Tanztheater | Am nächsten Freitag feiert "Poison" von Arthur Kuggeleyn im ZeughausKultur seine Uraufführung
"Gift ist heutzutage überall - und wir haben uns daran gewöhnt"

Gespannt. Projektleiterin Judith Bärenfaller und Choreograf Arthur Kuggeleyn: «Gespannt, wie unser Tanztheater ‹Poison› beim Publikum ankommen wird.»
Foto: Walliser Bote
BRIG-GLIS | «Unsere Produktion ist eine Art Entgiftung», sagt der Choreograf Arthur Kuggeleyn. Womit der Niederländer jenes Tanztheater meint, das nächsten Freitag im ZeughausKultur Premiere feiert: «Poison», zu Deutsch «Gift».
Unsere Gesellschaft völlig entgiften zu wollen – zweifelsohne ein hehrer Vorsatz. Aber leider auch ein unerreichares Ziel. Eine Tatsache, derer sich Arthur Kuggeleyn bewusst ist. «Gift ist heutzutage überall – und wir haben uns daran gewöhnt», hält er denn auch zu seiner neuesten Kreation fest.
Einheimische Kräfte beleben die Bühne
Warum er trotzdem ein Stück rund um Gift erarbeitet hat? «Weil wir uns dieser Problematik bewusster sein sollten», bringt der Choreograf seine Ansicht auf den Punkt und fährt fort: «Wir versuchen, dies mit einer interessanten Mischung aus Bewegung, Livemusik und Schauspiel plus einem unberechenbaren Element zu erreichen. Wie dies alles beim Publikum ankommt – darauf bin ich gespannt.» Einheimische Kunstschaffende sind es, welche «Poison» über die Bühen des ZeughausKultur bringen werden. «Auftreten werden vier professionelle Kulturschaffende», erklärt Projektleiterin Judith Bärenfaller. «Zu diesem Quartett – Tänzer Michel Briand, Tänzerin Aude Lenherr, Schauspielerin Regula Imboden und Musiker Ephraim Salzmann – kommen mit Claudia Eggel, Vera Bärenfaller und Myriam Eyer noch drei so genannte ‹local guests› hinzu», ergänzt sie.
Alle mussten sich ins Stück einbringen
Wie denn diese Truppe entstand und «Poison» erarbeitete? «An einem Workshop im letzten Oktober stand Arbeitsrecherche im Zentrum. Dazu meldeten sich einige Interessierte, andere fragten wir ums Mitmachen an. Im Januar setzten dann die Proben ein – und zwar intensiv», antwortet Judith Bärenfaller. «Kurz und kräftig», bemerkt Arthur Kuggeleyn zu diesen Proben, «es sind ja auch Profis, die verantwortlich sind für das, was sie auf der Bühne zeigen.» Was von den Aufführenden – nebst Können in ihrem Fach – abverlangt wurde? «Sie hatten sich mit der Thematik ‹Gift› auseinanderzusetzen, mussten sich selbst ins Stück einbringen», antwortet die Projektleiterin. «Dies ist denn auch ein wichtiger Aspekt in meiner Arbeit, denn jedes Stück ist abhängig von seinen Interpretinnen und Interpreten», ergänzt der Choreograf.
Wenn möglich auch anderswo zeigen
Hiesigen professionellen Profi-Kulturschaffenden Arbeitsmöglichkeiten zu bieten, ist eines der Ziele, die Judith Bärenfaller mit «Poison» verbindet. «Wir möchten dieses Stück zusätzlich auch anderswo – zum Beispiel ausserhalb des Wallis – zeigen», bemerkt sie. Was bei bloss zwei Vorstellungen im ZeughausKultur (16. und 17. Februar) verständlich ist. Worauf die Projektleiterin zudem hinweist: «Für den Oberwalliser Michel Briand bietet ‹Poison› Gelegenheit, sich hierzulande erstmals als Profitänzer zu präsentieren.» Ob «Poison» auch für ihn irgendeine Premiere bedeute – dies eine Frage an den Choreografen. «Ja, ich bringe erstmals ein Stück mit ausschliesslich Schweizerinnen und Schweizern über die Bühne», sagte der Niederländer. Und lacht.
«Ich habe meinen eigenen, bestimmten Stil», erklärt der Choreograf, wenn seine Arbeit zur Sprache kommt. Und was meint Judith Bärenfaller zu diesem Stil? «Arthur macht nicht Mainstream – und er hat einen eigenen Humor», erklärt sie. Was «Poison» dem Publikum zeigen wird? «Zu sehen gibt es eine Art Trance-Dance, das Publikum taucht ein in eine bestimmte Atmosphäre und wird von den Aufführenden auf eine Reise geschickt», erklärt Arthur Kuggeleyn.
Von der Nahrung bis zur Liebe
Was ihn eigentlich bewog, rund ums Thema «Gift» ein Tanztheater zu kreieren? «Weil wir alle tagaus, tagein unsere kleine Dosis Gift verabreicht erhalten – und zwar in verschiedensten Formen», nennt er den Hauptgrund. Er erwähnt das «geistige Gift» der Populisten, welches «zur Normalität geworden ist». Er vergisst dabei auch die Nahrungsmittel nicht – «etwas Natürliches und Ungiftiges zu erhalten, wird immer schwieriger» – und zählt auch Medizin zu jenen Bereichen, in denen Gift alltäglich ist.
Dass es – im eigenen und übertragenen Sinn – noch viel mehr Giftstoffe gibt, ist klar. «Bei einem Workshop fragte ich die Anwesenden, was sie unter ‹Gift› verstünden. Zur Antwort erhielt ich ‹Liebe› und ‹Geld›», sagt Arthur Kuggeleyn. Naja, nicht alles ist Gift – aber fast alles kann Gift werden…
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