Ambulanter Sektor | Patienten mit Corona-Symptomen von Patienten der Arztpraxen trennen
Risikopatienten nicht gefährden
Im ambulanten Abklärungszentrum im Zeughaus Brig-Glis ist der Testbetrieb abgelaufen. Dort werden ausschliesslich Patienten abgeklärt, die vom Hausarzt zugewiesen worden sind.
So viel vorneweg: Auf eigene Initiative darf niemand direkt ins Abklärungszentrum. Wer unsicher über seinen Gesundheitszustand ist, sollte sich zuerst via Webseite www.coronacheck.ch oder App EchoSOS informieren. Bei Bedarf wird in der bekannten Arztpraxis oder bei einem Arzt aus der Region angerufen, um übers weitere Vorgehen zu entscheiden.
Der Arzt unterrichtet beim Gespräch, was zu tun ist und an wen man sich für weitere Untersuchungen richten soll: «Es ist unerlässlich, dass die Patienten melden, wenn sie Husten oder Fieber haben, bevor sie in die Praxis kommen. Wir können so entscheiden, wo sie am besten abgeklärt werden können, ohne dass wir die Risikopatienten in den Praxen gefährden», sagt Dr. Monique Lehky Hagen, Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft.
Trennung der Abklärungswege und gegen Überlastung
Einmal im Zentrum Zeughaus in Brig-Glis wird der Patient/die Patientin vom ärztlichen Personal empfangen und durch verschiedene Posten gewiesen. Mit dabei haben sollte jeder Patient die persönliche Medikamentenliste und die Versicherungskarte. Vom Arzt werden die nötigen Informationen elektronisch direkt ans Zentrum übermittelt. Um eine Trennung der Abklärungswege der potenziell ansteckenden Patienten garantieren zu können und gleichzeitig eine Überlastung der Notfallstationen zu verhindern, hat die Walliser Ärztegesellschaft das Konzept der ambulanten Abklärungszentren im Auftrag des Kantons entwickelt. Dr. René Blumenthal und Dr. Christine Baumann haben die operative Umsetzung des Abklärungszentrums in Glis mit Unterstützung des Zivilschutzes, insbesondere von Simon Karlen und Silvan Lorenz, in Rekordzeit umgesetzt. Die Stadtgemeinde Brig-Glis stellt die Liegenschaft zur Verfügung.
Den Verantwortlichen ist es ein riesiges Anliegen, rasch reagieren zu können und andere Patienten in den Praxen zu schützen, die weder erkältet noch Fieber haben. Dr. Lehky Hagen: «Nur so können wir chronisch kranke Leute sowie Hochrisiko-Patienten, die ärztliche Kontrollen brauchen, bestmöglich schützen. Coronavirus-Tests werden restriktiv gehandhabt und nur in begründeten Fällen und bei verfügbarem Testmaterial durchgeführt. Sie stellen klar nicht den Hauptfokus des Zentrums dar.»
Nach Abschluss der Testphase von dieser Woche wird das ambulante Zentrum von Brig-Glis ab Montag für alle Oberwalliser Praxen zugänglich gemacht. Falls man in Brig-Glis an die Grenzen stosse, würde eine bereits vorbereitete Lösung in Visp aktiviert. Es wird eine starke Zunahme der potenziell infektiösen Patienten in den nächsten Wochen erwartet.
In Praxen wird auf Trennung der Generationen geachtet
Das Zentrum ist nur ein Teil der fundamentalen Reorganisation des ambulanten Sektors. In den Praxen wird neu auf eine Trennung der Generationen geachtet. Um ungewollte Ansteckungen von Senioren durch das Coronavirus zu vermeiden, werden Kinder, die eine Behandlung brauchen, nun wieder von den Kinderärzten und nicht mehr bei den Hausärzten behandelt. Termine werden nach Risikokategorien gruppiert. Nicht dringliche Termine werden verschoben. Dr. Lehky Hagen spricht einen grossen Dank an die Bevölkerung aus, welche die Auflagen des Bundesrats und des Kantons befolgt. Und an ihre «flexiblen Kollegen», die in der jetzigen Situation einen speziellen Effort leisten. Eine von Lehky Hagens grössten Sorgen ist es, dass Patienten mit gesundheitlichen Problemen sich aus Angst oder falschem Scham nicht bei ihrem Arzt melden.
«Coronavirus-Tests werden nur in begründeten Fällen und bei verfügbarem Testmaterial durchgeführt»
Extrem wichtig sei, bei gesundheitlichen Problemen wenn immer möglich den Hausarzt zu konsultieren, der die weiteren Abklärungen und Therapien möglichst sinnvoll und sicher koordinieren wird. Die Hausärzte sind auch bereit, in der aktuellen Krisensituation Patienten, die sie nicht kennen, zu beraten. Man stecke in einer Krisensituation und alle müssten konstruktiv zusammenarbeiten: «Jeder muss für jeden da sein», betont Lehky Hagen.
Privatärzte sollen Betrieb in den Praxen aufrechterhalten
Seitens Staatsrat heisst es, dass man nach einigen Abklärungen grünes Licht erteilt habe für die verschiedenen kantonalen Abklärungszentren. «Die Dienststelle für Gesundheit unterstützt die Zentren und die Anliegen der Ärztegesellschaft», erklärt Staatsrätin Esther Waeber Kalbermatten. «Wir fanden die Idee gut und haben das Konzept gutgeheissen.»
Es sei sehr zu befürworten, dass Patienten mit Symptomen nicht vermischt würden mit Patienten ohne Symptome. Wichtig ist gemäss der Gesundheitsdirektorin weiter, dass die Privatärzte trotz des Betriebs in den Abklärungszentren den ärztlichen Dienst in den Arztpraxen aufrechterhielten. Vor der Inbetriebnahme der Zentren habe es noch einzelne Fragen zu klären gegeben, etwa die Haftpflicht der Ärzte: «Auch dies wurde von uns abgesegnet», sagt die Vorsteherin des Walliser Gesundheitsdepartements.
Jeder müsse bereit sein, seine Kompetenzen konstruktiv zum Nutzen aller einzubringen, führt Lehky Hagen aus: «Nur so kann es uns gelingen, das System nicht unnötig zu belasten.» Es brauche den Respekt zwischen allen, um die vorhandenen Ressourcen sinnvoll und gezielt einzusetzen.
Auch Gampel und Zentren im Unterwallis bereits in Betrieb
Nebst dem Standort Brig-Glis ist auch das Abklärungszentrum in Gampel seit dieser Woche bereits in Betrieb. Für die Region Mittelwallis werde aktuell ein Abklärungszentrum in Sitten geführt: «Dann gibt es für das Unterwallis in Martinach, Sembrancher und Monthey solche Abklärungszentren», berichtet Gesundheitsdirektorin Waeber Kalbermatten.
Primäres Ziel aller Beteiligten bleibt es, die Kapazität des Gesundheitssystems zu erhöhen. Um die Grundversorgung sicherzustellen und die gewohnten Notfallaktivitäten sowie die Behandlung von COVID-19-Patienten in nächster Zeit bewältigen zu können.
Daniel Zumoberhaus
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