Katalonien | Teilnehmer demonstrierten gegen die hohen Haftstrafen für neun prominente Unabhängigkeitsbefürworter

Zehntausende Katalanen setzen Proteste gegen Gerichtsurteile fort

Der Sternmarsch soll am Freitag mit einer Massenkundgebung in der katalanischen Hauptstadt enden, gleichzeitig ist ein Generalstreik geplant.
1/1

Der Sternmarsch soll am Freitag mit einer Massenkundgebung in der katalanischen Hauptstadt enden, gleichzeitig ist ein Generalstreik geplant.
Foto: Keystone

Quelle: SDA 18.10.19 0
Artikel teilen

Trotz Warnungen vor erneuten Eskalationen haben die Unabhängigkeitsbefürworter in Katalonien ihre Proteste fortgesetzt. Etwa 25'000 Studenten und weitere Aktivisten versammelten sich am Donnerstag vor dem Rathaus in Barcelona.

Die Kundgebungsteilnehmer demonstrierten gegen die hohen Haftstrafen für neun prominente Unabhängigkeitsbefürworter. Kataloniens Regionalpräsident Quim Torra verurteilte die Ausschreitungen am Rande der jüngsten Proteste, drohte aber auch mit einem neuen Unabhängigkeitsreferendum. Die Regierung in Madrid kündigte erneut ein hartes Vorgehen gegen Randalierer an.

Torra reagierte mit seiner Ankündigung eines neuen Referendums auf den Unmut über die harten Gerichtsurteile. "Wenn wir für die Aufstellung von Urnen zu 100 Jahren Gefängnis verurteilt werden, dann ist die Antwort klar: Man muss erneut Urnen für die Selbstbestimmung aufstellen", sagte Torra im Regionalparlament in Barcelona. Dieses solle noch in dieser Legislaturperiode, die 2022 endet, stattfinden.

Seit Tagen protestieren katalanische Unabhängigkeitsbefürworter gegen das Urteil von Spaniens Oberstem Gerichtshof. Die Proteste hielten am Donnerstag weiter an: Tausende Studenten traten in den Streik, bei den Protesten vor dem Rathaus in Barcelona wurden Polizisten beschimpft und mit Eiern sowie Toilettenpapier beworfen.

Autobahnen gesperrt

Strassen und Autobahnen wurden gesperrt, weil tausende Menschen ihren am Mittwoch begonnenen Sternmarsch in Richtung Barcelona fortsetzten. Der Marsch soll am Freitag mit einer Massenkundgebung in der katalanischen Hauptstadt enden, gleichzeitig ist ein Generalstreik geplant.

Die sogenannte Verteidigungskomitee der Republik (CDR), eine Gruppe radikaler Unabhängigkeitsbefürworter, rief für die Nacht zu Freitag zu weiteren Protesten auf. Innenminister Fernando Grande-Marlaska warnte, gewalttätige Demonstranten würden "nicht straffrei" davonkommen.

Spaniens Oberstes Gericht hatte am Montag Haftstrafen von bis zu 13 Jahren unter anderem gegen den frühere katalanischen Vize-Regionalpräsidenten Oriol Junqueras und die frühere Präsidentin des katalanischen Regionalparlaments, Carme Forcadell, verhängt. Die Richter sprachen sie des "Aufruhrs" und der Veruntreuung öffentlicher Gelder schuldig, weil sie im Oktober 2017 ein von der spanischen Justiz als illegal eingestuftes Unabhängigkeitsreferendum organisiert hatten.

Polizisten mit Säure beworfen

Am Mittwoch kam es in Barcelona den dritten Abend in Folge zu schweren Ausschreitungen von Anhängern der Unabhängigkeitsbewegung. Nach einem friedlichen Protestmarsch tausender Menschen errichteten hunderte junge Demonstranten Barrikaden, setzten Abfalleimer und Autos in Brand und schleuderten Flaschen und Steine auf die Polizei.

Nach Angaben der Polizei wurden die Beamten dabei erstmals auch mit Molotowcocktails und Behältern mit Säure beworfen. Die Protestierenden feuerten zudem Feuerwerkskörper in Richtung eines Polizeihubschraubers ab.

Torra hatte daraufhin ein sofortiges Ende der Gewalt gefordert. Es gebe für brennende Autos und andere Formen des Vandalismus "keinerlei Rechtfertigung", sagte er am späten Mittwochabend im Regionalfernsehen. "Das muss sofort aufhören." Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez hatte Torra zuvor aufgerufen, die Gewalt klar zu verurteilen.

Fast hundert Verletzte

Insgesamt wurden bei den Ausschreitungen 96 Menschen verletzt, davon allein 58 in Barcelona, wie die Rettungsdienste mitteilten. Dem Innenministerium zufolge wurden 46 Polizisten verletzt, einige von ihnen schwer. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben in der gesamten Region 97 Menschen seit Beginn der Proteste fest.

Die anhaltenden Proteste stossen bei vielen Katalanen aber auch auf Ablehnung. Fernando Sánchez Costa, Vorsitzender der Plattform Katalanische Bürgergesellschaft (SCC), die sich für die Einheit Spaniens einsetzt, erklärte, der Unabhängigkeitsprozess "hängt uns zum Hals raus". Die Unabhängigkeitsbefürworter "haben uns zehn Jahre Koexistenz geraubt, und wir möchten eine neue Phase der Ruhe einläuten".

Die SCC hat für den 27. Oktober, den Jahrestag der gescheiterten Unabhängigkeitserklärung 2017, eine Demonstration in Barcelona angekündigt. Einer im Juli veröffentlichten Umfrage zufolge unterstützen 44 Prozent der Katalanen die Abspaltung von Spanien, 48,3 Prozent sind jedoch dagegen.

Das Auswärtige Amt empfahl unterdessen deutschen Reisenden, Demonstrationen und grössere Menschenansammlungen weiträumig zu meiden und den Anweisungen von Sicherheitskräften zu folgen.

18. Oktober 2019, 09:36
Artikel teilen

Artikel

Kommentare

Noch kein Kommentar

Kommentar

schreiben

Loggen Sie sich ein, um Kommentare schreiben zu können.

zum Login
Corona Infoseite

Wallis: Abgesagt oder verschoben wegen Corona

Veranstaltungen

  • Hier ansehen.
  • Newsticker
  • Meistgelesen
  • 20:00 Ab morgen ein neues News-Portal für das Oberwallis
  • 19:45 Polizei löst Party auf
  • 17:00 Eine Region – ein News-Portal
  • 16:21 Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
  • 12:47 Staubtrockene erste Aprilhälfte
  • 09:58 Türkischer Präsident Erdogan lehnt Rücktritt seines Innenministers ab
  1. Ins Herz des UNESCO-Welterbes Jungfrau-Aletsch
  2. «Ich wurde fünf Stunden lang brutal vergewaltigt»
  3. Zermatt verkauft 50 Gondeln innerhalb von nur fünf Tagen
  4. Polizei löst Party auf
  5. Update: Flächenbrand in Törbel verläuft glimpflich
  6. Staubtrockene erste Aprilhälfte
Aktuelle Verkehrsmeldungen

Kolumne | Diese Woche zum Thema:

Offene Fragen zur Corona-Pandemie

Peter Bodenmann und Oskar Freysinger schreiben bis auf weiteres im Walliser Bote.

RZ | Der ehemalige SP-Schweiz-Präsident und Hotelier Peter Bodenmann und Alt-Staatsrat und [...]

Oberwalliser Baby-Galerie

Sofia Agnes SchnydrigNelio KuonenMalea Zeiter
zur Baby-Galerie
Anmeldung - WB Newsletter

Walliser Bote - Newsletter

    Täglich informiert mit dem WB-Newsletter!
  • Jetzt registrieren unter: www.1815.ch/newsletter

1815.märt - Jetzt inserieren

Hier können Sie Ihre Inserate direkt, günstig und flexibel im Walliser Bote und der Rhone Zeitung aufgeben.

Logo WalliserBote
  • Walliser Bote - Stellen
  • Walliser Bote - Immobilien
  • Walliser Bote - 5 Liber
  • Walliser Bote - Fahrzeuge
  • Walliser Bote - Diverses
  • Walliser Bote - Erotik
Logo Rhonezeitung
  • Rhone Zeitung - Inserate
  • Rhone Zeitung - 5 Liber
  • Rhone Zeitung - Baby Galerie - Kostenlos

Publikationen 2020

  • WB Publikationen 2020 [PDF]
  • RZ Publikationen 2020 [PDF]
Tweets von @1815_online
Rotten Verlag News

Kultur Wallis

    mehr

    Kursangebote

    Fehler beim laden der XML Datei

    mehr

    Das Walliser Erlebnismagazin

    Bergluft

    • Bergluft Nr. 30 [PDF]
    • Bergluft Nr. 29 [PDF]
    • Bergluft Nr. 28 [PDF]
    • Bergluft Nr. 27 [PDF]
    • Bergluft Nr. 26 [PDF]
    • Bergluft Nr. 25 [PDF]
    • Bergluft Nr. 24 [PDF]
    • Bergluft Nr. 23 [PDF]
    Zehntausende Katalanen setzen Proteste gegen Gerichtsurteile fort | 1815.ch
    • Trauer
    • Login
    • ePaper
    • Babies
    • Umfragen
    • Videos
    • Bilder
    • Wetter
    • Suchen
    • 1815 Märt
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Impressum
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    Mengis Gruppe: Pomona Media AG
    Rotten Verlags AG
    Alpmedia AG
    1815.ch
    Wetter-Cam
    : °/°
    • Login
    • Abo
    • Werbung
    • Newsletter
    • Kontakt
    • Leser-Reporter
    • Babies
    • Umfragen
    • Bilder
    • Videos
    • Trauer
    • Sie sind hier:
    • Home
    • News
    • Ausland
    • News-Ausland
    • Zehntausende Katalanen setzen Proteste gegen Gerichtsurteile fort

    Sitemap

    Impressum

    NEWS

    • Wallis
    • Schweiz
    • Ausland
    • Sport

    ABONNEMENTS

    • Aboservice
    • Alle Aboangebote
    • Probeabo
    • Ferienumleitung
    • Adresse ändern

    VERLAG & SERVICES

    • Regio Info
    • RSS
    • Werbung
    • Tarifdoku: WB, RZ, 1815

    MENGIS GRUPPE

    Pomonastrasse 12
    3930 Visp
    Tel. +41 (0)27 948 30 30
    Fax. +41 (0)27 948 30 31
    • Kontakt

     

    • Mengis Druck und Verlag AG
    • Rotten Verlags AG
    • Alpmedia AG

    © 2025 Mengis Druck und Verlag AG - Alle Rechte vorbehalten | Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung | AGB Abo | AGB Werbung | AGB 1815.club | AGB Rotten Verlags AG

    Website by update AG, Zürich