Wahlen | Erste Wahldebatte der Mengis Medien im Restaurant Staldbach, Visp
Argumente statt Hahnenkämpfe
Am Mittwochabend (11. September) wurde debattiert. Die etablierten Parteien waren im Staldbach am Start. Und ein Neuling.
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Politische Debatten sind die Würze des Wahlkampfes. Vielfach kranken sie jedoch an platt gewalzten Floskeln. Oder an politischen Hahnenkämpfen. Beides war am Mittwochabend im Restaurant Staldbach nicht zu hören. Dafür auch mal die Feststellung, dass man die Frage nicht beantworten könne, weil man das Dossier nicht kenne. Das kann unüblich wirken. Ist aber auch erfrischend ehrlich.
Die sechs Teilnehmenden, die von den Parteien selbst ausgewählt wurden, stellten sich in zwei Runden den Fragen der Moderatoren David Biner und Armin Bregy. Die Kandidatinnen und der Kandidat präsentierten sich dabei solide, vertraten die Positionen der Parteien, ohne einander allzu stark anzugreifen. So blieb ein offener Schlagabtausch aus, dafür gab es Platz für Sachpolitik und Argumente.
Politisch verkrustetes Wallis
Gespannt sein durfte man auf den Auftritt der Grünliberalen. Sie gelten im Wallis noch als politische Wundertüte. Zu unterschiedlich sind die Positionen, die die GLP schweizweit vertritt. Am Mittwochabend zeigte GLP-Kandidatin Tamar Hosennen auf, wie sich die Walliser Gruppierung positionieren will: gesellschaftspolitisch liberal, die Förderung einer innovativen Wirtschaft sowie moderne Arbeitszeitmodelle und Gleichstellungsthemen im Blick – und all das auf einer ökologischen Grundlage. Mit diesem Programm, so Hosennen, wolle man auch im Wallis punkten. «Denn das Wallis ist eigentlich ein moderner Kanton. Nur die Politik ist es vielfach nicht», so das Votum der Briger Politologin an die etablierten Parteien. Hier wolle sie handeln, sagte Hosennen weiter, die sich auf dem politischen Parkett sichtbar wohlfühlt.
Doch nicht nur die GLP, auch Danica Zurbriggen Lehner von der CSPO ortete Reformbedarf, etwa im Bereich Arbeitszeitmodelle. «Hier präsentiert sich das Wallis als zu altmodisch und zu wenig flexibel. Es ist schwierig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen», sagte Zurbriggen Lehner, eine Aussage, die auch von SP-Frau Laura Kronig unterstrichen wurde.
Team «Egger» - Team «Wellig»
Inhaltlich gab es von Kronig, Zurbriggen und Hosennen mehrfach übereinstimmende Voten, parteipolitisch blieben Fronten. Die Gelben wollen das Mandat ihres Nationalrats Thomas Egger halten, das links-grüne Bündnis will dieses in das linke Lager holen – ein derzeit wahrscheinliches Szenario, dass aufgrund der Kräfteverhältnisse mit einem Oberwal-
liser Sitzverlust verbunden wäre. Kronig sahs anders. Sie zeigte sich überzeugt, dass die SP Oberwallis eine realistische Chance auf einen Sitz hat. «Ich zumindest würde ger-
ne nach Bern gehen», so Kronig lakonisch.
Zurbriggen Lehner führte aus, dass der Druck auf den «gelben» Sitz die Partei nicht sonderlich belaste, schliesslich habe man eine gute Liste mit zwei Spitzenkandidaten: Thomas Egger und Diego Wellig. Gerüchte, wonach es parteiintern ein «Team Wellig» und ein «Team Egger» gebe, dementierte die Zermatterin. Vielmehr sorge diese Ausgangslage für Dynamik und Schwung.
Frauen an die Front
Im zweiten Teil der Debatte standen Gleichstellungsthemen im Mittelpunkt. Die Steg-Hohtenner Gemeinderätin Astrid Huter (CVPO), SVP-Grossrat Fabian Zurbriggen und Maggie Loretan von den Grünen vertraten diesbezüglich verschiedene Positionen. Frauenquoten seien hilfreich, so Loretan, um die Gleichstellung voranzubringen. Für Fabian Zurbriggen sind sie der falsche Weg. «Alle, die sich auf eine Stelle bewerben, sollen die gleiche Chance haben. Derzeit werden die Frauen diskriminiert. Doch eine Quote wäre nur eine neue Diskriminierung. Das kann nicht das Ziel sein», so der SVP-Grossrat. Auch Hutter stellte sich gegen strikte Quoten. «Diese sind weder im Job noch in der Politik die richtige Lösung. Ich hätte weder im Berufsleben noch in der Politik jemals die Quotenfrau sein wollen. Ich will aufgrund meiner Leistung vorankommen.» Loretan intervenierte und sagte, dass die Realität zeige, dass das Leistungsprinzip punkto Gleichstellung nicht funktioniere.
Den Schlusspunkt der Debatte setzte die Sicherheitspolitik. VBS-Vorsteherin Viola Amherd bekam von den drei Teilnehmenden wenig überraschend gute Noten. Sie bringe eine neue Perspektive in das Militärdepartement, so Fabian Zurbriggen, was eine Chance sein könne. Auf lokaler Ebene wird Amherd derzeit mit der Kontroverse um den Simplon-Schiessplatz konfrontiert. Hier äusserte sich Hutter vorsichtig, da sie das Dossier nicht genügend kenne. Fabian Zurbriggen stellte sich hin-
ter die Ausbaupläne, da auch die Gemeinde Simplon Dorf das Vorhaben mehrheitlich unterstütze. Anders Loretan, sie sah schlicht keinen Nutzen der Panzer auf dem Simplonpass. «Warten die da auf die Italiener, oder was sollen die da?», so die Nationalratskandidatin der Grünen.
Fazit der ersten Wahldebatten: wenig Floskeln, dafür Argumente und klare Positionen.
Armin Bregy
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