Hotellerie | Eine Versteigerung von Hotel-Ritz-Inventar trug acht Millionen Franken ein
Der legendäre Name Ritz definiert bis heute Hotel-Luxus

Begehrt. 95 Prozent der versteigerten Objekte gingen über dem Schätzwert weg.
Foto: Keystone
PARIS / WALLIS | Für den Preis, mit dem sich bei uns ein nettes Hotel bauen liesse, versteigerte das Pariser Luxushotel Ritz letzte Woche einen Teil seines Inventars.
Unter den Hammer kamen von Dienstag bis Samstag Möbelstücke und andere Objekte, vorab nicht mehr benötigte Antiquitäten aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und aus den 1920er-Jahren. Sie waren alle von höchster Qualität, dem weltweit legendären Ruf des Fünfsternehotels gerecht werdend. Einige der Gegenstände dürften noch vom Begründer des Hotels, Cäsar Ritz, selber ausgewählt worden sein. Der aus Niederwald stammende «Hotelier der Könige und König der Hoteliers» hatte den Ruf des Hotels als Luxus-Unterkunft für die Reichen und Schönen neu definiert.
Nach dem Kauf des damaligen Hôtel de Lazun im März 1897 hatte er dem Haus neuen Glanz verliehen und die Hotellerie mit Liebe zum Detail und innovativen Ideen auf ein höheres Niveau gehoben. Wie das Interesse an der Auktion zeigte, steht das Ritz bis heute für Luxus und Qualität.
Erwartungen übertroffen
Die vom beauftragten Auktionshaus Artcurial in einem Katalog angebotenen 3400 Gegenstände fanden allesamt einen Abnehmer, wie am Samstag nach Auktionsschluss mitgeteilt wurde. Artcurial hatte mit einem Erlös von einer Million Euro gerechnet – heraus kam das Siebenfache. Der Name Ritz ist folglich auch in den Köpfen von Menschen ein Begriff, die sich einen Aufenthalt in diesem Luxushotel nie leisten könnten. Die Versteigerung liess nun mitunter einen souvenirträchtigen Gegenstand und damit einen Hauch des «Ritz-Mythos» in den eigenen Besitz übergehen. Angefangen hatte dies mit einer Deckenlampe oder Raffhaltern für 120 Franken und führte bis hin zu einem Paar monumentaler Nymphen-Skulpturen aus Bronze für 12 000 Franken, welche früher die Eingangshalle des Ritz schmückten. 95 Prozent der Auktionsobjekte gingen über dem Schätzwert an neue Besitzer. Die Hälfte der Bieter meldete sich via Internet. Ob sich darunter auch Walliser Interessenten befanden, welche ein Stück vom legendären Ritz zurück in die Heimat des Gründers holen wollten, ist nicht bekannt.
Geschichtsträchtige Schnäppchen
Angeboten wurden die Stücke aus dem reichen Inventar-Fundus, der nach einer vierjährigen und im Juni 2016 beendeten Umbauzeit nicht mehr gebraucht wurde. Darunter etwa ein Gartentor mit dem berühmten Ritz-Emblem, aber durchaus auch «geschichtsträchtige» Highlights wie die erste Duschwanne des Hotels, ein Betthaupt, die lackierten Nachttische aus der Suite von Coco Chanel (Schätzwert 2000 bis 3000 Euro) sowie Hocker aus der «Hemingway»-Bar (Schätzwert: 100 bis 5000 Euro). Diese trägt den Namen des amerikanischen Schriftstellers, seit er als Soldat im August 1944 mit seiner Pistole die deutschen Eindringlinge persönlich aus der Nobelherberge jagen wollte. Bloss waren die Nazis damals schon weg…
Um die potenziellen Käufer «gluschtig» zu machen, wurden rund 20 Prozent der Möbel wie Stühle, Sofas und Tischchen vor der Versteigerung ausgestellt, unter anderem auch in anderen Auktionshäusern in europäischen Städten wie etwa München. Es kamen auch Möbel aus Suiten unter den Hammer, in denen Kino- und Showstars einst ebenso nächtigten wie Präsidenten und gekrönte Häupter. Coco Chanel etwa lebte im Ritz während vielen Jahren in einer Suite mit eigenen Möbeln. Auch sie waren zum Teil zu haben.
Glanz und Elend
Den Gegenständen wohnt ein Stück von Glanz und Elend inne, identisch mit der Geschichte, die das Ritz an der Place Vendôme im 20. Jahrhundert erlebte. Während des Zweiten Weltkrieges hatten die Deutschen das Hotel 1940 in Beschlag genommen und zur mondänen Residenz von Offizieren des Dienstgrads Marschall, Admiralen und Ministern umfunktioniert. Später diente das Ritz etwa als Kulisse für verschiedene Filme, so etwa «Ariane» von Billy Wilder aus dem Jahre 1957 mit Schauspielern wie Gary Cooper, Audrey Hepburn und Maurice Chevalier, in späteren Jahren auch für Szenen in Filmen wie «The Da Vinci Code» (2006) oder «Midnight in Paris» (2011).
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