Energie | Enttäuschende Ergebnisse: Windpark Gries kommt ins Rotieren
Winderträge deutlich unter den Erwartungen
Der Windpark Gries ist in finanzieller Schieflage. Es hat zu wenig Wind. Und zu viele technische Probleme.
Er liegt zwischen dem Griespass und dem Nufenenpass in der Gemeinde Obergoms und wurde als Leuchtturmprojekt der Energiewende inszeniert: der Windpark Gries. Mittlerweile hat sich die Euphorie gelegt. Dafür macht sich Ernüchterung breit. Und Entschädigungsforderungen gegenüber dem Hersteller stehen im Raum. Dabei geht es insgesamt um rund 1,2 Millionen Franken.
Unzufriedene Kapitalgeber
Die Mehrheitsaktionärin ewl energie wasser luzern – sie besitzt derzeit knapp 70 Prozent der Gries Wind AG – bestätigt entsprechende Recherchen dieser Zeitung: «Die Winderträge in den vergangenen zwei Jahren lagen deutlich unter den Erwartungen. Dieser Umstand beeinflusst die finanzielle Lage der Gries Wind AG und ist Bestandteil aktueller Verhandlungen zwischen den verschiedenen Kapitalgebern.»
Vor drei Jahren wurde der Windpark auf 2500 Meter über Meer in Anwesenheit von Doris Leuthard und dem früheren Staatsrat Jean-Michel Cina eingeweiht. Es war Ende September 2016, kühl und windig. Die Windverhältnisse seien hier doch besser als angenommen, sagte die frühere CVP-Bundesrätin in ihrer Ansprache anlässlich des Richtfestes. Eine Aussage, die sich in der Folge nicht bewahrheitete. In den letzten beiden Jahren war die Produktion nicht zufriedenstellend. Das hat mehrere Gründe.
Senn fordert Entschädigungen
Auch Martin Senn bestätigt, dass die Produktion im letzten Jahr nicht zufriedenstellend gewesen sei. «Zum einen hatten wir einen sehr schönen Sommer mit wenig Wind in den Bergen. Dann waren die Leitungen für den Abtransport beschädigt, was dazu führte, dass während vier Wochen die vier Anlagen nicht produzieren konnten», so der Initiant und Betreiber des Windparks. Hinzu kamen weitere technische Probleme. «Man darf nicht vergessen, dass der Windpark Gries der höchstgelegene von ganz Europa ist und die Räder mit sehr widrigen Wetterlagen zu kämpfen haben», sagt Senn. Zusammen mit dem Hersteller der Anlage arbeite man daran, die Probleme zu lösen. Insbesondere die Blattheizungen gegen Propellervereisungen stellen die Betreiber vor Schwierigkeiten. Senn will daher die Herstellerfirma Enercon in die Pflicht nehmen. Entschädigungsforderungen in der Höhe von rund 1,2 Millionen Franken stehen im Raum. Derzeit laufen die Verhandlungen.
Auch die ewl betont, dass technische Optimierungen unerlässlich seien, zudem müsse man bezüglich der Prognosen zu den Winderträgen weitere Erfahrungen sammeln.
2019 gut unterwegs
Auch wenn die Startphase für die Gries Wind AG eine schwierige war, die Parameter für das Jahr 2019 präsentieren sich so weit ansprechend. «So hatten wir beispielsweise im Monat Januar eine Produktion von 1,6 Millionen Kilowattstunden, was einen absoluten Monatsrekord darstellt. Und im ersten Quartal produzierten wir 3,2 GWh», sagt Senn. Daher glaube man weiter an den Windpark Gries. Vorausgesetzt, die Räder drehen sich künftig wie gewünscht – und nicht wie in den letzten beiden Jahren. «Wenn es mehrere solche Jahre in der Reihe gibt, wäre das für den Windpark problematisch», erläutert Senn, und weiter: «Ende 2019 wissen wir mehr.»
Der Windpark Gries steht mit seine Problemen nicht alleine da. Erst kürzlich hat das Bundesamt für Energie den Windatlas 2019 publiziert. Dieser zeigt: Im Mittel sind die Windgeschwindigkeiten teils markant tiefer als früher angenommen.
Armin Bregy
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