Tourismus | Positive Kennzahlen deuten auf Kehrtwende hin
My Leukerbad fasst Tritt
LEUKERBAD | Die My Leukerbad AG blickt auf ihr erstes volles Geschäftsjahr zurück. Die per Ende April 2019 präsentierten Zahlen stimmen zuversichtlich.
Im Vergleich zur Vorjahresperiode entwickelten sich alle wichtigen Kennzahlen positiv. Der Verwaltungsratspräsident der My Leukerbad AG, Christian Grichting, wertet das als richtige strategische Entscheidung, dass Torrent-Bahnen, Leukerbad Therme, Leukerbad Tourismus, Sportarena, Sportpark und LLB zusammengeführt wurden. CEO Jean-Pierre Rey sieht es gleich. «Vieles deutet auf eine positive Kehrtwende hin», sagt er. Dem geglückten Start hätten dafür weitere wichtige Schritte zu folgen. Rey rechnet mit vier bis fünf Jahren, bis alle Dienstleistungen wunschgemäss ineinandergreifen.
Synergien genutzt
Im ersten Geschäftsabschluss wurden schon mal Synergien von 600 000 Franken ausgewiesen. Bei einem Umsatz von 23,499 Millionen Franken ist das ein erheblicher Wert. Die Optimierung muss laut VR-Präsident Grichting jedoch weitergehen. Im ersten Jahr schmälerten auch Anschub-Investitionen, etwa in die Informatik, ein besseres Ergebnis. Beim Ziel besteht Einigkeit: «Die Destination ist einheitlich zu positionieren und zu vermarkten», bekräftigt die Leiterin von Leukerbad Tourismus, Mäggy Stark.
Stark und Rey waren in der ersten Phase der Zusammenführung wichtige operative Schlüsselpersonen. Dass Stark Leukerbad Ende Oktober nach zwei Jahren verlassen will, wird vielerorts bedauert. Einige hoffen, dass sie wenigstens für eine Übergangsphase noch länger bleibt. Rey konzentriert sich künftig auf den Bereich Finanzen und die Geschäftsführung der LLB. Neuer CEO von My Leukerbad wird per 1. November Urs Zurbriggen.
Im Aufwärtstrend
Zurück zu den Zahlen. My Leukerbad erzielte zwischen dem 1. Mai 2018 und 30. April 2019 einen Umsatz von 18,255 Millionen. Inklusive LLB, die nur buchhalterisch zu My Leukerbad gehört, waren es 23,499 Millionen Franken. Die Personalkosten beanspruchten mit 6,835 Millionen Franken 37,4 Prozent der Kosten, der Betriebsaufwand erforderte 35,7 Prozent.
Die Übernachtungen wurden in den letzten neun Monaten (1. November 2018 bis 30. September 2019) total um 2,5 Prozent, in der Hotellerie um fünf Prozent gesteigert. «Wir lagen in der Winter- wie Sommersaison im Plus, trotz eines tieferen Bettenangebots», sagt dazu Präsident Grichting. Die Eintritte bei den Torrent-Bahnen wuchsen auf total 157 227 Besucher (Sommer plus 12,9 Prozent, Winter 8,9 Prozent). In der Leukerbad Therme wurden 309 002 (+3,4 Prozent) Besucher verzeichnet. «Parallel mit den Besucherzahlen stiegen auch die Umsätze», freut sich CEO Rey.
Kernprojekt Beschneiung
Die Wende hat erklärbare Gründe. Die Torrent-Bahnen erstarkten aus der Nachlassstundung heraus durch eine gelungene Sanierung. Das Aktienkapital wuchs von 1,243 Millionen wieder auf 10,768 Millionen Franken an. Entscheidend war parallel dazu der Ausbau der Beschneiung für rund zehn Millionen Franken in den letzten zwei Jahren. Sie garantiert nun einen Saisonstart auf jeweils Mitte Dezember mit zwei durchgehenden Pisten bis zur Talstation Flaschen. Vor 14 Tagen wurden die hauptsächlichen Arbeiten bezüglich Versorgung durch Energie und Wasser abgeschlossen.
Der Speichersee bei der Rinderhütte konnte zu 80 Prozent durch Schmelzwasser gefüllt werden. Vom maximalen Füllungsgrad von 65 000 Litern war er gestern noch 4500 Liter entfernt. Die restliche Speisung erfolgt durch Trinkwasser der Gemeinde Albinen. «Wir sind also ab sofort zum Schneien bereit», so Grichting. Die «hässlichen Rohre des Anstosses» an der Felswand oberhalb der Strasse Leukerbad–Flaschen werden im Rahmen der noch offenen Arbeitsausführungen am Gesamtprojekt noch verschwinden, verspricht Grichting.
«Masterplan Leukerbad»
Dem «Wie weiter?» von My Leukerbad widmet sich unter dem Titel «Masterplan Leukerbad» ab dem 7. November ein Innotour-Projekt. 1,3 Millionen Franken werden dafür mit Unterstützung des SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft) investiert. Es soll in drei Phasen Klarheit schaffen bezüglich Destinationsstrategie, Unternehmensstrategie von My Leukerbad und schliesslich Standortförderung sowie Dorfgestaltung. Gegeben ist die Fokussierung auf das Kernprodukt Wasser. Diese einmalige Trumpfkarte ist laut Mäggy Stark künftig noch besser auszuspielen. Alle anderen Bereiche hätten ergänzend zu wirken. Dazu gehört etwa der «Erlebnisberg Torrent» mit zusätzlichen Aktivitäten und flexiblen Angeboten. Der Pendelbahn wartet dabei eine Auffrischung. Kabinen, Steuerung und Rettungsbahn müssen ersetzt werden. Was hier weiter möglich ist, wird derzeit auf Mandatsbasis geklärt.
4962 Jahreskarten
Seit diesem Frühjahr ist Leukerbad dem Magic Pass angeschlossen. Das wirkte sich bisher positiv aus. Rund 300 sind seither von der Leukerbad Card 365 auf den Magic Pass geswitcht. Auf die weitere Entwicklung ist man mit Blick auf die erste Wintersaison gespannt. Von der Güte des selber kreierten Produkts Leukerbad Card 365 zeigt man sich vor Ort überzeugt. Mit 4962 verkauften Karten (zu 550 Franken) wurden die eigenen Erwartungen bisher deutlich übertroffen.
Thomas Rieder
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