Vor Wintersaison | Erste Etappe der Stabilisierungsmassnahmen an Mast 1 fertig
Zermatter Rothorn-Bahn wieder startklar
Zermatt | Die Pendelbahn Rothorn der Zermatt Bergbahnen kann ihren Betrieb nach einem siebenmonatigen Stillstand zum Start in die Wintersaison 2018/19 wieder aufnehmen. Der Unterbruch war notwen-dig, um den instabilen Untergrund eines Mastes der Bergbahn mit auf- wendigen Bauarbeiten zu stabilisieren.
Die Schliessung der Rothorn-Bahn am 31. März 2018 kam überraschend. Im Rahmen von standardisierten Kontrollen aller Bahnen sind bei Mast 1 der Rothorn-Bahn auf einer Höhe von 3000 Metern über Meer beschleunigte Bewegungen des Untergrunds festgestellt worden. Als Folge davon wurden einzelne Stabelemente der Mastkonstruktion durch Druckkräfte deformiert. Der Bahnhersteller Garaventa konnte für die Betriebssicherheit nicht mehr garantieren, sodass die Zermatt Bergbahnen gesetzlich dazu verpflichtet waren, die Bahn zu schliessen.
«Eine bittere Sache, denn auch im Sommer ist das Rothorn ein beliebtes Ausflugsziel», kommentierte Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen, seinerzeit die Schliessung im «Walliser Boten». Wie beliebt die Bahn bei Wintersportlern und Sommertouristen ist, zeigen die Frequenzen. Durchschnittlich 600 000 Personen befördern die beiden 150er-Kabinen im Winter aufs Rothorn, immerhin 50 000 Berg- und Talfahrten werden im Sommer registriert.
Berghang bewegt sich konstant
«Ein geologisches Gutachten im Nachgang zur Schliessung zeigt auf, dass der Fels im Untergrund am ganzen vorderen Teil des Rothorns mit einer Bruchlinie zwischen dem Gipfel und Mast 1 jährlich um einen Zentimeter in nordwestliche Richtung driftet», erklärt Hasler. «Auf diesem Fels steht Mast 1 mit vier Betonfüssen in einer sieben bis neun Meter hohen Moränenschicht. Diese Deckschicht hat sich nicht gleichmässig bewegt, sodass sich einer der vier Mastfüsse im Zentimeterbereich verdreht hat.» Daraus hätten schliesslich Deformationen von Stabelementen der Mastkonstruktion resultiert, was aus Sicherheitsgründen eine Schliessung der Bahn erforderte.
Während des Sommers sind nun 700 Kubikmeter Mörtel rund um die Betonfüsse bis hinunter in den Felsen im Untergrund injiziert worden. «Somit sind auch alle Hohlräume in der Moränenschicht verfüllt worden. 117 Bohrungen waren dazu notwendig. Ziel der Massnahme ist, dass sich die vier Füsse von Mast 1, neu eingegossen in einer unterirdischen ‹Betonplatte›, in Zukunft gleichmässig verschieben», erläutert Hasler die Bauarbeiten. Somit konnten auch die Deformationen an Mast 1 wieder rückgängig gemacht werden. «Die Bahn ist damit betriebssicher, sodass sie auf die Wintersaison am 24. November den Wintersportlern erneut zur Verfügung steht.»
Stilllegung im Sommer 2019
Da sich der Berg rechtwinklig zur Bahnlinie bewegt, sind zwischen den Betonfundamenten und der Mastkonstruktion Verschiebevorrichtungen angebaut. So kann die Stütze im Laufe der Jahre immer wieder in die richtige Position gebracht werden. Diese sind bereits im Jahr 2011 installiert worden, nun aber sind die Korrekturmöglichkeiten erschöpft. «Aus diesem Grund wird die Rothorn-Bahn Ende Wintersaison wieder still-
gelegt, um die Verschiebevorrichtungen so zu erweitern, dass sie für rund 40 Jahre die Bewe-gungen des Berghangs auffangen können.»
Weil diese Massnahme ein Eingriff in die Elektromechanik der Pendelbahn darstelle, sei dazu
ein Plangenehmigungsverfahren beim Bundesamt für Verkehr (BAV) vonnöten. Hasler rechnet damit, dass die Bewilligung des BAV vor Ende der Wintersaison vorliege, damit die Umsetzung der Massnahme nach der Wintersaison zügig an die Hand genommen werden könne.
Gleichzeitig haben die Zermatt Bergbahnen für die Überwachung von Mast 1 der Rothorn-Bahn ein satellitengestütztes Überwachungssystem in Betrieb genommen. «Das Kontrollsystem ermöglicht es, jederzeit Bewegungen im Millimeterbereich an Mast 1 festzustellen. Es wird auch bei einzelnen Stützen von Bergbahnen in Findeln und solchen der Bahnen aufs Klein Matterhorn eingesetzt.»
Kosten von über einer Million Franken
Bislang sind für die Stabilisierungsmassnahmen an Mast 1 der Rothorn-Bahn etwa eine Million Franken an Kosten für die Zermatt Bergbahnen aufgelaufen. «Weil es sich nicht um einen Schadensfall, sondern um vorsorgliche Massnahmen zur Schadenverhinderung handelt, muss die Bahnversicherung nicht für die Kosten aufkommen. Dennoch beteiligt sich die Versicherungsgesellschaft kulanterweise an den Kosten», freut sich der CEO der Zermatt Bergbahnen.
Norbert Zengaffinen
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