Coronavirus | In der Lombardei wurden Fälle verdeckt. Die Staatsanwaltschaft in Mailand ermittelt
Covid-Patienten in Alterseinrichtungen geschickt um Spitäler zu entlasten
In Italien wird Kritik an Fehlern im Umgang mit der Corona-Krise in Krankenhäusern und Altersheimen lauter. In Heimen in der besonders betroffenen Lombardei scheint es zu einer unkontrollierten Ausbreitung des Virus gekommen zu sein.
Allein in einer bekannten Geriatrie bei Mailand seien seit März 110 Menschen gestorben und Fälle verdeckt worden, berichtete unter anderem die Zeitung "Corriere della Sera".
Die Staatsanwaltschaft in Mailand habe Ermittlungen zum Zustand in mehreren Heimen aufgenommen. Der Vizepräsident der Region, Fabrizio Sala, erklärte, es sei eine Kommission zur Aufklärung eingerichtet worden. Die Einrichtung äusserte sich auf Anfrage nicht zu den Vorwürfen.
Am Mittwoch erklärte zudem die Staatsanwaltschaft laut Nachrichtenagentur Ansa, dass gegen Unbekannt in einer Klinik in Alzano Lombardo bei Bergamo ermittelt werde. Die Provinz ist das Epizentrum der Corona-Krise in Italien. Der Bürgermeister von Bergamo, Giorgio Gori, hatte gesagt, dass dort vermutlich Corona-Kranke nicht sofort erkannt worden seien.
Der Verband der Chirurgen und Zahnärzte in der Lombardei prangerte derweil in einem Brief an die Region mehrere Fehler im Krisenmanagement an - darunter mangelnde Tests auf das Virus. Diese werden derzeit nur bei denen gemacht, die ernsthafte Symptome zeigen.
Auch mangele es an Schutzausrüstung für Ärzte und medizinisches Personal. Zudem gebe es keine Klarheit über die Ausbreitung des Virus in Altenheimen. In Italien sind im Zuge der Pandemie bisher mehr als 17 000 Infizierte gestorben.
Die Fünf-Sterne-Bewegung kritisierte die Entscheidung der Region, die Krankenhäuser zu entlasten, indem Covid-Patienten in Alterseinrichtungen geschickt worden seien. "Das bringt eine enorme moralische Verantwortungslosigkeit der Politik zum Vorschein", erklärte die Europaabgeordnete Eleonora Evi.
NACHRICHTENÜBERBLICK INTERNATIONAL
Griechischer Minister: 28 Migranten mit Coronavirus infiziert
In zwei Flüchtlingslagern im Norden Athens sind bis Mittwoch 28 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Lager wurden in Quarantäne gestellt. Dies teilte der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis am Mittwoch im griechischen Parlament mit.
"Wir treffen alle nötigen Massnahmen, um die Ausbreitung des Virus einzuschränken", erklärte der Minister. In den Lagern auf den Inseln im Osten der Ägäis seien bislang keine Coronavirus-Fälle diagnostiziert worden.
Die in Quarantäne gestellten Lager von Malakasa und Ritsona befinden sich 45 und 75 Kilometer nördlich von Athen. Insgesamt leben dort rund 4800 Menschen. In den Lagern auf dem griechischen Festland ist die Lage bei weitem nicht so schlimm wie in den Camps auf den Inseln im Osten der Ägäis. Die Menschen leben dort in Wohncontainern nicht so eng beieinander wie auf den Inseln. Dort harren sie mehrheitlich in Zelten und provisorischen Unterkünften unter Plastikplanen aus.
In Griechenland sind bislang 81 Menschen an der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.
Downing Street: Behandlung bei Boris Johnson schlägt an
Die Behandlung des mit dem Coronavirus infizierten britischen Premierministers Boris Johnson zeigt Wirkung. Das teilte der Regierungssitz Downing Street am Mittwoch mit.
"Der Premierminister ist klinisch stabil und die Behandlung schlägt an", hiess es in der Mitteilung. Er werde weiterhin auf der Intensivstation des St. Thomas's Hospital in London behandelt und sei gut gelaunt.
Ein Regierungssprecher sagte Journalisten zudem, Johnson erhalte eine reguläre Sauerstoffbehandlung, könne aber selbstständig atmen. Er arbeite nicht, sei aber in der Lage, die für ihn notwendigen Kontakte zu pflegen.
Johnson war am Sonntag ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem die Symptome seiner Covid-19-Erkrankung nach zehn Tagen nicht abgeklungen waren. Am Montag ging es ihm dann schlechter und er musste auf die Intensivstation verlegt werden. Seitdem stabilisierte sich sein Gesundheitszustand aber.
Vertreten wird Johnson inzwischen teilweise von Aussenminister Dominic Raab. Die Regelungen, wer im schlimmsten Fall die Amtsgeschäfte des Regierungschefs auch über eine längere Zeit übernehmen könnte, sind unklar. Grossbritannien hat keine geschriebene Verfassung.
Vier Schutzmasken gestohlen: Mann in London muss zwölf Wochen in Haft
Ein Mann in Grossbritannien ist zu zwölf Wochen Gefängnis verurteilt worden, weil er vier Schutzmasken aus einem Krankenhaus in London gestohlen hatte. Das teilte die Staatsanwaltschaft (Crown Prosecution Service) per Kurznachrichtendienst Twitter mit.
Der 34 Jahre alte Mann war demnach vom Sicherheitsdienst des King's College Hospital zur Rede gestellt worden, als er die Klinik verlassen wollte, und gab den Diebstahl zu. Der Vorfall hatte sich bereits am Sonntag zugetragen. Schutzmasken sind in britischen Krankenhäusern, wie in vielen anderen europäischen Ländern auch, sehr knapp.
WHO Europa: Nicht die Zeit zur Lockerung von Corona-Massnahmen
Das Europa-Büro der Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor einer frühzeitigen Lockerung der gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus erlassenen Massnahmen. "Jetzt ist nicht die Zeit, um Massnahmen zu entspannen", sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Mittwoch auf einer online übertragenen Pressekonferenz.
Wachsendes Wissen über Covid-19 und positive Entwicklungen in einigen Staaten bedeuteten noch lange nicht, dass man das Coronavirus Sars-CoV-2 besiegt habe. Vielmehr biete dies die Chance, das Virus besser in den Griff zu bekommen.
Es sei nicht der richtige Zeitpunkt, um das Visier hochzuklappen, sagte Kluge. "Wir haben noch einen weiten Weg in diesem Marathon vor uns." Später ergänzte er: "Ein Land kann Covid-19 nicht alleine bekämpfen oder stoppen." Der Kampf gegen die Corona-Krise müsse vielmehr international abgestimmt ablaufen.
Mehrere Länder hatten nach Fortschritten bei der Eindämmung des Virus Sars-CoV-2 erste vorsichtige Lockerungen ihrer in der Corona-Krise erlassenen Massnahmen angekündigt, darunter Dänemark und Österreich.
Rom plant «Phase 2» der Corona-Krise: Wirtschaft soll starten
Erst sollen Unternehmen in Italien vorsichtig wieder ihre Arbeit aufnehmen, dann können Lockerungen für die Menschen folgen: Die Regierung in Rom plant im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise ein langsames, schrittweises Vorgehen, wie Medien am Mittwoch berichteten.
Diese Pläne werden "Phase 2" genannt. Die Regierung habe den wissenschaftlichen Beirat beauftragt, Details zu erarbeiten.
Zuletzt waren die Ausgangsbeschränkungen für die 60 Millionen Italiener, die am 10. März erlassen wurden, bis Ostermontag verlängert worden. Ausserdem ist die nicht lebensnotwendige Produktion gestoppt und viele Läden sowie Restaurants sind geschlossen.
Es wurde erwartet, dass die Arbeit in einigen stillgelegten Firmen in der kommenden Woche wieder anlaufen darf. Unternehmerverbände machen zunehmend Druck wegen drohender Pleiten. Weitere Öffnungen von Geschäften und Erleichterungen für die Bürger dürfte es aber erst ab dem 4. Mai geben, hiess es in TV-Berichten.
"Wir können nicht riskieren, dass die Kurve der Epidemie wieder ansteigt, weil wir es uns nicht leisten können, von vorne zu beginnen", wurde Ministerpräsident Giuseppe Conte von der Zeitung "Corriere della Sera" zitiert. Voll anlaufen könne die "Phase 2" wohl erst nach den Brückentagen um den 1. Mai, hiess es.
Den Berichten zufolge sollen parallel zu ersten Lockerungen neue Schutzregeln erlassen werden. Strikte Schichtregeln für Fabriken und Büros sowie Maskenpflichten seien in der Diskussion. Italien ist mit mehr als 17 000 Toten in Europa besonders hart von der Infektionswelle getroffen.
Zuletzt war die Zahl der Neuinfektionen aber deutlich zurückgegangen. Nach Angaben des Gesundheitsministers Roberto Speranza steckt jeder Infizierte durchschnittlich nur noch eine weitere Person an.
EU bleibt über Corona-Rettungspaket zerstritten
Die vorerst ergebnislosen EU-Verhandlungen über ein Rettungspaket gegen die Corona-Wirtschaftskrise sorgen für Enttäuschung im Europäischen Parlament. Statt auf Maximalforderungen müssten sich nun alle auf das Machbare konzentrieren, erklärte der CSU-Finanzpolitiker Markus Ferber am Mittwoch. Er wandte sich damit erneut gegen gemeinsame Schulden, sogenannte Corona-Bonds.
Die sozialistische Fraktionschefin Iratxe Garcia appellierte an die EU-Finanzminister, an die gemeinsame Zukunft zu denken. Es bedürfe einer starken gemeinsamen Antwort auf die Covid-19-Pandemie, sonst würden deren wirtschaftliche Folgen die EU in eine politische Krise stürzen. Der Grünen-Finanzpolitiker Sven Giegold sagte: "Die ewigen Querelen schaden dem Ruf Europas."
Sozialdemokraten und Grüne befürworten Corona-Bonds ebenso wie die Linke. Mit ihrer Ablehnung der Bonsd spiele die Bundesregierung nur "rechtsextremen Scharfmachern", kritisierte die Linken-Europaabgeordnete Martina Michels.
Der FDP-Politiker Christian Dürr, stellvertretender Fraktionschef im Bundestag, warf Bundesfinanzminister Olaf Scholz vor, er habe nicht wie die Niederlande auf strenge Bedingungen für die Nutzung des Eurorettungsschirms ESM gepocht. Der AfD-Europapolitiker und Bundesvorsitzende Jörg Meuthen wiederum mahnte Scholz, klare Kante gegen Corona-Bonds zu zeigen.
Den EU-Finanzministern war am Mittwochmorgen nach 16-stündigen Verhandlungen noch keine Einigung auf ein EU-Rettungspaket gelungen. Die Bedingungen für ESM-Kredite und die gemeinsame Schuldenaufnahme gehörten zu den Streitpunkten. Am Donnerstag soll weiter verhandelt werden.
Afroamerikaner besonders stark von Corona betroffen
Die US-Regierung hat eingeräumt, dass das Coronavirus Afroamerikaner besonders stark trifft. "Wir sehen starke Anhaltspunkte dafür, dass Afroamerikaner in weitaus grösserem Umfang betroffen sind als andere Bürger unseres Landes", sagte US-Präsident Donald Trump während einer Pressekonferenz am Dienstag (Ortszeit).
In einigen Tagen werde man entsprechende Statistiken dazu veröffentlichen. Trump sagte zu, an der Angelegenheit zu arbeiten, ohne Einzelheiten zu nennen.
Die "Washington Post" berichtete am Dienstag unter Berufung auf Daten einiger lokaler Behörden, dass mehrheitlich afroamerikanische Landkreise teils dreimal so viele Infektionen und fast sechsmal so viele Todesfälle vermeldeten wie Landkreise, in denen weisse Amerikaner in der Mehrheit seien.
Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, führte dies auf derselben Pressekonferenz auf eine "Verschlimmerung eines Gesundheitsgefälles" zurück. Erkrankungen wie Herzkrankheiten und Diabetes seien bei den Afroamerikanern häufiger zu verzeichnen als bei anderen Gruppen, sagte Fauci. Solche Vorerkrankungen machten eine Verlegung auf die Intensivstation wahrscheinlicher.
Bislang haben lediglich lokale Behörden wie Städte oder Bundesstaaten Statistiken veröffentlicht. Davon weisen nicht alle die ethnische Zugehörigkeit aus. In der Millionenmetropole Chicago, in der knapp ein Drittel der Bewohner Afroamerikaner sind, zeigt sich Behördenangaben zufolge der Unterschied besonders stark. Unter den bis Dienstag vermeldeten 140 Toten waren demnach 95 Afroamerikaner (etwa 67 Prozent), unter den rund 5500 Infizierten waren es etwa die Hälfte.
Im Landkreis Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin seien rund 70 Prozent der Todesfälle nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 Schwarze, obwohl sie nur etwa 26 Prozent der Bevölkerung stellten, schrieb die "Washington Post". Im Bundesstaat Michigan waren demnach etwa ein Drittel der Corona-Infizierten und rund 40 Prozent der Toten Afroamerikaner - bei einem Bevölkerungsanteil von rund 14 Prozent.
Afroamerikaner hätten "eher einen niedrigen sozioökonomischen Status, was es schwieriger macht, soziale Distanz zu wahren", sagte der oberste Gesundheitsbeamte der US-Regierung, Vizeadmiral Jerome Adams, dem Sender CBS. Weitere strukturelle Ungleichheiten wie fehlende Absicherung durch eine Krankenversicherung tragen nach Ansicht von Experten wahrscheinlich ebenfalls dazu bei.
Frankreich steckt gemäss Nationalbank in Rezession
Frankreich ist nach Einschätzung der Nationalbank wegen der Corona-Krise in eine Rezession abgerutscht. Die Wirtschaftsleistung sei im ersten Vierteljahr um etwa sechs Prozent gesunken, teilte die Banque de France am Mittwoch in einer ersten Schätzung mit.
Schon im letzten Vierteljahr 2019 war das Bruttoinlandsprodukt der zweitgrössten Volkswirtschaft der Eurozone laut Statistikamt leicht um 0,1 Prozent zurückgegangen.
Ökonomen sprechen von einer Rezession, wenn die Wirtschaftsleistung in mindestens zwei Quartalen hintereinander - jeweils zum Vorquartal - schrumpft. Vor dem Ausbruch der Krise war für Frankreich für das erste Quartal 2020 mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent gerechnet worden.
Die Regierung stellt sich wegen der Covid-19-Pandemie bereits auf die schlimmste Rezession seit 1945 ein. Die Wirtschaft des hoch verschuldeten Landes war 2009 wegen der damaligen Finanzkrise um 2,9 Prozent geschrumpft.
Dieser bis dahin schlechteste Wert seit Weltkriegsende dürfte nun übertroffen werden, hatte Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire vorhergesagt. In Frankreich gelten wegen der Pandemie seit gut drei Wochen strenge Ausgangsbeschränkungen, viele Wirtschaftsbereiche arbeiten nur noch eingeschränkt.
Der lange Weg zurück: Diese Länder lockern ihre Corona-Massnahmen
Wie soll die Rückkehr zu einer Art normalem Alltag nach der Corona-Pandemie am besten gelingen? Während Deutschland die geeignetste Exit-Strategie sucht, hat sich eine Reihe von Ländern bereits vorsichtig an eine Lockerung erster Corona-Massnahmen gewagt: Dänemark will Krippen, Kindergärten und Schulen bis zur fünften Klasse wieder öffnen, die Österreicher dürfen nach Ostern zumindest wieder in den Baumarkt und in kleinere Geschäfte. Ein Überblick über die Länder, die ihre ersten in der Corona-Krise ergriffenen Massnahmen lockern:
DÄNEMARK: Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach von einer "ersten vorsichtigen Phase" der Öffnung des Landes: In einem ersten Schritt sollen dänische Kinderkrippen, Kindergärten sowie die Schulen für Kinder bis zur fünften Klasse ab dem 15. April wieder öffnen. Damit will die dänische Regierung zunächst die Eltern entlasten, die sich neben der Arbeit im Homeoffice bislang auch noch um ihre jüngeren Kinder kümmern mussten.
Alle weiteren Massnahmen hat Frederiksen im selben Atemzug um vier Wochen verlängert: Die dänischen Grenzen, auch die nach Deutschland, bleiben vorläufig bis zum 10. Mai dicht. Gleiches gilt - laut Frederiksen zumindest bis zur nächsten Phase der Öffnung - für Restaurants, Cafés, Kneipen sowie Theater und weitere Freizeiteinrichtungen. Versammlungen mit mehr als zehn Personen sind weiter verboten, Grossveranstaltungen bis Ende August untersagt.
ÖSTERREICH: Wie Dänemark hatte auch Österreich besonders früh mit strikten Massnahmen auf das Coronavirus reagiert. In der Alpenrepublik geht es nun am 14. April mit dem zaghaften Rückweg los: Kleine Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen dann laut Bundeskanzler Sebastian Kurz unter strengen Auflagen wieder öffnen. Ab dem 1. Mai sollen alle Geschäfte, Einkaufszentren und Friseure folgen dürfen. Ein Zeitplan zur Öffnung von Hotels und Gastronomie soll Ende April stehen, Ziel ist eine Wiederaufnahme des Betriebs ab Mitte Mai.
Die Ausgangsbeschränkungen werden bis Ende April verlängert - das bedeutet, dass man die Wohnung weiter nur mit triftigem Grund verlassen darf. Die Schulen bleiben bis Mitte Mai zu. Veranstaltungen sollen bis Ende Juni nicht stattfinden. Die bestehende Maskenpflicht im Supermarkt wird ab dem 14. April auf alle geöffneten Läden und die öffentlichen Verkehrsmittel ausgedehnt.
TSCHECHIEN: Die Tschechen dürfen nach einem Beschluss ihres Minderheitenkabinetts seit Dienstag wieder Tennis oder Golf spielen. Zudem dürfen erste in der Corona-Krise geschlossene Geschäfte ab Donnerstag wieder öffnen, darunter Hobby- und Baumärkte, der Eisenwarenhandel sowie Fahrradwerkstätten. Gleichzeitig werden die Hygieneregeln für den Einzelhandel verschärft: Der Mindestabstand zwischen Kunden muss zwei Meter betragen, am Eingang müssen Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe bereitgestellt werden.
Die Regierung in Prag spricht ausserdem davon, dass ab dem 14. April unabdingbare, notwendige Reisen ins Ausland erlaubt werden sollen, also etwa für Arztbesuche oder Geschäftsreisen. Bislang gilt in dem östlichen deutschen Nachbarland ein striktes Ausreiseverbot.
LITAUEN: Auch in dem EU-Land Litauen keimt Hoffnung auf. "Wir werden wahrscheinlich die Bedingungen für bestimmte kleine Unternehmen lockern und sehr klare Bedingungen festlegen", sagte der litauische Regierungschef Saulius Skvernelis am Dienstag in Vilnius. Demnach sollen diese Firmen wieder für Kunden öffnen dürfen, wenn sie bestimmte Vorkehrungen wie etwa Zugangsbeschränkungen, Ein- und Auslasskontrollen und erhöhte Hygienestandards erfüllen. Händler müssen Schutzkleidung tragen und dürfen keiner Risikogruppe angehören.
Über konkrete Änderungen solle aber erst später in der Woche entschieden werden, sagte Skvernelis. Gleichzeitig erwägt seine Regierung, die landesweite Corona-Quarantäne um zwei Wochen zu verlängern, unter die sie das Land zunächst bis Ostern gestellt hatte.
NORWEGEN: Die Norweger folgen bei ihrem Weg aus dem Corona-Zustand teilweise ihren skandinavischen Freunden aus Dänemark - und wagen sich noch ein Stück darüber hinaus: Zwar werden die Kindergärten erst am 20. und die Schulen für Erst- bis Viertklässler am 27. April geöffnet, wie Regierungschefin Erna Solberg am Dienstag ankündigte. Doch der Plan aus Oslo geht noch ein bisschen weiter: Zum einen dürfen die Norweger bereits ab dem 20. April wieder auf ihren geliebten Hütten übernachten, zum anderen dürfen ab dann auch Physiotherapeuten und Psychologen ihre Arbeit wiederaufnehmen, sofern sie die entsprechenden Anforderungen zum Vorbeugen eines Ansteckungsrisikos erfüllen. Friseure und Hautpfleger dürfen das sieben Tage später auch.
Hinzu kommt die Hoffnung, alle Schüler noch vor dem Sommer zurück in die Schulen zu bringen. Die Grenzen des Landes bleiben derweil weiter geschlossen. Norweger, die in ihre Heimat zurückkehren, müssen zudem weiter 14 Tage lang in Quarantäne.
CHINA: Im Ursprungsort der Pandemie, dem zentralchinesischen Wuhan, sind mehr als zweieinhalb Monate nach der Abriegelung am Mittwoch auch die letzten Bewegungsbeschränkungen für die elf Millionen Bewohner aufgehoben worden. Der innerstädtische Verkehr wird wieder normalisiert, der Flughafen nimmt seine Flüge wieder auf. Autos dürfen die Stadt wieder verlassen und die Menschen mit dem Zug auch wieder wegreisen - sofern sie denn gesund sind und in einer jetzt überall in China eingesetzten Corona-Gesundheits-App auf ihrem Handy einen grünen Code nachweisen können. Wer Kontakt zu Infizierten hatte, wird darin automatisch auf Rot gesetzt und darf nicht reisen.
Und auch die Vorbeugungsmassnahmen sind weiter strikt: Auf lokaler Ebene soll weiter Fieber gemessen und Mundschutz getragen werden. Kindergärten, Schulen und Hochschulen bleiben vorerst weiter geschlossen.
IRAN: Präsident Hassan Ruhani kündigte am Mittwoch an, dass die Corona-Vorschriften "unter besonders strengen hygienischen Auflagen" in drei Phasen gelockert werden sollen. Ab Samstag (11. April) soll zunächst in den Provinzen die Arbeit in Wirtschaftsbereichen mit geringem Gefährdungsrisiko wieder aufgenommen werden. In der zweiten Phase soll dies dann auch in der Hauptstadt Teheran passieren. Ruhani liess offen, welche der 49 von Schliessungen betroffenen Branchen der in weiten Teilen lahmgelegten Wirtschaft wieder tätig werden sollen.
Die Verbote für Sportanlagen, Festhallen, Friseurläden sowie heilige religiösen Stätten blieben jedoch bestehen. Bis auf Weiteres würden landesweit auch keine Freitagsgebete veranstaltet. In der dritten Phase soll aber dann auch über diese Bereiche entschieden werden, sagte Ruhani.
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