Tourismus | Verkauf als Gesamtpaket kam nicht zustande
Art-Furrer-Erbe wird punktuell veräussert

Grossprojekt. Dem Hotel Alpenrose, das abgerissen und neu gebaut werden soll, werden Appartementsbauten vorgelagert. Die Bauherrschaft will 35 Millionen Franken investieren.
Foto: Walliser Bote
Mitten in der Bergsommer-Hochsaison setzt die Situation rund um die Schlüsselbetriebe von Art Furrer Fragezeichen. Der Verkauf nimmt seinen Lauf.
Ende Wintersaison 2018/19 schloss das Hotel Alpenrose plangemäss seine Türen. Das war nach dem zuvor erfolgten Verkauf an die Firmen Baulink und Volken Group so angekündigt worden. Der umgehend vorgesehene Abriss und Neubau geriet jedoch in Verzug. Bisher tat sich dort nichts. Die für das geplante Projekt benötigte und von der Gemeinde Riederalp in einer Urversammlung einstimmig bewilligte Umnutzung des Quartierplans wurde in Sitten anders beurteilt. Aus der Sicht des Kantons stimmte der «Fussabdruck» des Gebäudes nicht.
«Jetzt zeichnet sich jedoch eine Lösung ab», sagt Gemeindepräsident Peter Albrecht. Bauherr Stefan Volken ist auf die Stellungnahme des Kantons gespannt. Er habe sie noch nicht gesehen, lässt er aus den Ferien wissen. Volken: «Wir sind bezüglich Projektanpassung beweglich, aber nicht zu allem bereit.» Grundsätzlich sei man so weit, innert drei Wochen ein Baugesuch einreichen zu können. Geplant sind ein kompletter Hotelneubau am heutigen Standort sowie im südlich gelegenen Hang die Erstellung von Appartements. Die neuen Besitzer planen beim Komplex Alpenrose mit einer Gesamt-Investition von rund 35 Millionen Franken.
Alpenrose-Neubau 2020
In der aktuellen Situation ist eine Realisierung in diesem Jahr nicht mehr möglich. Volken geht heute davon aus, dass im Frühjahr 2020 die Abrissbirne auffahren kann. Das neue Hotel sollte dann auf die Wintersaison 2021/22 bezugsbereit sein. Ob dieser Zeitplan auch für die Fertigstellung der Appartements aufgeht, lässt er offen. Für die Destination stellt sich damit die Frage, ob das Hotel in seiner heutigen Form im Winter 2019/20 nochmals geöffnet wird. «Es wäre im Interesse der ganzen Station», sagt Albrecht. «Wir suchen nach einer Lösung», fügt Volken an. Auch für ihn würde das Sinn machen.
Auf der Riederfurka nur noch Selfservice
Die Frage, ob geöffnet oder nicht, stellt sich auch bei den Betrieben, die sich (noch) im Besitz von Andreas und Alexander Furrer, den Erben von Art und Gerlinde Furrer, befinden. So steht man etwa beim Berghotel Riederfurka vor geschlossenen Türen. Auf dem vielbegangenen Wanderweg Richtung Riederhorn/Aletschwald/Hängebrücke Belalp/Moosfluh bietet nur noch das Selbstbedienungsrestaurant seine Dienste an. «Das ist schon seit Herbst 2017 so», sagt Andreas Furrer, «also nichts Neues.»
Berghotel Riederfurka für sechs Millionen
Am Weiterbetrieb des Berghotels Riederfurka besteht bei Furrer kein Interesse mehr. Als Käufer würden sich die Aletsch Bahnen eignen. Ihnen wurde vor einigen Jahren bereits die Bettmer-Hitta zwischen Bettmer- und Fiescheralp angeboten und verkauft. Die Bahnen zeigen jedoch zumindest derzeit an einem weiteren Restaurationsbetrieb kein Interesse. Inzwischen ist die Fusion mit der Luftseilbahn Fiesch-Eggishorn AG erfolgt, wo im Moment die Sektion Fiesch–Fiescheralp neu gebaut wird. Beim Grossprojekt ÖV-Hub Fiesch fallen insgesamt Kosten von 45 Millionen Franken an, davon haben die Aletsch Bahnen 23,5 Millionen Franken zu stemmen.
Für den Verkauf des Furrer-Erbes ist die Maklerfirma Leisure Properties GmbH mit Sitz auf der Riederalp am Zug. Die von der holländischen Familie Coltof betriebene Firma hat den Verkauf des Berghotels Riederfurka letzte Woche schon mal via Facebook lanciert. Der Preis liegt bei sechs Millionen Franken. «Nächste Woche werden wir die Verkaufsaktivität verstärken», sagt Ruben Coltof. Derweil fragen sich Beobachter, weshalb ein Betrieb in der Hochsaison nicht geöffnet ist, wenn er einen solchen Wert haben soll.
Diverse Liegenschaften ausgeschrieben
Die Homepage der Leisure Properties zeigt, dass aus dem Besitz der Familie Furrer aktuell an die zehn Liegenschaften zum Verkauf stehen. «Das Interesse ist gross», sagt Coltof. Die Holländer, drei Brüder zusammen mit ihrer Mutter, haben für die Furrers schon verschiedene Immobilien-Geschäfte abgewickelt. Laut eigenen Aussagen betreiben sie ihre Firma mit Hauptsitz Riederalp sowie Filialen im Tessin und in Stresa seit nunmehr acht Jahren mit Erfolg, haben in der Region einen soliden Namen. «Wir haben in diesem Jahr auf dem Aletsch-Plateau bereits Immobilien im Wert von 20 Millionen Franken verkauft», sagt Ruben Coltof. Als besonderen Kundenservice bezeichnet Coltof im Dossier Furrer die kostenfreie Betreuung des Umbaus von Hotelzimmern in Appartements.
«Plan B» in der Umsetzung
Wie viele Objekte aus dem Besitz der Furrers letztlich zum Verkauf stehen und wie hoch der Wert dieses Portfolios liegt, wollte Coltof nicht sagen. Anhand der aktuell ausgeschriebenen Liegenschaften ist ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag aber bald aufaddiert.
Der Gesamtbesitz der Furrers umfasst laut CEO Andreas Furrer rund 40 Wohneinheiten, in denen 200 Betten bewirtschaftet werden. Zuletzt wurden von der Furrer Gruppe darin jährlich gut 50 000 Logiernächte generiert, was die Bedeutung dieses Anbieters unterstreicht. Mit der punktuellen Veräusserung des Besitzstandes ist die Umsetzung von «Plan B» angerollt, wie ihn Andreas und Alexander Furrer gegenüber dem «Walliser Boten» (siehe WB vom 21. Juni 2019) angekündigt haben. Mit anderen Worten kam «Plan A», der bevorzugte Verkauf des Gesamtpaketes an ein und denselben Käufer, nicht zustande. Am 5. Juli verstrich der dafür von den Furrers gesetzte letzte Termin ungenutzt.
Situation wird bedauert
In der Branche ist bekannt, dass das Gesamtpaket der Käuferschaft des Hotels Alpenrose angeboten wurde. Stefan Volken sagte dazu in einem anderen Zusammenhang schon zu einem früheren Zeitpunkt, dass sich die Volken Group als Bauunternehmer und Immobilienhändler verstehe, nicht aber als Hotelier und Restaurateur. Dazu fehlten in der Familie Erfahrung und Kompetenz. Mit anderen Worten: Der Kauf ist das eine, die sinnvolle Nutzung und kluge Verwaltung der Objekte das andere. Hinzu weiss jedermann, dass gewisse Betriebe aus dem Besitzstand der Furrers Reinvestitionsbedarf aufweisen.
Dass Andreas Furrer, der die Familienunternehmung nun seit zehn Jahren alleinverantwortlich führt, wenig Herzblut mehr spürte, im bisherigen Räderwerk mitzutreten, sagte er gegenüber dem WB vor einem Monat unmissverständlich. Das ist sein gutes Recht, genauso wie der Entscheid, wie er seine Betriebe in dieser Umbruchphase leiten will. Dass die jetzige Situation aus der Gesamtsicht des Angebotes trotzdem zu bedauern ist, versteht jeder, dem das Aletsch-Plateau naheliegt. Man möchte das Angebot dieses wichtigen Pfeilers nicht missen respektive den Fortbestand garantiert wissen. Entsprechend lauten auf der Alp die Kommentare.
Offene Vorwürfe
Furrer hat seine Entscheide im WB unter anderem damit begründet, auf der Riederalp sei es in den letzten Jahren vernachlässigt worden, mit attraktiven Angeboten neue Gästesegmente anzulocken. Dass Schuldzuweisungen im eigenen Teich nicht alles entschuldigen, weiss Andreas Furrer selbst.
Zur jetzigen Umsetzung von «Plan B» zeigt Andreas Furrer wenig Lust, sich näher zu äussern. Wenn es etwas zu kommunizieren gebe, werde er das von sich aus tun, liess er auf Anfrage schon vor Tagen schriftlich wissen.
Der Vater schweigt
Und was sagt Art Furrer dazu, der das ganze Imperium zusammen mit seiner Gattin Gerlinde über Jahrzehnte aufgebaut und erfolgreich betrieben hat? Auf Geheiss der Erben hält er sich mit seiner Meinung zumindest gegenüber der Öffentlichkeit zurück.
Dabei ist jedermann klar, dass er dazu Wichtigeres zu sagen hätte als über seine kürzliche Besteigung des Mont Blanc, mit der er es offenbar allen heimzahlen wollte, die ihn mit Häme und Spott übergossen haben sollen.
Thomas Rieder
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