DER TAGESKOMMENTAR
Was ist mit den Jungen los?
Sie trinken und rauchen weniger. Das Liebesleben? Kontrolliert. Sie binden sich früher und länger. Die Sucht- und Präventionsexperten jubilieren heimlich in ihren Fachstellen. Auch wenn sie dies nicht so sagen würden. Denn der Kampf gegen die Laster und Sünden ist gemäss ihnen noch lange nicht gewonnen. Die Jungen von heute brüsten sich (in den sozialen Medien und anderswo) damit, in ihrer Freizeit eine Spargel-Suppe nach Grossmutters Rezept auf den Tisch zu zaubern – und nicht mehr damit, die besten Joints im Dorf zu drehen.
Sie achten auf Nahrung und Körper. Auf die Umwelt und dass der Abfall getrennt wird. Keine Frage, diese Entwicklung ist zu begrüssen. Da verwundert es auch nicht, dass gerade zwei Jungpolitiker erfreulich nüchtern über Sinn und Unsinn von «Sion 2026» diskutieren (WB vom Montag). Selbst der hiesige JUSO-Präsident setzt lieber auf Argumente statt auf billige Provokation. Auch das Niveau am Schreibwettbewerb im Kollegium ist in diesem Jahr erfreulich hoch. Es sind nachdenkliche Texte, welche die jungen Schreibenden gestern im Theatersaal vorlasen.
Mit Tiefgang und einem Reflexionsvermögen, das man so manch einem Erwachsenen wünschen möchte. Gleichzeitig war alles so kontrolliert, so überlegt, so clean. Wo sind die all die Käuze geblieben, die Rebellen? Niemand vermisst sie ernsthaft. Und dennoch ist es schade, dass sie in der Masse verschwinden. Denn bei all dem Lob für das vorbildliche Verhalten der Jungen: Es bleibt doch noch so viel Zeit, sich anzupassen.
David Biner
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