Krankenversicherung | Groupe Mutuel mit weniger als einer Million Versicherten
Nochmals fast zehn Prozent verloren

Groupe Mutuel hat per 1. Januar 2019 erneut 90 000 Kunden in der Grundversicherung verloren.
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Martinach | Der Kundenexodus in der Grundversicherung bei der Groupe Mutuel hielt auch im Herbst 2018 an. Erneut sprangen fast zehn Prozent der Kundschaft zur Konkurrenz ab.
Das liegt über dem Mittel. Im Schnitt wechseln weniger als zehn Prozent der Versicherten in der Schweiz Ende Jahr ihre Krankenkasse. 2017 waren es 7,9 Prozent aller Schweizer Krankenversicherten. Rund 660 000 Schweizer haben von 2017 auf 2018 also die Krankenkasse gewechselt. Zwei Drittel aller Wechsler begründeten im letzten Jahr ihren Schritt mit einem zu starken Prämienanstieg. Weitere 8,3 Prozent hatten ihre Grund- und Zusatzversicherung bei verschiedenen Gesellschaften und wollten diese unter ein gemeinsames Dach bringen. Und schliesslich sagten 7,1 Prozent, mit ihrem Anbieter nicht mehr zufrieden gewesen zu sein. Die Wechselquote dürfte Ende 2018 noch tiefer gewesen sein, denn der Prämienanstieg war moderater als in früheren Jahren.
Mehr als ein Viertel der Versicherten wechselte
Bei der Groupe Mutuel hat man damit von 2017 bis 2019 rund 272 000 Kunden in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) verloren. 2016 gab es mit einem Plus von rund 35 000 Versicherten letztmals eine Zunahme. Auf den 1. Januar 2017 sank die Zahl der Versicherten dann um 22 000, ein Jahr später gar um rund 160 000 und jetzt per Januar 2019 nochmals um mehr als 90 000 (provisorische Zahl).
Anfang 2017 zählte die Groupe Mutuel also noch 1,235 Millionen Versicherte, ein Minus von knapp drei Prozent im Vergleich zu 2016. Infolge der Prämienanpassungen für 2018, die zur Erreichung der gesetzlichen Reserven nötig waren, ist die Anzahl Versicherter danach um 13 Prozent zurückgegangen. Am 1. Januar 2018 zählte man noch 1,074 Millionen OKP-Versicherte. Auf dieses Jahr hat man erneut etwa neun Prozent der Kunden verloren, fällt unter die Millionengrenze. Angaben nach Regionen macht man laut Serkan Isik, Leiter Medienkommunikation Deutschschweiz der Groupe Mutuel, nicht: «Als schweizweit tätiger Versicherer beschränken wir uns auf die Kommunikation der schweizweiten Zahlen.»
«Mehr Qualität, weniger Wachstum»
CEO Paul Rabaglia merkte bereits an der Jahres-PK im April 2018 an, dass man als «erstes an die bestehenden Kunden denken und sich weniger auf das Wachstum konzentrieren müsse.» «Wir befinden uns immer noch in einer Übergangsphase und haben Massnahmen getroffen, um die Qualität unserer Dienstleistungen weiter zu stärken. Wir investieren weiterhin in die Innovation, in die Erweiterung unserer Geschäftsbereiche, in den digitalen Umbau und in einen optimalen Kundenservice. In anderen Worten: Wir suchen neue Wege, um die Bedürfnisse unserer Kunden optimal zu erfüllen», bekräftigt Isik.
Auch wenn die Groupe Mutuel die Abgänge bei den Versicherten eingeplant und erwartet hat, räumte Rabaglia vor zehn Monaten ein, dass «die Entwicklung der Zahl der Versicherten in der Grundversicherung nicht zufriedenstellend ist.» Es sei aber darum gegangen, die Reservequote zu stärken. Finanziell droht keine Gefahr. Trotz der Abnahme bei den Versicherten erzielte der Versicherer 2017 gute Finanzresultate, auch in der Grundversicherung, mit einem Überschuss von rund 69 Millionen Franken. Dieser Betrag wurde wie gesetzlich vorgeschrieben den Reserven zugewiesen. Die finanzielle Situation der Groupe Mutuel sei sehr gut, betont Isik. Die Geschäftszahlen 2018 präsentiert man gegen Mitte Mai 2019.
1100 Neukunden bei den Firmen
In den anderen Geschäftsbereichen konnte man laut Isik auch 2018 zulegen. Der Bereich Unternehmen verzeichnete erneut «ein ausgezeichnetes Jahr». Da habe man mehr als 1100 Unternehmen als Neukunden gewonnen, eine Steigerung um fünf Prozent auf 23 100 Unternehmen.
Gar keine Auswirkungen hat die Baisse für die Arbeitsplätze. «Dank hervorragenden Ergebnissen in anderen Geschäftsbereichen hat die Entwicklung der Versichertenzahlen in der OKP schweizweit keinen Einfluss auf die Anzahl Arbeitsplätze», sagt Isik. Schweizweit beschäftigt der Versicherer rund 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Knapp auf dem Podest
Isik merkt an, dass man mit den Versicherten, die eine Zusatzversicherung abgeschlossen haben, immer noch mehr als 1.3 Millionen Einzelversicherte bei der Groupe Mutuel zähle. Damit gehöre man nach wie vor zu den führenden Versicherungsanbietern. Aber in der Grundversicherung ist der Rückstand auf die beiden Branchenleader grösser geworden. Laut einer Umfrage der «Handelszeitung» haben diesmal vor allem Helsana, Sanitas und Swica zugelegt. Grösster Anbieter bleibt die CSS mit knapp 1,4 Millionen OKP-Versicherten. Dahinter folgt Helsana mit 1,25 Millionen. Aufgrund des erneut massiven Rückgangs liegt die Groupe Mutuel zwar immer noch auf Platz drei, doch die Assura ist praktisch gleichauf.
Herold Bieler
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