Coronavirus | Bergamo: Vom Industrie-Motor Italiens zum Wuhan Europas
Täglich 11 Seiten mit Todesanzeigen
Vom industriellen Motor der Lombardei zum Wuhan Europas: Die geschäftstüchtige Stadt Bergamo, bekannt für ihre Chemie- und Baumaterial-Produktion, den Stahlbau, sowie ihre Forschungsinstitute, ist in wenigen Wochen zum Lazarett Italiens geworden.
Bergamo und Umgebung sind mit 5869 Infizierten und fast tausend Toten das Zentrum der Pandemie in Europa. Keine italienische Stadt ist so stark vom Coronavirus betroffen. Die Zahl der Toten ist so hoch, dass seit Tagen die Lagerkapazität der Leichenhalle in Bergamo ausgeschöpft ist. Dies gilt auch für den einzigen Krematoriumofen, der derzeit 24 Stunden durchgehend läuft. Sowohl der Friedhof, als auch die Bestattungsinstitute sind seit längerem nicht mehr aufnahmefähig.
In der 120'000-Einwohner-Stadt sind Transporter der Armee pausenlos auf den Strassen unterwegs, um die Särge der Verstorbenen zu den Krematorien anderer Regionen zu bringen. Die Bilder des langen Konvois von Militärlastwagen erschütterten die Welt.
Kein Licht am Ende des Tunnels
"Leider sehen wir immer noch kein Licht am Ende des Tunnels. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Tagen die Situation bessert", kommentierte der Bürgermeister Giorgio Gori die Lage. Soldaten sind bei der Errichtung eines Feldkrankenhauses auf dem Messegelände Bergamos im Einsatz. Hier sollen Plätze für 300 Covid-Kranke entstehen, davon 100 auf der Intensivstation.
Bergamo trauert um eine ganze Generation von Menschen, die dem Coronavirus erlegen ist. Fast jede Familie weint um einen Angehörigen, der mit Coronavirus-Symptomen in die Intensivstation eingeliefert wurde und in wenigen Tagen allein sterben musste, ohne dass Verwandte ihm zur Seite stehen konnten. Viele Menschen konnten sich nur mehr per Telefon von dem Sterbenden verabschieden. Auf eine Trauerzeremonie muss verzichtet werden, da diese jetzt verboten sind.
Einsames Sterben auf der Intensivstation
Severa Belotti (82) und Luigi Carrara (86) aus der Gemeinde Albino bei Bergamo waren seit 60 Jahren verheiratet. Sie erlagen im Abstand von nur wenigen Stunden dem Coronavirus. "Ich habe von ihnen nicht Abschied nehmen können. Sie sind allein auf der Intensivstation gestorben, so geht es mit diesem fürchterlichen Virus fast jedem. Meine Eltern waren zwar ältere Menschen, sie waren aber bisher gesund", berichtete der Sohn der Opfer, Luca Carrara.
Die lokale Zeitung "L'Eco di Bergamo" veröffentlicht statt den bisherigen drei Seiten jetzt täglich elf Seiten mit Todesanzeigen. "Da Trauerzeremonien derzeit nicht stattfinden können, sind für viele Angehörige Todesanzeigen der einzige Weg, ihrem Leid Ausdruck zu geben. Durch Traueranzeigen wird einem klar, dass die Covid-Toten Menschen und nicht nur Zahlen sind", sagt Chefredakteur Alberto Ceresoli.
Viele Helfer bezahlen hohen Preis
Täglich berichtet Ceresoli über den Kampf seiner Stadt gegen die Pandemie. "Ein ehrenamtlicher Helfer des Roten Kreuzes, ein Arzt, ein Carabiniere, ein Dutzend Priester: Das sind nur einige der Opfer des Coronavirus in einer Stadt, die wegen dieser Epidemie einen unermesslich hohen Preis zahlt. Es handelt sich um Menschen, die im Dienst für andere standen, die gestorben sind, während sie sich um die Mitmenschen kümmerten", meint Ceresoli.
Auch Prominente beklagen Verluste. So trauert die aus Bergamo stammende Snowboard-Weltcupgesamt- und Olympiasiegerin Michela Moioli um ihre Grossmutter. "Fünf Minuten lang hat die Abschiedszeremonie von meiner Grossmutter gedauert. Und dabei hatten wir noch Glück: Viele können sich von ihren Angehörigen nicht einmal verabschieden", sagte Moioli. Auch ihr Grossvater Antonio habe Covid-19. Ihre Goldmedaille widmete sie ihrer Stadt, die sich in der Epidemie heldenhaft tapfer zeige.
Das lombardische Gesundheitssystem steht angesichts der Lawine neuer Infektionsfälle vor dem Kollaps. Daniele Macchini, Chirurg im Krankenhaus "Humanitas Gavazzen" von Bergamo, berichtet von einem täglichen Drama, das sich in den Spitälern der Lombardei abspielt. "Ein Krieg ist im Gange und wir kämpfen Tag und Nacht an vorderster Front", meint Macchini. Dabei kommen auch Mediziner ums Leben. Mindestens 17 Ärzte sind seit Beginn der Epidemie gestorben. Circa 10 Prozent aller Infizierten sind Sanitäter.
NACHRICHTENÜBERBLICK INTERNATIONAL
Italienische Regierung ruft zu «notwendigen Opfern» auf
Angesichts der eskalierenden Zahl von Coronavirus-Todesopfern ruft die Regierung in Rom die Italiener zum Durchhalten auf. Die bis 3. April geltende Verordnung zum Stopp aller nicht lebensnotwendigen Produktionsaktivitäten tritt am Montag in Kraft.
Die von Premier Giuseppe Conte am späten Samstag angekündigte Einstellung nicht lebenswichtiger Produktion sei "ein notwendiges Opfer" im Kampf gegen die Epidemie und zur Rettung von Menschenleben, schrieb der italienische Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri auf Facebook.
"Wir werden Arbeitnehmer und Unternehmer unterstützen, damit die Wirtschaft neu starten kann. Zusammen werden wir es schaffen", versicherte Gualtieri. Die von der Regierung beschlossene und bis 3. April geltende Verordnung zum Stopp aller nicht lebensnotwendigen Produktionsaktivitäten tritt am Montag in Kraft.
Davon seien unter anderem Supermärkte, Banken, Post, Trafiken, Zeitungskioske und Apotheken nicht betroffen, sagte Ministerpräsident Conte am Samstagabend. Er sprach von der "grössten Herausforderung nach dem Zweiten Weltkrieg" für Italien.
Vom Produktionsstopp ausgenommen sind die Lebensmittel- und Pharmaproduktion, die Logistik- und Transportbranche und der Mediensektor. Auch die Landwirtschaft sowie die Ölproduktion bleiben aktiv. Von der Massnahme betroffen sind vor allem breite Sektoren der öffentlichen Verwaltung.
Taskforce für Gesundheitssystem
Unterdessen bemüht sich die italienische Regierung auch, das schwer belastete Gesundheitssystem in der Lombardei zu unterstützen. Die Aufforderung des Zivilschutzes an Italiens Ärzte, sich freiwillig einer Taskforce zur Unterstützung des im Kampf gegen das Coronavirus besonders betroffenen lombardischen Gesundheitssystems anzuschliessen, stösst nicht auf taube Ohren.
7220 Formulare italienischer Ärzte, die der Taskforce beitreten wollen, sind bereits beim Zivilschutz eingetroffen, wie die italienische Regierung berichtete. "Das ist eine unglaubliche Antwort", schrieb Regionenminister Francesco Boccia auf Facebook.
Das italienische Gesundheitssystem bekommt indes auch aus dem Ausland Hilfe. Kuba hat am Sonntag ein Ärzteteam nach Italien geschickt, das die italienischen Kollegen bei ihrem Kampf gegen das Coronavirus unterstützen soll. Die 52 Ärzte und Krankenpfleger sollten in der Lombardei, dem aktuellen Brennpunkt der Coronavirus-Krise, eingesetzt werden, teilte das Gesundheitsministerium in Havanna mit.
Italien meldete am Samstag 793 neue Todesfälle. Das ist der bisher grösste Anstieg an einem Tag in Italien. Insgesamt starben in Italien bisher 4825 Menschen an der Atemwegserkrankung Covid-19. Es ist damit inzwischen das Land mit den meisten registrierten Todesfällen weltweit. Die Zahl der Infektionen stieg um 14 Prozent auf 53'578, die Zahl der Patienten auf Intensivstationen um rund 200 auf 2857.
In Italien müssen nicht lebenswichtige Unternehmen schliessen
Italien schliesst im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie die gesamte nicht lebensnotwendige Produktion, bis vorerst am 3. April. Ausgenommen seien Supermärkte, Banken, Post und Apotheken, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Samstagabend.
"Es ist die schwerste Krise für das Land seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte Conte. Nun werde jede produktive Tätigkeit eingestellt, "die nicht entscheidend und unerlässlich dafür ist, uns essenzielle Güter und Dienstleistungen zu garantieren". Italien gilt als die drittgrösste Volkswirtschaft in der Eurozone.
Fast 800 Tote an einem Tag
Das Land hatte am Samstag an nur einem Tag fast 800 Tote vermeldet, so viele wie nie seit dem Ausbruch des Virus im Land. Bisher starben 4825 Menschen, wie der Zivilschutz in Rom mitteilte. Das waren 793 mehr als am Vortag.
Besonders stark betroffen ist die Lombardei im Norden des Landes, wo das Virus Ende Februar ausgebrochen war und die Spitäler mittlerweile vor dem Kollaps stehen. Die wirtschaftlichen Schäden für das hoch verschuldete Land sind jetzt schon unermesslich.
Italien ist weltweit das Land mit den meisten offiziell gemeldeten Toten wegen des Coronavirus. Die Regierung hatte daher erst am Freitag die Ausgangssperren verschärft, die seit dem 10. März landesweit gelten.
Die Zahl der Toten ist in Italien im Vergleich zu den offiziell gemeldeten Infizierten auffällig hoch. Sie stieg auf 53'578 Menschen, erneut Tausende mehr als am Vortag.
Hohe Sterberate
Unklar ist die genaue Ursache für die hohe Sterberate. Es könnte mehrere Gründe geben: Italien hat eine der ältesten Bevölkerungen weltweit - und die meisten Toten waren ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Viele Grosseltern wohnen in Italien mit ihren Kindern und Enkeln im Haus. Daher sind Ansteckungen einfacher.
Auch gehen Experten davon aus, dass die Dunkelziffer bei den Infizierten wesentlich höher ist als angegeben, viele mild oder symptomlos verlaufende Fälle werden nicht erfasst. Daher ergibt sich eine höhere Sterberate.
Luftqualität in Corona-Quarantänegebieten wird besser
In den wegen der Coronavirus-Pandemie unter Quarantäne stehenden Gebieten verbessert sich nach Angaben von Wissenschaftlern die Luftqualität. In Norditalien habe sich die Konzentration des Schadstoffs Stickstoffdioxid "im Durchschnitt fast halbiert", sagte Vincent-Henri Peuch vom europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der Nachrichtenagentur AFP.
Die Europäische Umweltagentur berichtete über ähnliche Luftveränderungen in Barcelona und Madrid, wo die spanischen Behörden Mitte März eine Ausgangssperre verhängten.
Zuerst waren die Veränderungen in der Luft in China, dem Ursprungsland der Coronavirus-Pandemie, aufgefallen. Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa aus dem Februar zeigten eine starke Verringerung der Konzentration von Stickstoffdioxid in Wuhan, während über die gesamte Provinz Hubei und rund 60 Millionen Menschen eine Ausgangssperre verhängt war.
"Dies ist das erste Mal, dass ich einen so dramatischen Abfall über einem so grossen Gebiet für ein bestimmtes Ereignis gesehen habe", sagte der Nasa-Forscher Fei Liu. Sogar während der Wirtschaftskrise vor mehr als zehn Jahren sei der Rückgang der Stickstoffdioxid-Werte "zeitlich kontinuierlicher" gewesen, sagte der Experte für Luftqualität der Europäischen Umweltagentur, Alberto Gonzalez Ortiz.
Wiederanstieg der Emissionen in China
Da China den Höhepunkt seiner Krise mittlerweile hinter sich hat, ist auf neueren Bildern der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ein Wiederanstieg der Stickstoffdioxid-Emissionen zu erkennen.
Stickstoffdioxid (NO2) wird hauptsächlich von Fahrzeugen, Industrieanlagen und Heizkraftwerken produziert. "NO2 ist ein kurzlebiger Schadstoff mit einer Lebensdauer in der Atmosphäre von etwa einem Tag", sagte Peuch. Der Schadstoff kann eine schwere Entzündung der Atemwege hervorrufen.
Allerdings bedeutet weniger NO2 nicht notwendigerweise sauberere Luft. So kam es in Peking im Februar zu erhöhten Feinstaubwerten, wie das Erdbeobachtungszentrum der Nasa mitteilte. Auch in Paris wurde die Luft am Freitag wegen einer erhöhten Menge an Feinstaubpartikeln und Stickstoffdioxid als "mässig verschmutzt" eingestuft, obwohl seit drei Tagen eine Ausgangssperre galt.
Laut Peuch hängt die Konzentration der Schadstoffe auch vom Wetter ab. Zudem würden einige Emissionsquellen wie die Energieproduktion und der Energieverbrauch der Haushalte "wahrscheinlich nicht merklich abnehmen, wenn mehr Menschen zu Hause bleiben müssen". Der Wissenschaftler erwartet jedoch, dass auch die Konzentration der Feinstaubpartikel und von Kohlenmonoxid (CO) "mit der Zeit voraussichtlich ebenfalls abnehmen" wird.
Wissenschaftler überprüfen nun auch die Daten für andere Länder und Regionen, die ihre Einwohner aufgefordert haben, zu Hause zu bleiben, darunter Bayern, Belgien, Kalifornien und Frankreich, um zu sehen, ob der Trend ähnlich ist.
Autobauer sollen in Corona-Krise Beatmungsgeräte bauen
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie suchen Regierungen weltweit Verbündete in der Automobilindustrie, um dringend benötigtes medizinisches Gerät herzustellen. Angesichts der sprunghaft gestiegenen Zahl an Infizierten mit Covid-19 werden für den Einsatz in Krankenhäusern vor allem Beatmungsmaschinen dringend benötigt, um Menschenleben zu retten.
Da die Hersteller solch hochspezialisierter Geräte ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben, wird fieberhaft nach anderen Bezugsquellen gesucht. In den USA soll dazu sogar ein Gesetz aus Kriegszeiten eingesetzt werden, das es dem Präsidenten erlaubt, die Industrie dafür heranzuziehen.
Die Behörden hoffen, dass Konzerne, deren Produktion wegen der Krise ohnehin weitgehend ruht, ihr Wissen über Design und den 3D-Druck preisgeben und ihre Lieferketten öffnen, um die Kosten in Grenzen zu halten. Besonders gross ist die Not in Italien, das als Epizentrum der Pandemie gilt, weil dort inzwischen mehr Menschen an der Lungenkrankheit gestorben sind als in China. "Wir sprechen mit Fiat Chrysler, Ferrari und (dem Zulieferer) Marelli, um herauszufinden, wie sie uns helfen können", sagt Gianluca Preziosa, Chef des italienischen Herstellers von Beatmungs- und Wiederbelebungsgeräten, Siare Engineering.
Der Luxussportwagenbauer Ferrari wäre einem Insider zufolge dazu bereit, solche Geräte in seiner Fabrik in Maranello herzustellen, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Ein Sprecher der Muttergesellschaft von Fiat Chrysler und Ferrari, Exor, sagte, es hätten bereits Treffen stattgefunden, um die Machbarkeit zu prüfen. Als denkbare Optionen käme eine Unterstützung von Siare bei der Erweiterung der Kapazitäten durch Ingenieure von Fiat Chrysler und Ferrari oder die Auslagerung der Produktion von Bauteilen für Beatmungsmaschinen an die beiden Autobauer infrage.
"Präzisionsfräsen und die 3D-Drucktechnik könnten bei der Herstellung komplexer Teile helfen", sagte Rene-Christopher Wollmann, Programm- und Plattformleiter beim Autodesigner Pininfarina. Das hänge davon ab, wie viel Know-how die Medizintechnikhersteller bereit seien, über das Design eines solchen Geräts zu teilen. Eine weitere Hürde werde die Montage solcher Maschinen unter Bedingungen sein, die für die medizinische Industrie angemessen sei.
Krieg gegen das Virus
In den USA hat sich das Weisse Haus eingeschaltet und spricht mit General Motors und Ford darüber, was sie dazu beitragen können, um die Produktion von Beatmungsmaschinen auszuweiten. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Detroiter Autofabriken umgerüstet würden, um einer nationalen Krise zu begegnen. Während des Zweiten Weltkriegs hatten Ford, GM und Chrysler den Bau von Autos eingestellt und ihre Fabriken für den Bau von Flugzeugen, Panzern und anderen Waffen umgestellt. US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, er werde sich auf ein Gesetz aus der Zeit des Korea-Krieges aus 1950er Jahren berufen.
Es würde ihm quasi unter Kriegsbedingungen erlauben, Ressourcen der Industrie zu mobilisieren, um die Produktion von Atemschutzgeräten, Beatmungsmaschinen und anderer medizinischer Ausrüstung auszuweiten. Ford-Chef Jim Hackett kündigte vor Mitarbeitern an, der Konzern sei zum Bau von Beatmungsgeräten bereit. GM-Chef Mary Barra sprach über das Thema mit Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow. Der US-Elektroautobauer Tesla sieht sich dazu bereits in der Lage: "Wir stellen Beatmungsgeräte her, wenn es einen Mangel gibt", schrieb Unternehmenschef Elon Musk in einem Tweet.
Auch Grossbritannien bündelt Kräfte zur Herstellung von medizintechnischem Gerät. Mehr als ein halbes Dutzend Firmen habe innerhalb weniger Tage bereits einen Prototypen gebaut, dessen Qualität nun geprüft werde, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock der BBC. An die Unternehmen gerichtet ergänzt er: "Wir brauchen so viele, wie Sie nur herstellen können."
Die Idee, Autobauer für die Lieferung medizintechnischer Geräte einzusetzen, entstand in China. Dort produziert der Elektroautobauer BYD seit Kurzem täglich fünf Millionen Gesichtsmasken und 300.000 Flaschen mit Desinfektionsmitteln.
Hohe Standards für Medizintechnik
Deutsche Autobauer überlegen ebenfalls, wie das unter Corona ächzende Gesundheitssystem unterstützt werden kann. "Wir sammeln Ideen, was man machen kann, bis hin zu humanitärer Hilfe", sagte Porsche-Chef Oliver Blume. "Wir sehen uns in einer gesellschaftlichen Pflicht." BMW zeigte Bereitschaft zu technischer Hilfe: "Wenn wir entsprechende Anfragen bekommen würden, wären wir selbstverständlich bereit, hier zu unterstützen."
Denkbar wäre auch dort die Produktion von Komponententeilen für solche Geräte mit 3-D Druckern. Auch VW will 3D-Drucker bereitstellen, um Bauteile herzustellen. "Wir sind im Austausch mit Regierungen, Verbänden, Vereinen und Behörden, um den konkreten Bedarf zu ermitteln." Prototypen seien bereits gedruckt worden. "Medizinisches Equipment ist natürlich neu für uns - aber sobald wir die Anforderungen kennen und die entsprechende Blaupause erhalten, können wir starten." Daimler äusserte sich nicht.
Doch Medizintechnik unterliegt in Deutschland hohen Standards und muss strenge regulatorische Vorgaben erfüllen. "Es handelt sich bei den meisten Materialien um speziell entwickeltes Design und keine Standardbauteile", gibt das Lübecker Medizintechnikunternehmen Drägerwerk zu bedenken, das zu den führenden Herstellern von Beatmungsmaschinen zählt. Die Technologie heutiger Beatmungsgeräte (Elektronik und Software, die die Pneumatik steuern) unterscheide sich zudem vom Betrieb eines Automobilherstellers, teilte ein Sprecher mit.
Weltweit gibt es mittlerweile über 300'000 Coronavirus-Fälle
Trotz des weltweiten Kampfes gegen die neuartige Lungenkrankheit Covid-19 haben sich nach Angaben von US-amerikanischen Experten inzwischen mehr als 300'000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Fast 13'000 sind daran gestorben.
Das berichteten die Wissenschaftler der US-Universität John Hopkins. In den USA schnellte die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten binnen nur einer Woche um mehr als das Zehnfache auf mehr als 24'000 Fälle in die Höhe.
Fast ein Viertel der US-Bevölkerung, 80 Millionen von 330 Millionen Einwohnern, sind inzwischen von mehr oder weniger harschen Ausgangssperren betroffen. Solche Einschränkungen gab es in Kalifornien, Illinois, New York, New Jersey und Connecticut.
Italien schliesst Produktionen
In Europa sind weiterhin Italien und Spanien am stärksten betroffen. Die Regierung in Rom ordnete angesichts von fast 800 Toten binnen 24 Stunden die Schliessung aller nicht lebensnotwendigen Produktionsaktivitäten an. Ausgenommen sind unter anderem Supermärkte, Banken, Post und Apotheken.
Ministerpräsident Giuseppe Conte sprach von der "grössten Herausforderung nach dem Zweiten Weltkrieg". "Wir haben beschlossen, jede produktive Tätigkeit zu schliessen, die nicht entscheidend und unerlässlich dafür ist, uns essenzielle Güter und Dienstleistungen zu garantieren."
In Spanien rief Regierungschef Pedro Sánchez seine Landsleute nach einer Woche Ausgangssperre zum Durchhalten auf. Dort haben sich mittlerweile 25'000 Menschen angesteckt, 1300 Menschen sind an Covid-19 gestorben. Das Schlimmste stehe aber noch bevor, warnte Sánchez.
Mit der Ziege Gassi
"Es ist nicht die Angst, die uns in unseren Häusern und Wohnungen hält. Es ist der Mut", sagte er. Zugleich lobte er das disziplinierte Verhalten seiner Landsleute. Zumindest der meisten. Denn manche waren in Spanien kreativer als die Polizei erlaubt. Denn Hunde dürfen trotz Ausgangssperre ausgeführt werden.
Nach Medienberichten wurden aber auch Menschen gesichtet, die mit Ziegen, Schweinen und sogar Kanarienvögeln unterwegs waren. Ein Mann zog sogar mit einem Stoffhund an der Leine durch die Strassen. Die Polizisten waren weniger amüsiert. "Versuchen Sie nicht, uns zu täuschen, sonst werden Sie bestraft", lautete die strenge Warnung.
Anstieg in Thailand
Wegen der Pandemie sollen in Grossbritannien bis zu 1,5 Millionen Menschen, die wegen Vorerkrankungen als besonders anfällig gelten, mindestens drei Monate zuhause bleiben. Die Gesundheitsbehörden forderten diese Menschen am Sonntag auf, "zusätzliche" Massnahmen zu ergreifen, um sich selbst "abzuschirmen".
In Thailand stieg die Zahl der Infektionen sprunghaft an, von 188 auf 599, wie die Behörden mitteilen. Es ist der bislang grösste Zuwachs an einem Tag in dem Land. "Die meisten der neuen Fälle wurden in Bangkok gefunden und waren unter jungen Menschen, die weiterhin soziale Aktivitäten haben, was zu weiteren Infektionen führen kann", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums.
Gegen einen drohenden wirtschaftlichen Absturz wegen der Coronavirus-Krise werden in vielen Ländern teils riesige Hilfsprogramme geschnürt. In den USA verhandelten Republikaner von Präsident Donald Trump mit den oppositionellen Demokraten über ein massives Coronavirus-Konjunkturpaket.
ISS-Besatzung isoliert
Parlament und Regierung wollen voraussichtlich umgerechnet mehr als 900 Milliarden Euro in die Wirtschaft pumpen. Das Volumen des Konjunkturpakets könnte Berichten zufolge sogar zwei Billionen Dollar erreichen.
Damit das Coronavirus den Sprung in den Weltraum nicht schafft, wurden die nächsten Besatzungsmitglieder für die Internationale Raumstation ISS, die Russen Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner sowie der Nasa-Astronaut Christopher Cassidy, in komplette Isolation gebracht. Das meldete die Nachrichtenagentur Interfax.
Der Start ist für den 9. April vom Weltraumbahnhof Baikonur vorgesehen. Geplant ist, dass die neue Besatzung 196 Tage auf dem Aussenposten der Menschheit in rund 400 Kilometern bleibt.
Hoffnung: Südkorea meldet abnehmende Corona-Fallzahlen
Südkorea erlebt weiter einen starken Wechsel von an- und absteigenden Zahlen bei den erfassten Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Am Samstag seien 98 Fälle hinzugekommen, meldeten die Gesundheitsbehörden am Sonntag.
Am Freitag waren 147 Menschen positiv auf den Sars-CoV-2-Erreger getestet worden. Die Gesamtzahl stieg auf knapp 8900. Die Zahl der Todesfälle, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden, wurde mit 104 angegeben.
Zwar hatte sich im März nach dem Höhepunkt Ende Februar mit über 900 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden ein Abwärtstrend eingestellt. Doch Sorge bereitete den Behörden zuletzt eine Zunahme von kleineren Häufungen von Ansteckungen in Kirchengemeinden, Kliniken oder Pflegeheimen sowie von infizierten Personen, die aus dem Ausland eintreffen.
Am Sonntag traten deshalb noch einmal verschärfte Einreisebestimmungen bei Ankünften aus Europa in Kraft. Sämtliche Reisende oder Rückkehrer werden auf das Virus getestet. Selbst wenn der Test negativ ausfällt, müssen sich die Betroffenen in häusliche Quarantäne begeben, soweit sie länger in Südkorea bleiben.
Die Mehrheit der neu gemeldeten Infektionsfälle wurde erneut in der südöstlichen Millionenstadt Daegu und der umliegenden Region festgestellt. Die grösste Häufung im Land gibt es unter Anhängern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu, die in Daegu stark vertreten ist und auch Verbindungen nach China hat.
China schickt medizinische Hilfe für Tschechien
Tschechien hat in der Nacht auf Sonntag rund 100 Tonnen dringend benötigte medizinische Hilfe im Kampf gegen das Coronavirus aus China erhalten.
Der Riesenflieger Antonow An-124 landete kurz vor Mitternacht auf dem Flughafen von Pardubice. An Bord waren nach Medienberichten unter anderem zwei Millionen Schutzmasken, 200'000 Schnelltests und 120'000 Schutzanzüge. In den nächsten Tagen seien zwei weitere Lieferungen mit Hilfsgütern aus China vorgesehen.
Das Material soll umgehend landesweit an die Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen verteilt werden, wie Innenminister Jan Hamacek sagte. In Tschechien wurden bis Samstagabend insgesamt 995 Infektionen mit dem Coronavirus registriert.
Zahl der Infektionen in Österreich über 3000er-Marke
Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten hat in Österreich erstmals die 3000er-Marke überschritten. Am Sonntagmorgen vermeldete das Gesundheitsministerium offiziell 3026 Erkrankte. Im 24-Stunden-Vergleich mit Samstag ist dies eine Steigerung von 13,6 Prozent. Neun Todesfälle gab es bisher zu beklagen.
Die meisten Covid-19-Fälle gibt es weiter in Tirol mit 626 erfassten Erkrankten, gefolgt von Oberösterreich mit 606. Aus den übrigen Bundesländern wurden aus Niederösterreich 422, aus Wien 369 positive Tests gemeldet. Es folgen die Steiermark (393), Vorarlberg (249), Salzburg (209), Kärnten (98) und das Burgenland (54). Mit 21'368 Testungen wurden innerhalb eines Tages knapp 3000 zusätzliche durchgeführt.
Neun Todesfälle in Zusammenhang mit SARS-CoV-2 galten laut Ministerium als bestätigt. Vier in der Steiermark, drei in Wien und je einer in Oberösterreich und Niederösterreich. Die Anzahl der Opfer variiert mitunter nach Bundesland, weil zu unterschiedlichem Zeitpunkt ausgewertet wird. Die Zahl der genesenen Patientinnen und Patienten stand wie am Vortag bei neun.
Weltweit wurden bisher in Summe 307'280 bestätigte Fälle bekannt gegeben, 81'348 davon meldete China. 92'375 Menschen haben sich laut öffentlich verfügbaren Zahlen global wieder von Covid-19 erholt.
Ministerpräsident Sánchez stimmt Spanier auf «sehr harte Tage» ein
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hat die Bevölkerung angesichts der Ausbreitung des Coronavirus auf "sehr harte Tage" eingestimmt. "Wir müssen uns psychologisch und emotional darauf vorbereiten", sagte der Regierungschef am Samstag in einer Fernsehansprache.
"Das Schlimmste kommt noch." Das Land stehe vor der grössten Herausforderung seit dem Spanischen Bürgerkrieg. Dieser fand zwischen 1936 und 1939 statt.
"Wir müssen Zeit gewinnen, um unser Gesundheitssystem besser vorzubereiten", sagte der Ministerpräsident und sprach von einem "Rennen gegen die Zeit" bei der Beschaffung der erforderlichen Ausrüstung.
"In den kommenden Stunden" würden 1,3 Millionen Atemschutzmasken verteilt. In den nächsten Tagen sollten 640'000 Schnelltest-Sets eintreffen. Verhandlungen für sechs Millionen weitere Sets mit dem Ausland liefen, fügte Sánchez hinzu.
Die Regierung mobilisierte weitere 52'000 Kräfte für das Gesundheitssystem, darunter 14'000 pensionierte Ärzte und Krankenschwestern. In Madrid wird derzeit ein Feldlazarett für mehr als 5000 Betten errichtet. Hotels werden zu Spitälern umfunktioniert.
Über 1300 Tote
Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie hatte sich in Spanien innerhalb eines Tages drastisch erhöht. Sie lag am Samstag bei 1326 und damit um 32 Prozent über der vom Vortag, wie das Gesundheitsministerium in Madrid mitteilte. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionsfälle stieg auf knapp 25'000. Das waren etwa 5000 mehr als noch am Freitag.
Am schwersten betroffen ist die Region um die Hauptstadt Madrid. Dort wurden bislang 8921 Infektionsfälle registriert, also gut jeder dritte Fall landesweit. Tausende weitere Fälle wurden in Katalonien, im Baskenland und in Andalusien nachgewiesen.
In Spanien gilt seit dem 14. März eine Ausgangssperre. Die 46 Millionen Einwohner dürfen ihr Zuhause nur verlassen, um zur Arbeit zu gelangen, Einkäufe zu erledigen, Medikamente zu besorgen oder mit dem Hund Gassi zu gehen.
Briten mit Vorerkrankungen sollen drei Monate zuhause bleiben
Wegen der Coronavirus-Pandemie sollen in Grossbritannien bis zu 1,5 Millionen Menschen, die wegen Vorerkrankungen als besonders anfällig gelten, mindestens drei Monate zuhause bleiben.
Die britischen Gesundheitsbehörden forderten Menschen mit einem besonders hohen Infektionsrisiko am Sonntag auf, "zusätzliche" Massnahmen zu ergreifen, um sich selbst "abzuschirmen".
"Die Menschen sollten zuhause bleiben, unser staatliches Gesundheitssystem schützen und Leben retten", erklärte Robert Jenrick, Staatssekretär für kommunale Angelegenheiten. Die Aufforderung gilt unter anderem für Blut- oder Knochenkrebspatienten sowie für Menschen, die unter Mukoviszidose leiden oder Patienten nach einer Organtransplantation.
Menschen, die zu einer oder mehreren Risikogruppen gehörten, würden von ihren Hausärzten oder Spezialisten oder auch von beiden kontaktiert und dazu aufgefordert, für einen Zeitraum von "mindestens zwölf Wochen" zuhause zu bleiben. Es werde eine spezielle Hotline geben sowie Lieferdienste für Lebensmittel und Medikamente.
Paul Johnstone, Direktor von Public Health England, erklärte, die Betroffenen sollten weder zum Einkaufen noch auf Reisen gehen und auch nicht in ihrer Freizeit rausgehen. In Grossbritannien sind bereits 177 Menschen an dem neuartigen Coronavirus gestorben. Die Regierung war wegen ihres lange Zeit zögerlichen Umgangs mit der Corona-Krise heftig kritisiert worden.
Erst deutlich nach den meisten EU-Ländern hatte sie dazu aufgerufen, auf nicht notwendige Reisen und soziale Kontakte zu verzichten. Erst ab der kommenden Woche bleiben die Schulen geschlossen. Seit Freitagabend sind alle Restaurants, Cafés, Bars, Clubs, Theater und Freizeiteinrichtungen geschlossen.
Trump will Covid-19-Patienten mit Malaria-Medikament behandeln
US-Präsident Donald Trump wirbt für den Einsatz eines Malaria-Medikaments bei der Behandlung von Covid-19-Erkrankten. Der Wirkstoff Chloroquin könne in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin "einer der grössten Durchbrüche der Geschichte der Medizin sein", warb Trump.
Die Kombination solle "sofort" eingesetzt werden, forderte Trump am Samstag über Twitter. "Was haben wir zu verlieren", fragte er im Anschluss bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus.
Kritiker warnten jedoch, dass der Einsatz eines Medikaments für einen neuen Zweck nie ohne Risiken sei. Der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, bemühte sich im Weissen Haus dann auch, Trumps Begeisterung etwas zu relativieren.
Es gebe bislang nur vereinzelte Berichte über eine Wirksamkeit des Medikaments, aber keine ernsthaften klinischen Studien. Fauci zufolge geht es nun darum, das Medikament kontrolliert und begrenzt einzusetzen, um Daten über die Wirksamkeit zu gewinnen.
Auch Institut für Tropenmedizin im deutschen Tübingen plant, das Medikament im Kampf gegen Corona-Erkrankungen an Menschen zu testen. Zumindest im Reagenzglas wirke das Malaria-Medikament auch gegen das Virus Sars-CoV-2, hatte Institutsleiter Peter Kremsner am Mittwoch erklärt.
In China und Italien sind Kremsner zufolge sehr viele Covid-19-Patienten mit Chloroquin behandelt worden. Unklar sei aber, ob mit Erfolg, da die Erkrankten Chloroquin teils in sehr hoher Dosierung und gemeinsam mit vielen weiteren Medikamenten bekommen hätten. "Es kann auch sein, dass es nicht wirkt oder sogar schadet", sagte Kremsner.
Australische Regierung kündigt Milliarden-Hilfspaket an
Die australische Regierung hat ein umfassendes Hilfspaket wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie angekündigt.
In dem Paket im Umfang von 66 Milliarden australischen Dollar (fast 38 Milliarden Franken) seien unter anderem Hilfszahlungen von bis zu 100'000 Dollar für Kleinbetriebe und gemeinnützige Organisationen, eine Aufstockung des Arbeitslosengelds und eine Einmalzahlung von 750 Dollar für Rentner enthalten, kündigte Finanzminister Josh Frydenberg am Sonntag an.
"Diese aussergewöhnlichen Zeiten erfordern aussergewöhnliche Massnahmen", sagte Frydenberg. Mit dem neuen Hilfspaket stellen die australische Regierung und die Zentralbank seinen Angaben zufolge nun insgesamt 189 Milliarden Dollar an wirtschaftlichen Hilfen wegen der Coronavirus-Krise bereit.
In Australien wurden bislang mehr als 1300 Infektionsfälle und sieben Todesfälle verzeichnet. Die Regierung hat bereits drastische Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen. Unter anderem wurden die Grenzen für Ausländer geschlossen. Am Sonntag erliess die Regierung auch verschärfte Reisebeschränkungen im Inland. Premierminister Scott Morrison rief die Australier dazu auf, auf nicht unbedingt nötige Reisen vorerst zu verzichten und etwa geplante Urlaube in den Osterferien abzusagen.
Eine Ausgangssperre wurde in Australien bisher nicht verhängt. Möglich seien aber örtlich beschränkte Massnahmen in Orten mit vielen Coronavirus-Fällen, sagte Morrison. Am Sonntag wurde zudem die Saison des enorm beliebten Aussie Rules Football für mindestens zwei Monate unterbrochen.
Chinas Behörden melden Anstieg von Coronavirus-Importen
Die Gesundheitsbehörden in China haben einen erneuten Anstieg sogenannter Coronavirus-Importe registriert. Nach 41 neuen Fällen am Samstag gab es am Sonntag 46 neue Fälle. Es handelt sich ausschliesslich um Reisende, die vor kurzem aus dem Ausland zurückgekehrt sind.
In diesem Zusammenhang standen sechs Todesfälle, wie die Gesundheitskommission in Peking mitteilte. Dazu kam nach offizieller Darstellung noch eine neue Infektion mit dem Coronavirus, die im Inland übertragen wurde.
In der gesamten Volksrepublik sind damit nach Angaben der Behörden 3261 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.
Peking hat inzwischen Massnahmen in Gang gesetzt, um eine sogenannte zweite Welle von Infektionen zu verhindern. Unter anderem verhängte die Regierung eine Quarantäne für alle, die aus dem Ausland nach Peking einreisen wollten. Auch wurden einige Flüge mit Ziel Peking umgeleitet.
Indien probt landesweite Ausgangssperre wegen Coronavirus-Pandemie
Mit einer 14-stündigen landesweiten Ausgangssperre hat Indien den Ernstfall in der Coronavirus-Pandemie geprobt. Millionen Inder verbrachten den Sonntag in ihren Häusern. Geschäfte blieben geschlossen, fast alle Inlandsflüge wurden gestrichen. Internationale Flüge durften nicht auf indischen Flughäfen landen.
Die von 07.00 bis 21.00 Uhr (Ortszeit) geltende Ausgangssperre war zwar nicht verbindlich. Premierminister Narendra Modi rief aber alle 1,3 Milliarden Inder auf, den Anweisungen zu folgen.
"Lasst uns alle ein Teil dieser Ausgangssperre sein, die ein gewaltiger Beitrag zum Kampf gegen die Bedrohung durch Covid-19 sein wird", twitterte Modi mit Blick auf die Lungenkrankheit Covid-19, die durch das neuartige Coronavirus ausgelöst wird. "Bleiben Sie zu Hause und bleiben Sie gesund", fügte er hinzu. Lav Agarwal vom Gesundheitsministerium erklärte, die Regierung wolle mit der Test-Massnahme "Einigkeit in der Isolation" erreichen.
In der Hauptstadt Neu Delhi und der Finanzmetropole Mumbai schienen sich die meisten Bewohner an die Vorgaben zu halten. Normalerweise geschäftige Strassen wirkten wie ausgestorben.
Durch die beliebten Lodi-Gärten in Neu Delhi flanierten nur wenige Besucher - zu einer Zeit, zu der sich laut dem Sicherheitsmann Jaiveer Singh gewöhnlich zahlreiche Menschen in dem Park aufhalten. "Wenn es hilft, die Ausbreitung (des Coronavirus) zu stoppen, sollte die Regierung darüber nachdenken, sie für zwei oder drei weitere Tage zu verlängern", sagte Singh zu der Ausgangssperre.
Beobachter gehen davon aus, dass der begrenzten Ausgangssperre längere verpflichtende Ausgangsbeschränkungen nachfolgen werden. Indien hat bislang mehr als 320 bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet, fünf Menschen starben. Die Dunkelziffer könnte nach Einschätzung von Experten allerdings deutlich höher liegen.
Aus Sorge vor einer Ausbreitung des Virus hat die indische Eisenbahngesellschaft den Bahnverkehr bis zum 31. März fast komplett eingestellt. Bis Ende des Monats verkehren nur noch Güterzüge und Züge aus Grossstädten in die Vororte. Von den Einschränkungen betroffen sind mehr als 20 Millionen Menschen, die das Eisenbahnnetz täglich nutzen.
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