Wahlen | Hiesige Stimmen für Grüne und SP fliessen talabwärts ins Unterwallis
Oberwallis geht in grüner Welle baden
Die Grünen könnten ihren ersten Sitz holen. Das müsste vor allem die SP nerven. Und das Oberwallis.
Die Stimmung könnte besser nicht sein. Bei den Grünen zumindest. Einst eine soziale Bewegung, dann lange als Ein-Thema-Partei verschrien, steht nun just eben dieses eine Thema – die Umwelt und ihr Klima – ganz weit oben auf der Liste dieses Wahlherbstes.
Nur sind die Grünen keine Bewegung mehr. Sondern eine professionell strukturierte Partei, die nun ihre Kanäle geschickt ausspielt, um ihre Botschaften ans Wahlvolk zu bringen. In den Zentren des Unterwallis sind sie zudem längst etabliert, sitzen dort auch in den General- und Gemeinderäten. Bei den Grossratswahlen 2017 stellten sie in sämtlichen Bezirken westlich der Raspille Kandidaten. Und wurden mit einem respektablen Wähleranteil von fast sieben Prozent belohnt.
Man kann die allgegenwärtige Klima-Debatte als typisches Zeitgeist-Gebrabbel abtun – wie damals die Panik beim vermeintlichen Waldsterben und dem Ozon, wie bei wachsenden Flüchtlingszahlen oder steigenden Gesundheitskosten etc. Aber der Zeitgeist bestimmt seit jeher die Politik, soll er ja auch. Was man den Grünen jedoch nicht vorwerfen kann, ist, dass sie nun plötzlich auf diesem Schwerpunkt herumreiten. Denn sie tun es in der Schweiz offiziell seit bald 40 Jahren. Noch sei klar, wer das Original ist, meinte dazu die Oberwalliser Grünen-Präsidentin Brigitte Wolf – auch in Abgrenzung gegenüber der SP. Denn die SP ist das Original etwa beim Schutz der Arbeitnehmer. Auch die Frauenförderung – ein weiteres Topthema in dieser Zeit – hatte sie sich schon längst auf die Fahne geschrieben. Aber bei Umweltthemen steht sie immerzu ein bisschen im Schatten ihrer aufstrebenden JuniorPartnerin.
Die Walliser Sozialdemokraten versuchen jetzt auch, auf der grünen Greta-Wella zu surfen. Machen das aber vor allem in ihrem ureigenen Stil, indem sie mit dem Finger auf andere zeigen. So werden Umweltratings zur Hand genommen und fehlbare Bürgerliche denunziert. Da spielt es keine Rolle, dass man die eigenen Sommerferien nicht auf dem Aletschbord, sondern auf den Kapverden verbracht hat. Man gönnt sich ja sonst nichts…
Während diese neumodische Sünden- und Sitten-Diskussion immer katholischere Züge annimmt, sollte man eigentlich meinen, dass es im Wallis vor allem die SP sein muss, die sich über die Grünen wurmen wird. Holt der rot-grüne Block tatsächlich zwei Sitze – und das ist sehr sehr wahrscheinlich –, dürften die Genossen künftig den Wahlen 2015 noch lange nachtrauern. Damals waren zwei Walliser SP-Sitze in Griffnähe. Fortan bleibt den «Roten» in Bern aber wohl nur noch einer, wenn die Grünen ihren Aufwärtstrend in den kommenden Jahren fortsetzen können. Aus Oberwalliser Sicht ist diese Konstellation eigentlich ziemlich ernüchternd. Jede «rote» und jede «grüne» Stimme hier fliesst auf dem direkten Weg den Rotten abwärts ins Unterwallis.
David Biner
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