Putsch | Bericht aus der Türkei
Nationalrätin Sibel Arslan berichtet von totaler Stille in Istanbul
Die Grüne Nationalrätin Sibel Arslan (BS) ist auf Familienbesuch in Istanbul und hat den Putschversuch in der Türkei von Freitagnacht aus der Nähe erlebt. Inzwischen sei in Istanbul etwas Ruhe eingekehrt, doch auf den Strassen sehe man kaum jemanden, erzählte sie am Samstag blick.ch.
"Es herrscht totale Stille", sagte Arslan, die in der Türkei geboren worden ist. Die Menschen sässen alle vor dem Fernseher, wo die Livesendungen der regierungstreuen Sender der Bevölkerung mitteilten, wie sie die Situation einschätzten. Für den Putschversuch verantwortlich gemacht werde die Gülen-Bewegung.
Der Putschversuch sei für sie "wirklich ohne jegliche Vorwarnung gekommen", sagte Arslan. Es sei wahnsinnig beängstigend gewesen: "Wir hörten mehrere Detonationen, mitten in der Nacht flogen zudem zwei Kampfjets ganz tief über unseren Köpfen."
In ihrem Quartier habe sie gemerkt, dass die Leute nervös wurden. So standen die Menschen Schlange, um an Bancomaten ihr Geld abzuheben oder Lebensmittel wie Brot, Teigwaren und Wasser zu kaufen. Plötzlich hätten dann alle Läden geschlossen, die normalerweise bis spät in die Nacht geöffnet seien.
Viele Menschen seien später dem Aufruf des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gefolgt, auf die Strasse zu gehen und gegen den Putsch Widerstand zu leisten. Riesige Menschenmengen, besonders AKP-Anhänger und Nationalisten, hätten sich vor den Wahlbüros der Regierungspartei AKP versammelt. Ab 1.30 Uhr habe man dann plötzlich von fast allen Moscheen den Muezzin rufen hören, bis in die Morgenstunden.
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