Primiz | Ausserberg feierte seinen Jungpriester Benjamin Schmid
Menschen mit Staunen anstecken

Segen des Enkels. Benjamin Schmid segnet nach seiner ersten heiligen Messe die 97-jährige Grossmutter Anna Schmid.
Foto: Walliser Bote
Die Herausforderungen an einen Priester sind vielfältig. Primizprediger Pater Bruno empfahl gestern Jungpriester Benjamin Schmid, er solle die Menschen mit seinem Staunen anstecken. So wie es einst Moses getan habe.
Das Staunen des Jungpriesters bezog Prediger Bruno dabei auf die Grösse Gottes. Und er bezeichnete das Priestertum als Gnade, absolute Barmherzigkeit zu empfinden. Der priesterliche Dienst sei als Sorge um die Menschen zu verstehen. Es gelte zu wirken mit der Kraft des Heiligen Geistes in der Vollmacht Christi.
Bezogen auf das Suonendorf Ausserberg mit seinen «heiligen Wassern» meinte Pater Bruno weiter, ein Priester müsse mehr als eine Suone sein. Also nicht nur als Kanal, sondern zusätzlich als Schale wirken, aus der überfliesse, was der Priester empfangen habe.
Johannes-Paul II. als Schutzpatron
Neupriester Benjamin Schmid erhofft sich dazu auf besondere Weise die Kraft aus dem Gebet zu seinem priesterlichen Schutzpatron, Papst Johannes Paul II. Der 27-Jährige bezeichnete Johannes Paul II. am Rande der Primiz als seinen Lieblingsheiligen. Der Papst aus Polen dürfte denn auch massgeblich dazu beigetragen haben, dass Schmid schon früh den «Herzenswunsch» verspürte, Priester zu werden, wie er selber sagt. Der Weg dorthin führte ihn mit 14 Jahren schon mal zu den Benediktinermönchen ins Kloster Disentis, wo er seine Mittelschule absolvierte. Der Matura folgte das je dreijährige Studium der Theologie in Chur und Rom.
In Rom studierte Schmid in Gemeinschaft mit angehenden Theologen aus aller Welt. Das habe ihn bereichert und geöffnet. Dort studieren zu können, habe er als Privileg empfunden. Der Weg via Chur nach Rom machte aus Schmid einen Priester, der sich heute dem Bistum Chur zugehörig fühlt. In Näfels GL bestritt er zuletzt sein Pastoraljahr. Auf den 1. August 2018 wird er im Dienste der Diözese Chur als Vikar in Wädenswil ZH auch seine erste Priesterstelle antreten.
Seltener Freudentag
Für ganz Ausserberg war die Primiz von Benjamin Schmid ein seltener Freudentag. Das galt insbesondere auch für seine Familie. Am Priestertum ihres Bruders freuen sich vier Brüder und eine Schwester und gewiss im besonderen Masse die Eltern Lydia und Franz Schmid-Schlatter. Eine einzigartige Freude dürfte die gestrige Primiz für die 97-jährige Grossmutter Anna Schmid bedeutet haben.
Der Festtag wurde von der St.-Josef-Pfarrei und der Gemeinde akribisch vorbereitet. Musikgesellschaft, Tambouren und Pfeifer sowie natürlich der Kirchenchor mit einer würdigen musikalischen Gestaltung der Messe machten dem Jungpriester ihre Aufwartung. Auf dem Weg zur Kirche wurde Schmid von 16 Geistlichen begleitet. Einige von ihnen hatten den Weg nach Ausserberg von Chur aus angetreten, wo der Jungpriester am Samstag von Bischof Vitus Huonder die Priesterweihe empfangen hatte.
Nach der feierlichen Primizmesse konnte der Jungpriester zahllose Gratulationen und Glückwünsche von Gläubigen aus dem ganzen Oberwallis entgegennehmen, unter anderem auch von Staatsrat Roberto Schmidt.
Respekt gezollt
Seitens der Gemeinde richtete sich während des Apéros Präsident Theo Schmid an den Primizianten und die Festgemeinde. Er erinnerte daran, dass die letzte Primiz in Ausserberg 1981 stattfand. Priesterweihen sind daher für Ausserberg noch seltener als das in Suonen seit alten Zeiten mühsam hergeleitete Wasser. Diese Leben spendende Quelle zog auch der Gemeindepräsident als passenden Vergleich zum Priestertum heran. Es verdiene Respekt, wenn in Zeiten, in denen die Kirche als «unmodern» gelte, ein junger Mensch sich vom Materiellen, Oberflächlichen und Unverbindlichen absage und das Wort Gottes in sein Zentrum stelle.
In der Mehrzweckhalle trafen sich anschliessend die Gäste zum gemeinsamen Mahl. Den Abschluss des Tages bildete die Vesper, gesungen von den Männern des Kirchenchors Kippel, sowie der feierliche Primizsegen des Neupriesters.
Thomas Rieder
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