«Hert gfregt» | Benjamin Roduit, Nationalrat CVP Unterwallis, über seine Freunde. Und seine Herausforderer
«Die C-Familie wird ihre vier Sitze verteidigen»
CVP-Nationalrat Benjamin Roduit gilt als stiller Schaffer. Zu still?
Benjamin Roduit, wie wichtig ist es, dass man in Bundesbern zwei Landessprachen spricht?
«Wie Sie unschwer feststellen können, bin ich nicht bilingue. Wichtig ist indes, dass man
die Sprachen versteht. Die Deutschschweizer verstehen Französisch. Und umgekehrt. Will man indes Mehrheiten erreichen, muss man sich hier in Bundesbern auch auf Deutsch ausdrücken können. Dafür lassen wir auch Texte übersetzen.»
Man kennt Sie im Oberwallis kaum. Wie können Sie das bis am 20. Oktober ändern?
«Ich bin im Oberwallis nicht populär, wohl weil ich nicht gut Deutsch spreche. Aber in Bern haben Ober- und Unterwallis dieselben Interessen. Daher kann ich die Anliegen des gesamten Kantons in Bundesbern vertreten.»
Es ist möglich, dass die CSPO oder die CVPO einen Sitz verlieren könnte. Mit wem möchten Sie lieber weiterhin hier in Bern politisieren. Thomas Egger oder Philipp Matthias Bregy?
«Es gibt kein ‹Oder›. Wir werden im Oberwallis auch künftig zwei C-Sitze haben.»
Benjamin Roduit, Sie sind eine eher zurückhaltende Person. Und Sie sind das Zugpferd der Unterwalliser C-Liste. Passt das zusammen?
«Sehr gut sogar. Es ist eine gute Herausforderung für mich.»
Sie haben mit Serge Métrailler, CVPU-Präsident in Auszeit, und dem aufstrebenden Sidney Kamerzin engagierte Konkurrenten auf Ihrer Liste. Haben Sie Angst, den Kürzeren zu ziehen?
«Nein. Wir geben den Wählerinnen und Wählern eine Auswahl. Nationalratswahlen sind schliesslich Proporzwahlen. Wir brauchen viele Listen, und dafür braucht es starke Kandidatinnen und Kandidaten. Ich werde mit meinem neuen Nationalratskollegen in Bern gut zusammenarbeiten.»
Bei der CVPU hat eine grosse Rochade stattgefunden. Yannick Buttet musste zurücktreten, und Géraldine Marchand-Balet kehrt Bundesbern den Rücken. Die Ausgangslage ist nicht einfach.
«Ich bin im Februar 2018 für Yannick Buttet ins Parlament nachgerückt. Ich habe seither 43 Vorstösse verteidigt, einige Voten gehalten und Abstimmungen gewonnen – etwa in den Bereichen Tourismus und Wirtschaft. Diese Erfolge sind auch eine Chance für die Partei. Im Unterwallis weiss man, dass ich gute Arbeit mache.»
Und im Oberwallis?
«Ich hoffe es. Zumindest nach diesem Interview.»
Sie sind für Ihren Freund Yannick Buttet nachgerückt, der zurücktreten musste. Haben Sie noch regelmässig Kontakt?
«Ja. Ich führe einige seiner Dossiers weiter und habe grossen Respekt vor Yannick Buttet.»
Sie haben ein ähnliches politisches Profil wie Buttet und decken den rechts-konservativen Flügel der CVP ab.
«Was bedeutet für Sie konservativer Flügel?»
Sie haben ein eher traditionelles Familienbild und haben Bedenken, wenn es darum geht, die «Ehe für alle» einzuführen. Liberale gesellschaftspolitische Ansätze sind nicht ihr Ding.
«Ja, aber erst heute Morgen haben wir beispielsweise die Abstimmungen zu den Kinderbetreuungen gewonnen. Künftig können wir bei der Bundessteuer den allgemeinen Kinderabzug von 6500 Franken auf 10000 Franken erhöhen. Diese Massnahme ist für alle Familien wichtig. Nicht nur für traditionelle Familienmodelle.»
Sie haben als Rektor des Kollegiums Les Creuset in Sitten 2016 eine Veranstaltung gegen Homophobie abgesagt. Das passt in das konservative Bild.
«Für mich und eine Mehrheit der CVP Schweiz steht derzeit nicht an erster Stelle, die ‹Ehe für alle› einzuführen. Zuerst wollen wir die ‹Heiratsstrafe› bei den Steuern und der AHV beseitigen. Das hat Priorität. Über die Definition der Ehe können wir später diskutieren.»
Haben Sie eine gewisse Nähe zu den Ecônisten?
«In unserer Partei wollen wir Familienwerte verteidigen – und ich spreche von allen Familienmodellen. Jeder soll so leben können, wie er es wünscht. Dafür braucht es aber Mittel.»
Aber haben Sie Sympathien für Ecône?
«Was sind Sympathien? Jeder Mensch ist frei, so zu leben, wie er es wünscht. Auch im Bereich von Beziehungen und Familien. Die Politik sollte entsprechende Mittel zur Verfügung stellen. Aber wenn es darum geht, die traditionelle Familie zu benachteiligen, wehre ich mich. Dafür gibt es gute Beispiele. So wollten wir kürzlich Familien steuerlich entlasten. Ein Teil des Parlaments hat dies abgelehnt – ich verstehe nicht warum. Welche Idee steht dahinter? Sie sehen, ich verteidigen alle Familienmodelle.»
Wie viel investieren Sie in den Wahlkampf?
«Finanziell sind es zwischen 70000 und 80000 Franken. Ich werde dabei von Freunden und Unternehmen unterstützt. Mit maximal 2000 Franken. Ich stehe diesbezüglich ein für Transparenz.»
Wer wird bei den Wahlen für die Überraschung sorgen?
«Die Überraschung wird sein, dass die C-Familie ihre vier Sitze verteidigen kann und Beat Rieder und Marianne Maret in den Ständerat gewählt werden.»
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