelt, sagen Marktkenner. Nun wird neu justiert.
Grössere Volumen
Die Marge auf den Liter Heizöl sei schlichtweg zu klein, um in einem Einfamilienhaus einen 2000-Liter-Tank füllen zu gehen, erklärt Grichting. Vor allem dann, wenn die Distanzen zwischen dem Kunden und dem firmeneigenen Lager in Siders grösser werden. Damit Zwissig pro Lieferung nicht drauflegen muss, werde man sich im Oberwallis deshalb fortan auf grössere Volumen konzentrieren, etwa für Mehrfamilienhäuser oder Geschäftsgebäude. Auch Sammelbestellungen von mehreren Privatkunden zusammen werde man künftig nachkommen, versichert Grichting. Nebst dem Erdölvertrieb ist die Zwissig AG in verschiedenen Bereichen im Transport- und Bauwesen aktiv.
David Biner
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