Nationalratswahlen | Laut einer Umfrage drohen der CVP am 20. Oktober grosse Verluste. Auch SVP, FDP und SP verlieren
Die grüne Welle schwappt auch auf das Wallis über
Sitten | Die Grüne Partei Wallis wird in der nächsten Legislatur wohl erstmals im Nationalrat vertreten sein. Gemäss einer Umfrage von «sotomo» können die Grünen ihren Wähleranteil auf fast neun Prozent erhöhen. Verliererin der Wahlen dürfte die CVP sein. Sie wird nur drei der vier Sitze verteidigen können. SP, SVP und FDP sollten ihre Sitze halten können.
Der CVP Wallis droht laut der Umfrage ein ziemliches Debakel. Denn sie stürzt von 39,8 Prozent im Herbst 2015 auf noch 36,1 Prozent. Sie würde also 3,7 Prozent an Wähleranteil verlieren. Nimmt man die Wahlen 2015, wären das rund 35 000 Parteistimmen weniger. Mit Verlusten musste die CVP rechnen, auch mit nur noch drei Sitzen. Aber ein solch massiver Rückgang der CVP wäre doch erstaunlich, gerade nach der Euphorie, die rund um die Wahl von Viola Amherd in den Bundesrat herrscht(e).
Die CVP, die noch 1995 im Wallis fast 55 Prozent der Stimmen bei den Nationalratswahlen machte, würde also in vier Wochen noch auf gut einen Drittel des Stimmenanteils kommen. Eine rasante Talfahrt. Die vor mehr als 20 Jahren begann und 2015 zu enden schien. Bis 2007 stürzten die Christdemokraten auf 44,7 Prozent ab. 2011 folgte dann der grösste Taucher mit einem Rückgang von fünf Prozent. Die CVP zollte dem Erstarken der SVP Tribut. Doch 2015 konsolidierte man den Wähleranteil bei 39,8 Prozent. Das reichte mit viel Proporzglück und der Uneinigkeit der Linken zum Gewinn eines vierten Sitzes.
Überholen CVPO und CSPO die CVPU?
Keine Aussagen macht die Umfrage darüber, in welchem Kantonsteil die CVP mehr Federn lassen muss. Benjamin Roduit, der für Yannick Buttet im Frühjahr 2018 nachrückte, konnte wenig Akzente setzen und ist kein Mann der lauten Töne. Géraldine Marchand-Balet blieb in ihren vier Jahren ebenfalls blass. Und sie tritt erst gar nicht mehr an. Serge Métrailler, der sein Parteipräsidium bis nach den Wahlen ruhen lässt, machte bei den Staatsratswahlen als CVP-Parteichef einen sehr guten Job. Ob er die Partei auch als Kandidat mitreissen kann? Zweiter Hoffnungsträger ist Sidney Kamerzin.
Im Oberwallis starten die CVPO und die CSPO mit den beiden amtierenden Nationalräten Philipp Mathias Bregy und Thomas Egger. Schwächeln dürften auch diesmal eher die Unterwalliser. Die CVP Unterwallis nimmt im Familienduell gegen die beiden Oberwalliser C-Parteien von 2015 einen «Vorsprung» von 12 000 Parteistimmen mit. 2011 waren es noch über 17 000 Stimmen und 2007 gar über 50 000. Das Stärkeverhältnis der CVP zwischen dem Ober- und dem Unterwallis dürfte sich in einem Monat noch weiter ausgleichen. Gelingt es den «Schwarzen» und «Gelben» gar, die CVPU zu überholen und beide Sitze zu verteidigen?
Diesmal droht der CVP Ungemach durch den Aufstieg der Grünen. Und die sind vor allem in den Unterwalliser Städten stark. Die Grünen können ihren Wähleranteil gegenüber 2015 massiv ausbauen, steigern sich von 4,9 Prozent auf 8,8 Prozent. Die grüne Welle scheint also auch das Wallis erfasst zu haben. Es entspricht dem nationalen Trend. In einer nationalen Umfrage der SRG in der dritten Augustwoche legten die Grünen um 3,4 Prozent zu. Im Wallis gehören für 37 Prozent der Befragten der Klimawandel und der CO2-Ausstoss zur zweitgrössten politischen Herausforderung. Das zeigt, dass das Thema die Bürgerinnen und Bürger weit über die Parteibasis der Grünen hinaus bewegt.
Die Steigerung der Grünen ist zwar massiv, aber nicht überraschend, denn sie zeichnete sich ab. Bereits bei den Grossratswahlen im März 2017 erreichte die Ökopartei einen Wähleranteil von 6,15 Prozent. Seither ist sie mit acht Sitzen im Walliser Parlament vertreten, hat also ihre Mandate gleich vervierfacht. Und bei den Wahlen in den Verfassungsrat, die natürlich nur bedingt vergleichbar sind, schafften die Grünen fast acht Prozent. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass das Wallis am 20. Oktober erstmals einen Grünen ins nationale Parlament wählt.
Minime Chance für die SPO
Mit dem Aufstieg der Grünen ist klar, dass Links-Grün zwei Sitze erreichen wird. Die SP verliert zwar weniger als in früheren Wahlen, sinkt aber nochmals um einen halben Prozentpunkt auf noch 12,8 Prozent. So tief wie nie seit 1991.
Kein Drama für das Listenbündnis. Denn das links-grüne Lager kann auch mit den Stimmen der CSP Unterwallis rechnen. Die Unterwalliser Christlich-Sozialen dürften wie 2015 in etwa 1,5 Prozentpunkte für die Linksallianz beitragen. Das ergibt also fast 24 Prozent Wähleranteil. Leidtragende des Aufstiegs der Grünen ist die SP Oberwallis. Die Chancen von Parteipräsident und Spitzenkandidat Gilbert Truffer, gewählt zu werden, sinken damit auf ein Minimum. Für einen SPO-Sitz dürfen die Grünen nicht mehr als die Hälfte der Stimmen des SP-Blocks erreichen. Die Strategie der SPO, primär die SVPO und deren Nationalrat Franz Ruppen anzugreifen, scheint nutzlos zu verpuffen.
Die SVP bleibt stabil
Gute Chancen, sein Mandat zu behalten, hat hingegen Franz Ruppen (SVPO). Der SVP drohen national die grössten Verluste. Mehr als zwei Prozentpunkte soll die stärkste Schweizer Partei national verlieren. Entsprechend angespannt ist man auch bei der SVP Wallis. Doch die SVP Wallis scheint ihren Wähleranteil fast halten zu können. Sie verliert nur 0,4 Prozent, bleibt aber mit 21,8 Prozent klar zweitstärkste Partei und drittstärkster Block. Das dürfte für die Verteidigung der beiden Sitze reichen. Die SVP scheint sich bei soliden 20 Prozent zu konsolidieren.
Nur ein Sitz für die FDP
Gefahr droht ihr einzig von der FDP. Sie hat sich selbst mit dem Ziel, einen zweiten Sitz zu erreichen, kräftig unter Dampf gesetzt. Nun müssen die Radikal-Liberalen im Vergleich zu 2015 sogar mit einem Minus von 1 Prozent rechnen, liegen noch bei gut 17 Prozentpunkten. Da fehlen vier Prozentpunkte auf die SVP. Das wird schwierig bis unlösbar.
Die Freisinnigen haben mit den Grünliberalen zwar noch einen Verbündeten im Boot. National traut man den Grünliberalen eine Steigerung von 2,3 Prozent zu. Im Wallis sind sie aber erst seit diesem Sommer präsent. Bei der Premiere dürften sie laut «sotomo» einen Wähleranteil von unter einem Prozent erreichen. Wie für die Bürgervereinigung von Jean-Marie Bornet lassen sich keine verlässlichen Prognosen machen. 3,6 Prozent bleiben für Sonstige, die CSPU, die GLP und die Bürgervereinigung. Eine Listenverbindung mit der FDP hat nur die GLP.
Noch ist es eine Momentaufnahmen von Mitte September. Den Parteien bleibt ein Monat Zeit. Allerdings werden bis spätestens nächster Woche alle Wählerinnen und Wähler ihre Unterlagen erhalten.
Herold Bieler
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