Justiz | Angeklagter Rumäne ist vor dem Prozess in Visp untergetaucht
Zermatter Omega-Räuber soll drei Jahre hinter Gitter

Aufgebrochene Verkaufsvitrinen. Beim Einbruch in die Omega-Boutique an der Zermatter Bahnhofstrasse im Oktober 2017 liess
eine Diebesbande Uhren im Wert von rund 630000 Franken mitlaufen
Foto: Walliser Bote
Visp/Zermatt | Am 15. Oktober 2017 haben Diebe die Omega-Boutique in Zermatt ausgeraubt. Sie erbeuteten dabei Uhren im Gesamtwert von mehr als einer halben Million Franken. Einem der Täter ist am Donnerstag vor dem Kreisgericht in Visp in Abwesenheit der Prozess gemacht worden.
Die dreiköpfige Diebesbande ging dabei hochprofessionell vor, wie Staatsanwältin Michaela Willisch vor Gericht darlegte. Die drei rumänischen Staatsangehörigen reisten demnach mit einem in Italien gestohlenen Auto schon Tage vor dem Überfall ins Mattertal, um den Einbruch bis ins letzte Detail zu planen. Das gestohlene Fahrzeug stellten sie dabei im zehn Kilometer entfernten Randa ab. In der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober 2017 begaben sich die Rumänen von dort zu Fuss nach Zermatt. Kurz vor vier Uhr brachen sie innerhalb von fünf Minuten die Eingangstüre der Omega-Boutique an der Bahnhofstrasse mit Brecheisen auf. Weitere vier Minuten brauchten sie, um den Uhren-Laden komplett leer zu räumen.
Profi-Einbrecher
Videoaufnahmen von Überwachungskameras zeigten später, dass die Täter dabei professionell ans Werk gingen. «Jeder der Täter wusste genau, was er beim Einbruch zu tun hatte. Da waren Profi-Einbrecher am Werk», schilderte Willisch vor dem Gericht den Tathergang. Dass die Tat gut geplant war, belegten auch eine später im Fluchtfahrzeug sichergestellte Kaufquittung sowie Papierbeutel einer Bäckerei in Zermatt, die nur 170 Meter von der Omega-Boutique entfernt liegt. «Das beweist, dass sich die Täter schon Tage zuvor in Zermatt aufhielten, um das Uhrengeschäft und den günstigen Tatzeitpunkt auszukundschaften.»
Den Tatort verliessen die Einbrecher über die aufgebrochene Eingangstür. Dabei liessen sie 142 hochwertige Omega-Uhren im hochpreisigen Segment mitgehen. Die teuerste von ihnen hatte einen Verkaufswert von mehr als 18000 Franken. Insgesamt beziffert sich das Deliktsgut auf 633 887.56 Franken. Gleichzeitig entstand durch den Einbruch Sachschaden von 272 896 Franken, unter anderem auch, weil viele Uhren durch die gewaltsame Öffnung der Verkaufsvitrinen zerstört wurden.
Flucht quer durch die Schweiz
Nach dem Uhrenraub flüchteten die Täter zu Fuss in Richtung Täsch-Randa und versteckten sich im darauffolgenden Tag im Wald zwischen Zermatt und Randa. «Einer Drittperson, der die Flüchtenden in der Nacht darauf gegen 2.30 Uhr durch ihr auffälliges Verhalten aufgefallen waren, war es zu verdanken, dass die Polizei die Verfolgung der Täter aufnehmen konnte», schilderte Willisch die Flucht der Diebesbande. Das Rumänen-Trio flüchtete in der Folge mit dem abgestellten Fluchtfahrzeug in rasanter Fahrt von Randa in Richtung Visp. Um drei Uhr nachts durchbrachen sie bei der Autobahnausfahrt Siders-Ost unmittelbar nach dem Ende des dortigen Autobahntunnels eine Strassensperre der Kantonspolizei. Dabei verunfallte der Wagen der Verfolgten. Zu Fuss setzten sie die Flucht samt Diebesbeute fort, indem sie die Autobahn überquerten. Dabei wurde der 27-jährige Ion F., einer der drei Täter, auf der Gegenfahrbahn von einem Auto erfasst. Mit mittelschweren Verletzungen konnte ihn die Polizei in Gewahrsam nehmen.
Von der Beute fehlt jede Spur
Mitsamt Beute schafften es die beiden anderen Täter zu Fuss ins eine Stunde entfernte Réchy. Dort setzten sie ihre Flucht mit einem Personenwagen fort, der in Réchy unverschlossen an der Strasse abgestellt war. Mit dem gestohlenen Auto flüchteten die beiden Rumänen auf der Autobahn via Montreux und Bern nach Luzern. Hier wurden sie gegen sechs Uhr in der Früh von einem Radar wegen übersetzter Geschwindigkeit erfasst. Von Luzern setzten sie die Flucht Richtung Graubünden fort. Unerkannt passierten sie die Schweizer Grenze zu Italien am Splügenpass um 7.30 Uhr. Das gestohlene Fluchtfahrzeug ist von der italienischen Polizei erst zehn Tage nach dem Einbruch in Zermatt bei Bologna, 300 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, verlassen aufgefunden worden. Vom Deliktsgut fehlt allerdings bis heute jede Spur.
Staatsanwältin fordert drei Jahre Haft
Die Staatsanwältin forderte am Donnerstag vor dem Kreisgericht in Visp in Abwesenheit des Angeklagten, der nach Aufhebung einer achtmonatigen U-Haft im Wallis, untergetaucht ist, drei Jahre Gefängnis für gewerbsmässigen, bandenmässigen Diebstahl. Nach Verbüssung der Haft sei der Angeklagte für sieben Jahre des Landes zu verweisen. Das Strafmass sei auch deshalb gerechtfertigt, da sich der Angeklagte in der U-Haft unkooperativ zeigte. Er habe lediglich seine Tat in Zermatt gestanden, alle Angaben zu seinen Mittätern verweigert.
Pflichtverteidiger Alexander Köppel bestritt die Vorwürfe, wie sie die Staatsanwältin in der Anklageschrift zum Einbruch in Zermatt festhielt, nicht. Der Vorwurf, sein Mandant habe sich einen Monat zuvor an einem versuchten Einbruch in der Deutschschweiz beteiligt, lasse sich aufgrund mangelhafter Beweise aber nicht erhärten. Deshalb sei sein Mandant nur wegen einfachem Diebstahl zu verurteilen.
Das Kreisgericht unter dem Präsidium von Richter Adrian Walpen stellte das schriftliche Urteil in einigen Wochen in Aussicht. Bleibt zu erwähnen, dass sich die beiden Mittäter aufgrund weiterer Delikte im Kanton Freiburg vor den dortigen Gerichten zuverantworten haben.
Norbert Zengaffinen
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