Ständeratswahlen | Marianne Maret, CVP, steht vor einer historischen Herausforderung
Politik aus Leidenschaft
Marianne Maret hat Grosses zu leisten. Ihre Partei strebt mit ihr als Nachfolgerin der langjährigen Wahlkampflokomotive Jean-René Fournier an der Seite von Beat Rieder die beiden Sitze in der kleinen Kammer an.
An diesem seit über 150 Jahren bestehenden Besitzanspruch der CVP hat die vierfache Mama und fünffache Oma eine ganze Menge zu verlieren. Aber auch zu gewinnen. Schafft sie’s, wird sie erste Walliserin im Ständerat. Dem Bergkanton stünde die Eroberung der letzten männlichen Ämterbastion nach der ersten Staatsrätin und der ersten Bundesrätin gut an.
Die Erwartung ist erfüllbar. Die CVP ist im Wallis immer noch die entscheidende politische Kraft. Sie hält sechs der zehn nationalen Mandate und drei der fünf Regierungssitze. Das ist nicht zuletzt eine Frage der Köpfe, welche die Partei immer wieder hervorbringt.
Zwei Fragen
Marianne Maret passt perfekt in dieses Konstrukt. Sie präsidierte acht Jahre die Gemeinde Troistorrents und vertritt den Bezirk Monthey seit 2009 im Grossen Rat, wo sie derzeit der Geschäftsprüfungskommission vorsteht. «Diese Erfahrung», sagt Maret, «ist sehr wertvoll.» Gerade auf Gemeindeebene habe sie gelernt, «wie man realistische Politik machen muss».
Im Juni 2018 kam die Anfrage, ob sie für eine Ständeratskandidatur bereit sei. Für September wurde die Antwort erwartet. «Mach es», sagte ihr Mann von Beginn an. Sie selber nahm sich für die Entscheidfindung mehr Zeit, wollte den Puls bei verschiedenen Partei-Exponenten spüren. Dabei hatte sie zwei Fragen. «Traut ihr mir dieses Amt zu – und habe ich Chancen, für die Partei den Sitz zu behaupten?» Ob man sie unterstütze, habe sie nicht gefragt. Das war für sie logisch, «zumal ich von allen Seiten ein doppeltes Ja erhielt», zeigt sich ein Funkeln in ihren Augen. Damit war die Entscheidung gefallen. Den allfälligen Aufwand des Amtes, den sie auf 70 Prozent einschätzt, scheut sie nicht. «Politik ist für mich nicht Arbeit, sondern Leidenschaft. Und ich mag Herausforderungen.»
Den Wahlkampf erlebt sie als aufwendig und intensiv. Die Agenda ist übervoll. Das sei aber keine Klage. «Ich arbeite gerne und viel.» Als weitere persönliche Stärken bezeichnet sie ihre Gewissenhaftigkeit und «dass zwischen meinen politischen Überzeugungen und meiner Lebensart völlige Kohärenz besteht». Und die Schwächen? «Ich zweifle zu viel», was ein Mann in dieser Situation wohl kaum eingestehen würde, fügt sie an.
Keine Wahlprognosen
Mit der direkten Art ihres Ticket-Kollegen Beat Rieder kommt sie gut zurande. «Bei ihm weiss man, woran man ist.» Das würde zweifellos auch in der parlamentarischen Arbeit harmonieren. Dass mit Philippe Nantermod ein ernsthafter Mitbewerber aus ihrer Gemeinde kommt, bezeichnet sie für beide als Nachteil, «weil sich dadurch das Stimmpotenzial teilt». Dessen Angriff auf den Sitzanspruch des Oberwallis im Ständerat kritisiert sie «als total unnötigen Angriff auf die Einheit des Kantons». Er widerstrebe den Zielsetzungen des Verfassungsrates, die Interessen der Minderheiten in der Kantonsverfassung zu schützen. Den gefährlicheren Gegner ortet sie in Mathias Reynard. «Er ist sympathisch und bearbeitet gesellschaftliche Themen, die vielerorts ankommen. Bei Nantermod gilt dagegen nur Wirtschaft, Wirtschaft, Wirtschaft.» Thematisch sei die CVP da viel breiter aufgestellt. Und habe ihren Leistungsausweis sehr wohl auch in der aktuell gehypten Umweltpolitik, verweist sie auf die Strategiepapiere von Doris Leuthard. Hätte sie übrigens einen Wunsch offen, der ein nationales Dossier zu einer nachhaltigen Lösung führte, wählte sie die Eindämmung der Gesundheitskosten.
An Wahlprognosen beteiligt sie sich nicht. Umso klarer ist für sie, dass sie auch zum zweiten Wahlgang antritt – egal wie die erste Runde ausgehen wird.
Thomas Rieder
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