Ständeratswahlen | Philippe Nantermod, FDP, kämpft mit offenem Visier. Er kann gar nicht anders
Rieders Herausforderer
Philippe Nantermod ist der einzige ernst zu nehmende Ständeratskandidat im Kanton, der ohne Listenpartner aus dem Oberwallis ins Rennen steigt. Wer ist eigentlich dieser Mann?
Er ist mit seinen 35 Jahren noch jung, aber erfahren. Gleich wie sein Konkurrent von der SP, Mathias Reynard. Die beiden werden im Unterwallis ohnehin gerne verglichen: gleiche Politikergeneration, die gleiche Leaderrolle in ihren jeweiligen Kantonalparteien. Und doch so verschieden. Während Reynard am äussersten linken Rand des Nationalrates politisiert, steht Nantermod stramm Mitte-rechts. Reynard hat das Image «Sunnyboy», Augenbrauen-Piercing und am liebsten im T-Shirt. Nantermod ist der Typ Wadenbeisser im perfekt sitzenden Anzug. «Ich mache mir längst keine Gedanken mehr zu meiner Aussenwirkung», so der FDP-Mann. «Keine Zeit.»
Erstaunt über Ego der Oberwalliser
Jetzt sowieso nicht. Es läuft die Herbstsession in Bundesbern und natürlich der intensive Wahlkampf im Wallis. Lange Tage. Und in den Nächten meldet sich regelmässig das wenige Monate alte Baby. Andere würden jetzt sagen, dass sie natürlich alles im Griff und eine Super-Frau hätten. «Ganz ehrlich: Es ist im Moment etwas kompliziert, alles unter einen Hut zu bringen», sagt derweil Vater Nantermod. Er sagt, was er fühlt und denkt. Weniger, was andere hören möchten. So plädiert er auch ohne Wenn und Aber für die Erhöhung des Rentenalters oder der Mindestfranchise bei den Krankenkassen (siehe Spalte rechts). Nicht unbedingt populäre Voten. Aber Nantermod, ein RadikalLiberaler bis in die letzte Faser, kann nicht anders.
Auch im Rennen um einen Ständeratssitz kämpft er mit offenem Visier. Im Gegensatz zu SP-Mann Reynard, der es sich mit dem Oberwallis ja nicht verscherzen will und dabei Bundesrätin Viola Amherd wie auch Ständerat Beat Rieder bauchpinselt, will der FDPMann am Oberwalliser Sitz sägen. «Ich war überrascht, wie selbstverständlich man im Oberwallis davon ausgeht, einen Sitz auf sicher zu haben», sagt Nantermod, «zumal die Oberwalliser Bevölkerung noch knapp 20 Prozent des Kantons ausmacht». Die Wiederwahl von Beat Rieder ist für Nantermod deswegen alles andere als klar. Der Oberwalliser CVPStänderat sei im Unterwallis nur wenig bekannt und kaum in den Medien präsent – «wie ich im Oberwallis ja auch nicht». Zudem sieht der Rechtsanwalt die Unterwalliser CVP nicht in einer sehr guten Verfassung. Mit ihm, Reynard, Cyril Fauchère von der SVP sowie CVP-Frau Marianne Maret schicke jede welsche Partei ihre besten Kandidaten ins Rennen. Rein rechnerisch könnte es deshalb knapp werden für den Oberwalliser. «Es besteht ein reelles Risiko, dass Beat Rieder nicht gewählt wird.» Nantermod will seine Kampfansage mit arithmetischen Argumenten untermauern, nicht mit Emotionen. Wohlwissend, dass seine Botschaft aber bei Freund und Feind genau auf der Gefühlsebene landet. Nantermod ist ehrlich und geradeaus, aber nach mehr als 15 Jahren in der Politik auch mit allen möglichen Wassern gewaschen.
In zehn Jahren Schluss?
Fern von Wahlkämpfen hat sich Nantermod in den letzten Jahren auch innerhalb der Partei etabliert, ist dort Vizepräsident. Die FDP Schweiz hat sich schwergetan, sich zu den Klima-Themen klar zu positionieren. Eine Umfrage an der Parteibasis hat indes gezeigt, dass sich die Partei der Debatte nicht verschliessen will. «Vor allem wir Walliser sind sehr naturverbunden, haben aber keinen linken Blick auf die Umwelt.» Er wolle bürgerliche und wirtschaftsfreundliche Antworten auf die Umwelt-Fragen finden, sagt der frühere FDPGrossrat. Wo er sich in zehn Jahren sehe, wisse er nicht, sagt er zum Schluss. «Gut möglich, dass ich dann bereits nicht mehr in der Politik bin.»
David Biner
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