Politik | Markus Grand und sein Rücktritt als Präsident von Oberems
«Der Gesundheit zuliebe – aber auch aus Frust»
OBEREMS | Oberems steht momentan ohne Gemeindepräsident da: Markus Grand hatte im vergangenen Februar seinen Rücktritt eingereicht, der Walliser Staatsrat hat dessen Demission in der Zwischenzeit akzeptiert. Nun leitet Vizepräsident Patrick Imboden die Geschicke der 120-Seelen-Gemeinde.
«Ich demissionierte der Gesundheit zuliebe – aber auch aus Frust», erklärt Markus Grand auf Nachfrage. Er begründete seinen Frust unter anderem in einem Schreiben, das er vergangenen Freitag den Gemeindepräsidenten des Bezirks Leuk zukommen liess.
Die Demission des Gemeindepräsidenten ist übrigens nicht der einzige Rücktritt, den Oberems in den letzten Wochen zu vermelden hatte: «Infolge Demission der Gemein-
deschreiberin bleibt das Büro bis auf Weiteres geschlossen», heisst es auf der Website der Gemeinde.
«Für gewisse Leute
war es eine Frechheit»
Der heute 74-jährige Markus Grand (59 Stimmen) wurde bei den Gemeinderatswahlen 2016 mit Patrick Imboden (69 Stimmen) und Hannelore Zeiter (55 Stimmen) in dieses Gremium gewählt; dann hievte man ihn ins Amt des Präsidenten. «Im Herbst 2016 bin ich von besorgten Oberemsern angefragt worden, ob ich mich nicht, nachdem ich über 40 Jahre im öffentlich administrativen Bereich tätig war und Erfahrung habe, für den Gemeinderat in Oberems würde brauchen lassen, damit nicht immer nur der gleiche Familienclan sich alles erlauben könne», begründet er sein Engagement für Oberems.
Was ihm dann als Gemeindepräsident unter die Augen kam, fand jedoch alles andere als seinen Gefallen. «Kompetenzüberschreitung im Kreditgeschäft, ausgehebelte Urversammlungsbeschlüsse, jahrelang unerklärbare Wasserzinsrechnungen, ein sehr teurer Gemeinderats-Fehlentscheid, fehlerhafte Bilanzbuchungen», zählt Markus Grand einige seiner Vorwürfe auf. «Dass dies der alten Garde nicht gefallen hat, scheint mir logisch», bemerkt er. Wie er denn reagierte? Er habe die Betroffenen angeschrieben, «sich innert zweier Monate bei mir zu melden», hält er fest.
«Für gewisse Leute im Dorf war es eine Frechheit, was ich mir da erlaubt habe, für andere waren es Drohbriefe», beschreibt er die Reaktion der Leute, welche sein Schreiben erhalten hatten. «Wo Unterlagen zu finden waren, wussten sie aber nicht», fügt er hinzu. So wandte er sich an die zuständigen Stellen des Kantons: Der kantonale Rechtsdienst und der Staatsrat «haben die bis aufs letzte Detail der 13 bis 14 Fälle belegten Unterlagen erhalten», fährt er fort und meint: «Man wartet jetzt bei uns auf eine
gerechte Untersuchung.»
«Im Interesse
der Steuerzahler…»
Seiner Gesundheit sei es nicht mehr gut gegangen, blickt Markus Grand zurück auf den vergangenen Winter. So hätte ihm seine Ärztin bereits vor Weihnachten geraten, «den Job als Gemeindepräsident ab sofort zu 100 Prozent aufzugeben». Er wartete allerdings noch eine Zeit lang ab, reichte dann am 10. Februar beim Staatsrat seinen Rücktritt ein. «Am 27. Februar folgte mein zweites, vom Kanton verlangtes Demissionsschreiben. Dieses wurde akzeptiert, nun bin ich freigestellt», hält er fest.
Da die zuständigen kantonalen Stellen die Unterlagen erhalten hätten, sei «meine Arbeit damit eigentlich getan», erklärt Markus Grand. Er hoffe nun, dass der Kanton die Angelegenheit «im Interesse der Steuerzahler der Gemeinde Oberems korrekt beurteilt», bemerkt er. Doch allzu gross scheint seine Hoffnung nicht zu sein: «Der Kanton hat bis anhin ein miserables Bild abgegeben und seine Pflicht nicht erfüllt», hält er nämlich fest.
Lothar Berchtold
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