Passstrassen | Hohe Lawinengefahr erschwert die Schneeräumung am Furka, an der Grimsel und am Nufenen
Kampf den Schneemassen
GLETSCH | Aufgrund hoher Lawinengefahr mussten oberhalb der Passstrassen im Goms am Donnerstag und Freitag unzählige Lawinen künstlich ausgelöst werden. Damit einher ging die Einstellung der Räumungsarbeiten. Die Strassen werden deshalb kaum vor Mitte Juni 2019 für den Verkehr freigegeben werden können.
Die Gegensätze könnten grösser kaum sein. Im Rhonetal steht das Gras auf den Wiesen kniehoch, die ersten Wasserratten zieht es in die Freibäder. Im Hochgebirge liegt der Schnee hingegen noch meterhoch. «Im Vergleich zum zurückliegenden Winter messen wir auf den Passstrassen im Goms 1,5 Meter mehr Schnee», erklärt der zuständige Gommer Strassenmeister Urs Wyer gegenüber dem «Walliser Boten». Das sei den Niederschlägen von Anfang und Mitte April zuzuschreiben, die in der Region grosse Neuschneemengen brachten. «Die darauffolgende anhaltend kühle Witterung bis Mitte dieser Woche hat verhindert, dass sich die zahlreichen Lawinenhänge über den Passstrassen spontan entleert haben.»
Trotzdem haben die Räumungsequipen in der vergangenen Woche mit schwerem Gerät mit den Arbeiten begonnen. «Diese mussten aber aufgrund eines Lawinenniedergangs auf die Grimselpassstrasse eingestellt werden, bei dem nur dank der schnellen Reaktion der betroffenen Mitarbeiter keine Menschen zu Schaden kamen.» Die Sicherheit der Räumungsmannschaften habe für ihn höchste Priorität, betont Urs Wyer, der schon im zweiten Jahr als Strassenmeister die Arbeiten verantwortet. Deshalb hat Wyer auf dieses Jahr hin neu die Stelle eines Sicherheitsbeauftragten für die Zeit der Räumungsarbeiten geschaffen.
Neu liegt es am Bergführer Beni Jossen aus Naters, täglich eine Risikobeurteilung vorzunehmen, bevor die Equipen zu frühmorgendlicher Stunde mit den Fräsarbeiten beginnen. «Er kontrolliert dabei auch, dass jedermann ein Lawinenverschüttetengerät auf sich trägt, und checkt alle Arbeitsabläufe auf mögliche Sicherheitslücken ab», sagt Wyer.
Nach dem Unterbruch der Arbeiten sollen diese nun am Montag kommender Woche wieder aufgenommen werden. Ermöglicht hat dies erst die künstliche Auslösung von Lawinen am Donnerstag und Freitag. Dafür wurde der Lawinenexperte Peter Schwitter zugezogen. Zusammen mit Bergführer Christian Imstepf und Beni Jossen mussten sie etwa am Donnerstag eine mächtige Schneeverwehung oberhalb der Grimselpassstrasse vor Ort wegsprengen. Den Grossteil der Hänge mit Lawinengefahr entschärfte Schwitter aber mit dem Abwerfen von Thovax-Sprengstoff aus dem Helikopter der Air Zermatt.
«Wenn das Wetter mitspielt, gehen wir davon aus, dass wir die Passstrassen Mitte Juni öffnen können», sagt Wyer. «Dabei muss aber auch berücksichtigt werden, dass unsere Berufskollegen im Tessin, im Kanton Bern und Kanton Uri das gleiche Ziel vor Augen haben.
Norbert Zengaffinen
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