Coronavirus | Das traditionelle Gebet wurde per Video live aus dem Papstpalast übertragen
Papst ruft zu gemeinsamem «Vater Unser»-Gebet auf
Papst Franziskus hat beim Angelus-Gebet am Sonntag die Menschen aller Konfessionen und alle Christen aufgerufen, am kommenden Mittwoch um 12.00 Uhr gemeinsam das "Vater Unser" zu sprechen. Am kommenden Freitag (27. März) wird der Papst um 18 Uhr auf dem leeren Petersplatz dafür beten, dass die Pandemie zu Ende gehe. Danach werde er einen "Urbi et orbi"-Segen und die Generalabsolution erteilen.
"Auf die Pandemie wollen wir mit der Universalität des Gebets, mit Barmherzigkeit und Zärtlichkeit reagieren", sagte der Papst. Er erklärte seine Nähe zu den Coronavirus-Infizierten sowie den im Kampf gegen die Pandemie engagierten Sanitätern, den Behörden sowie den Sicherheitskräften und Soldaten, die auf die Einhaltung der Massnahmen achteten.
Der Papst sprach zum dritten Mal seit dem Ausbruch der Coronavirus-Epidemie in Italien nicht wie üblich am Fenster seines Apostolischen Palasts direkt vor den Gläubigen das Angelus-Gebet. Das traditionelle Gebet wurde stattdessen per Video live aus dem Papstpalast übertragen. Der Petersplatz ist seit 10. März geschlossen. Der Heilige Vater sprach stehend in der Bibliothek seines Apostolischen Palasts das Angelus-Gebet.
Der Papst drückte auch dem von einem schweren Erdbeben erschütterten Kroatien seine Nähe aus. "Möge das kroatische Volk die Kraft und die Solidarität finden, um diese Katastrophe zu überwinden", sagte der Pontifex.
Mit dem Verzicht auf das Angelus-Gebet auf dem Petersplatz sollte das Risiko einer Verbreitung des Virus vermieden werden. Damit folgt der Vatikan den Vorgaben der italienischen Regierung, die Versammlungen untersagt hat, bei denen die Teilnehmer nicht den vorgegebenen Mindestabstand von einem Meter einhalten können.
Auch in der nächsten Woche wird die Frühmesse im Gästehaus Santa Marta ohne Teilnahme von Gläubigen gefeiert. Nur in Ausnahmefällen haben Päpste in der Vergangenheit auf das Angelus-Gebet auf dem Petersplatz verzichtet, so nach dem Anschlag auf Johannes Paul II. im Jahr 1981 und während der Krankheit des polnischen Papstes 2005.
Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wird der Papst Ostern ohne Gläubige feiern. Dasselbe gilt für die Liturgien von Franziskus für die Karwoche, teilte der Vatikan mit. Unter anderem soll die grosse Prozession vor dem Kolosseum am Karfreitag ausfallen, an der sich jährlich tausende Gläubige aus der ganzen Welt beteiligen.
NACHRICHTENÜBERBLICK INTERNATIONAL
Merkel muss wegen Kontakt zu Corona-Infiziertem in Quarantäne
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel muss sich in der Corona-Krise nun selbst in häusliche Quarantäne begeben. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Sonntagabend in Berlin mit.
Die Kanzlerin sei nach ihrem Presseauftritt am Abend unterrichtet worden, dass sie am Freitag zu einem Arzt Kontakt hatte, der mittlerweile positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Der Mediziner habe am Freitagnachmittag bei Merkel eine vorbeugende Pneumokokken-Impfung vorgenommen.
Die Kanzlerin habe nach der Information am Sonntagabend entschieden, sich unverzüglich in häusliche Quarantäne zu begeben, erklärte Seibert. "Sie wird sich in den nächsten Tagen regelmässig testen lassen, weil ein Test jetzt noch nicht voll aussagekräftig wäre. Auch aus der häuslichen Quarantäne wird die Bundeskanzlerin ihren Dienstgeschäften nachgehen."
Deutschland will Ansammlungen von mehr als zwei Personen verbieten
In Deutschland sollen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus Ansammlungen von mehr als zwei Personen grundsätzlich verboten werden. Ausgenommen werden sollen Familien sowie in einem Haushalt lebende Personen.
Bund und Länder wollen ein umfassendes Kontaktverbot beschliessen. Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder einigten sich nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA am Sonntag bei einer Telefonkonferenz darauf.
Eine Gruppe von zwölf Ländern hatte sich bereits vor der Schaltkonferenz im Grundsatz auf ein umfassendes Kontaktverbot verständigt. Dazu gehörten Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen.
Après-Ski-Clubs in Schweden schliessen nach massiver Kritik
Die massive Kritik an ausschweifenden Après-Ski-Partys in Schweden zeigt Wirkung. Mehrere Restaurants und Clubs in den Skigebieten haben am Wochenende ihren Betrieb eingestellt.
Auf der Webseite der Nachtclubs Bygget und After Skin in Åre hiess es am Samstag: "Da der Schwerpunkt im Kampf gegen Infektionen nun darauf liegt, dass sich Menschen nicht in Innenräumen versammeln, sehen wir keine andere Massnahme als diese. Das ist die härteste Zeit, die wir und unsere Branche je erlebt haben." Auch in Sälen und Idre hätten die Nachtclubs zugemacht, berichtete das schwedische Fernsehen SVT am Samstagabend.
Am vergangenen Wochenende hatten Hunderte Skitouristen in den Clubs gefeiert und damit den Empfehlungen, anderen nicht zu nahe zu kommen, getrotzt. Die Veranstalter versicherten, dass man sich an die Vorgaben halte und dass nicht mehr als 499 Personen eingelassen wurden. Ärzte und Politiker hatten gefordert, dem Treiben ein Ende zu setzen.
Auf der anderen Seite der Grenze, in Norwegen, sind alle Skigebiete geschlossen. In Schweden wird lediglich empfohlen, Abstand von anderen Menschen zu halten.
Italien meldet 651 Tote an einem Tag - weniger als am Vortag
Die Zahl der Coronavirus-Toten in Italien ist um 651 auf 5476 gestiegen - damit ist der Anstieg nicht so rasant wie noch am Vortag ausgefallen. Am Samstag hatte der Zivilschutz die bisher grösste Zahl von 793 Toten an nur einem Tag vermeldet.
Es handle sich um weniger Fälle als in den vergangenen Tagen, man hoffe, dass sich das in den kommenden Tage fortsetze, sagte Zivilschutzchef Angelo Borrelli am Sonntag in Rom. Er warnte aber vor voreiligen Schlüssen. "Wir dürfen in der Wachsamkeit nicht nachlassen."
Bis Sonntag wurden insgesamt 59'138 Infizierte erfasst. Das sind rund 5500 mehr als am Samstag. Die Steigerung war auch hier geringer als am Vortag.
Nach Angaben des Zivilschutzes ist die Todesursache bei den Infizierten nicht abschliessend geklärt, also ob die Menschen an Covid-19 gestorben sind oder an anderen bereits bestehenden Krankheiten.
Italien hat angesichts der dramatischen Zahlen am Wochenende neue Massnahmen verhängt. So müssen im ganzen Land alle Betriebe schliessen, die keine lebensnotwendigen Güter oder Dienstleistungen garantieren. Zudem gibt es nun ein absolutes Verbot, sich aus seiner Gemeinde weg zu bewegen - ausser es ist unbedingt notwendig wegen der Arbeit oder aus gesundheitlichen Gründen.
Pandemie kann Grossbritannien schlimmer als Italien treffen
Das Coronavirus könnte in Grossbritannien besonders viele Menschenleben fordern - vielleicht sogar mehr als in Italien, fürchten Experten. Doch kann die anfangs zögerlich handelnde Regierung mit ihren Massnahmen die Gefahr noch abwehren?
Erste Kliniken weisen Patienten ab, Krankenschwestern schützen sich mit Müllbeuteln: In Grossbritannien spitzt sich die Coronavirus-Krise zu. "Wir wissen, was auf uns zukommt - und wir wissen, dass das gewaltig sein wird", zitierte der Fernsehsender Sky News am Wochenende einen Mediziner eines Londoner Krankenhauses, der anonym bleiben wollte.
Die Lage in Grossbritannien könnte ihm zufolge noch verheerender als in Italien werden. Aus Mangel an Kapazitäten und Ausstattung würden er und seine Kollegen künftig Entscheidungen über Leben und Tod treffen müssen, fürchtet er.
Ärzte haben britischen Medien zufolge schon die offizielle Anweisung hierfür bekommen: Sie sollen nach Überlebenschancen der Patienten abwägen, wer Hilfe erhält. Das Gesundheitsministerium kündigte am Wochenende an, dass Menschen, bei denen eine Infektion mit dem neuartigen Erreger etwa wegen Vorerkrankungen besonders gefährlich sein könnte, drei Monate zu Hause in Isolation leben sollen. Betroffen von dieser Massnahme seien 1,5 Millionen Briten.
Auch Premier Boris Johnson klingt nicht mehr gerade zuversichtlich. Noch vor einigen Tagen hatte er gesagt, dass das Schlimmste im Frühsommer überstanden sein könnte, sollten sich landesweit alle an die Verhaltensregeln halten. Jetzt warnt er davor, dass die Krankenhäuser in zwei bis drei Wochen so überfordert sein könnten wie die in Italien.
Desolate Gesundheitsversorgung
Was die Lage im Vereinigten Königreich so prekär macht, ist der desolate Zustand des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS (National Health Service). Der vor allem aus Steuermitteln finanzierte NHS war einst ein Aushängeschild des Landes. Doch seit vielen Jahren ist er chronisch unterfinanziert, überlastet und marode. Kritiker sprechen davon, dass das Gesundheitswesen schlicht kaputtgespart worden ist.
So standen in Grossbritannien bis vor kurzem auch nur knapp 5000 Beatmungsgeräte je 100'000 Einwohner zur Verfügung - das Land belegte damit einen der letzten Plätze in den europäischen Statistiken. Johnson rief in der Not sogar Staubsaugerhersteller und Autobauer auf, solche Apparaturen herzustellen. Am Samstag kamen noch einmal fast 1200 Beatmungsgeräte durch eine Vereinbarung mit privaten Kliniken hinzu. Dennoch dürfte das Prognosen zufolge bei weitem nicht für alle Covid-19-Lungenkranken reichen.
Doch das ist nicht das einzige Problem mit Blick auf die Pandemie. Es mangelt auch an Pflegepersonal und Ärzten. Nicht zuletzt wegen des Brexits haben viele medizinische Fachkräfte das Land schon längst verlassen. In den Wintermonaten, wenn die Grippefälle hinzukommen, steht das Gesundheitswesen regelmässig kurz vor dem Kollaps. Kritiker werfen Johnson vor, dass er durch seinen Schlingerkurs im Kampf gegen das Coronavirus auch noch wertvolle Zeit verloren habe.
Pflegepersonal trägt Müllbeutel als Schutz
Ein Londoner Spital musste bereits in der vergangenen Woche schwerkranke infizierte Patienten abweisen, weil es keine Kapazitäten mehr hatte. Das völlig erschöpfte Pflegepersonal schützt sich dort mit grossen, blauen Müllbeuteln vor einer Ansteckung. "Wir mussten selbst die Initiative ergreifen", berichtete eine Krankenschwester dem "Telegraph". Es fehle an Masken, OP-Kitteln und Handschuhen. Man brauche aber eine solche Ausstattung. "Ansonsten werden Krankenschwestern und Ärzte sterben - so einfach ist das."
Das neuartige Coronavirus ist inzwischen in allen Landesteilen des Vereinigten Königreichs aufgetaucht. Tausende sind bereits infiziert, Dutzende gestorben. Besonders betroffen ist London, vor allem im Parlamentsviertel und der Umgebung. Und bei weitem nicht alle Verdachtsfälle werden auf den Erreger getestet.
Noch bewahren die meisten Briten angesichts der Gefahr Haltung - eine "stiff upper lip", eine steife Oberlippe, wie man in Grossbritannien sagt. Dass sie sich aber doch grosse Sorgen machen, sieht man an den Hamsterkäufen: Viele Supermarktregale in London, Brighton oder in anderen Städten sind bereits leer. Völlig unnötig und unfair anderen gegenüber sei das, polterte Ernährungs- und Landwirtschaftsminister George Eustice am Samstag in London los. Die Lebensmittelhersteller hätten ihre Produktion sogar um 50 Prozent gesteigert.
Vor allem Klopapier ist kaum noch zu bekommen. Eine zunehmende Anzahl von Menschen benutzt in der Not alte Zeitungen und Küchenrollen. Ausgerechnet das könne aber die Abwasserkanäle verstopfen, warnte das Unternehmen Northumbrian Water.
Seit Samstag sind nun landesweit auch alle Bars, Restaurants und Cafés geschlossen, um die Ausbreitung des zuerst in China aufgetauchten Erregers etwas zu bremsen. Auch Nachtclubs, Theater, Kinos, Freizeitzentren sowie Sportstudios dürfen nicht mehr betrieben - und die beliebten Pubs.
Kolumbien: Coronavirus löst Aufstände in Gefängnissen aus
Häftlinge in verschiedenen Gefängnissen in Kolumbien haben gegen Coronavirus-Massnahmen rebelliert. Medienberichten zufolge begehrten sie in der Nacht zum Sonntag dagegen auf, dass im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus die Besuche in den Haftanstalten eingeschränkt wurden. Die Situation in Bogotá, Jumundí, Cómbita, Ibagué und anderen Städten des südamerikanischen Landes war chaotisch und unübersichtlich.
Sowohl Präsident Iván Duque als auch die Bürgermeisterin von Bogotá, Claudia López, schrieben auf Twitter, dass Einsatzkräfte gegen die Aufstände vorgingen. Mit Bezug auf die Häftlinge schrieb der Präsident: "Ihr Leben schützen wir auch, aber wir können keine Unruhen in Gefängnissen zulassen."
Medien berichteten unter Berufung auf Nachbarn der Haftanstalten, dass Schüsse zu hören gewesen seien. Die Rede war auch von Verletzten, offizielle Angaben dazu oder zu Flüchtigen lagen zunächst nicht vor. Duque hatte am Freitag für Kolumbien eine weitgehende Ausgangssperre von fast drei Wochen angekündigt, die von Mittwoch 00.00 Uhr Ortszeit an zunächst bis zum 13. April gelten soll. Die Hauptstadt Bogotá und einzelne Verwaltungsgebiete probten jedoch bereits zuvor den Notstand mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit.
Die Zahl der Infizierten in dem südamerikanischen Land war zuletzt auf 210 gestiegen. Am Sonntag wurde der erste Tote im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet.
Handy-Alarm in Niederlanden: Bleibt zu Hause
Der niederländische Staat hat seine Bürger mit einem Handy-Alarm dringend ermahnt, so viel wie möglich zu Hause zu bleiben. "Schützen Sie sich selbst und andere. Gemeinsam gegen Corona", heisst es in der Nachricht, die am Sonntag an alle Handys verschickt wurde.
Kommunen und Städte forderten Bürger auf, Strände und Naturgebiete nicht zu besuchen und nur in dringenden Fällen mit dem Zug zu reisen. An den besonders populären Stränden bei Amsterdam wurden Parkplätze geschlossen und Besucher nach Hause geschickt.
Bei Behörden und Bürgern wächst der Unmut, weil viele Niederländer die Regeln missachten. Am Samstag waren Strände, Parks und Naturgebiete überfüllt.
Die Niederlande haben keine Ausgangssperre angeordnet. Aber Bürger sollen soziale Kontakte meiden und einen Abstand von eineinhalb Metern wahren. Um die Corona-Epidemie einzudämmen, wurden alle Versammlungen mit mehr als 100 Personen verboten und Schulen, Theater, Kinos, Kneipen und Restaurants geschlossen. In den Niederlanden gibt es bisher etwa 3600 Corona-Infizierte und 136 Todesfälle (Stand 21. März).
WHO fordert mehr Corona-Tests - Ausgangssperren reichen nicht
Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt europäische Regierungen davor, im Kampf gegen das Coronavirus vor allem auf die Einschränkung des gesellschaftlichen Lebens zu setzen. "Worauf wir uns wirklich konzentrieren müssen, ist die Kranken mit Infektionen zu finden und sie zu isolieren", sagte der WHO-Experte Mike Ryan am Sonntag in der BBC.
"Die Gefahr mit den Ausgangsbeschränkungen ist: Wenn wir keine starken Gesundheitsmassnahmen beschliessen, droht sich der Virus wieder zu verbreiten, wenn die Bewegungseinschränkungen wieder aufgehoben werden", warnte er.
Ryan riet vor allem dazu, wie in China, Singapur und Südkorea die Zahl der Tests massiv in die Höhe zu fahren. Dies sei in Verbindung mit Ausgangsbeschränkungen ein Modell für Europa, das Asien als Epizentrum der Pandemie abgelöst habe. "Wenn wir die Übertragung unterdrückt haben, können wir das Virus bekämpfen", sagte er. Ryan forderte bei der Entwicklung eines Impfstoffes realistisch zu bleiben. Die Entwicklung und die nötigen Tests würden "mindestens ein Jahr" dauern, sagte er.
In der Schweiz können bis zu 7000 Personen täglich auf eine Infektion durch Covid-19 getestet werden. Das schreibt die "NZZ am Sonntag" gestützt auf Informationen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Die Schweiz weist eine der höchsten Testraten weltweit auf: Am meisten Personen hat Südkorea mit 6150 Tests pro 1 Million Einwohner geprüft. Die Schweiz hat 5800 Proben pro Million Einwohner getestet, in Italien sind es 3450.
Fast 400 neue Corona-Todesfälle in Spanien innerhalb von 24 Stunden
In Spanien sind innerhalb von 24 Stunden fast 400 weitere Menschen an der durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Dies sei ein Anstieg um rund 30 Prozent.
Es seien 394 neue Todesfälle registriert worden, teilte am Sonntag die Regierung in Madrid mit. Damit starben in Spanien bereits 1720 Menschen. Die Zahl der Infizierten lag am Sonntag bei 28'572. Dies waren nach Angaben des Gesundheitsministeriums 3646 weitere Fälle und damit 14,6 Prozent mehr als noch am Vortag.
Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez hat die Bevölkerung angesichts der Ausbreitung des Coronavirus auf "sehr harte Tage" eingestimmt. "Wir müssen uns psychologisch und emotional darauf vorbereiten", sagte der Regierungschef am Samstag in einer Fernsehansprache. "Das Schlimmste kommt noch." Das Land stehe vor der grössten Herausforderung seit dem Spanischen Bürgerkrieg. Dieser fand zwischen 1936 und 1939 statt.
"Wir müssen Zeit gewinnen, um unser Gesundheitssystem besser vorzubereiten", sagte der Ministerpräsident und sprach von einem "Rennen gegen die Zeit" bei der Beschaffung der erforderlichen Ausrüstung.
"In den kommenden Stunden" würden 1,3 Millionen Atemschutzmasken verteilt. In den nächsten Tagen sollten 640'000 Schnelltest-Sets eintreffen. Verhandlungen für sechs Millionen weitere Sets mit dem Ausland liefen, fügte Sánchez hinzu.
Die Regierung mobilisierte weitere 52'000 Kräfte für das Gesundheitssystem, darunter 14'000 pensionierte Ärzte und Krankenschwestern. In Madrid wird derzeit ein Feldlazarett für mehr als 5000 Betten errichtet. Hotels werden zu Spitälern umfunktioniert.
Ausgangssperre soll verlängert werden
Zur Eindämmung der Corona-Krise will die spanische Regierung nach Medienberichten den Notstand und die Ausgangssperre im ganzen Land um zwei Wochen bis zum 12. April verlängern. Das habe Ministerpräsident Pedro Sanchez den Regionalpräsidenten am Sonntag bei einer Videokonferenz mitgeteilt, berichteten der staatliche Fernsehsender RTVE und Zeitungen unter Berufung auf Regierungskreise.
Eine Verlängerung des sogenannten Alarmzustandes, der dritthöchsten Notstandsstufe, muss allerdings vom Parlament gebilligt werden. Der derzeit geltende landesweite Notstand mit einer 15-tägigen Ausgangssperre war in Spanien am vergangenen Sonntag in Kraft getreten. Bei Zuwiderhandeln drohen Geldbussen oder sogar Haftstrafen. Nach Italien ist Spanien das von der Krise am schwersten betroffene Land Europas.
Weisshelme desinfizieren Gebiete in Nordsyrien wegen Coronavirus
Die Rettungsorganisation Weisshelme will mithelfen, im Norden Syriens eine drohende Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Rund 260 Schulen und andere wichtige Einrichtungen seien dort bereits desinfiziert worden, sagte ein Sprecher der Organisation am Sonntag.
Die Helfer seien in Schutzanzügen im letzten grossen Rebellengebiet Idlib sowie in den Provinzen Hama und Aleppo unterwegs. Die Kampagne läuft seit einigen Tagen.
Die für Idlib zuständige Gesundheitsbehörde hatte am Samstag erklärt, dass es in der Provinz bisher keine Infektionen mit Sars-CoV-2 gebe. Die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad hat ebenfalls erklärt, dass die Rebellengebiete vom Virus nicht betroffen seien. Auch nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in Syrien bisher keine Infektionen bekannt.
Die Weisshelme retten in Syrien vor allem Verletzte aus Trümmern nach Bombenangriffen und bergen Tote. Nun sind sie eigenen Angaben zufolge auch in Flüchtlingslagern, Schulen, Moscheen, Spitälern und an anderen Orten unterwegs, an denen sich viele Menschen aufhalten, um diese zu desinfizieren.
EU-Kommission genehmigt deutsche Beihilfen gegen Viruskrise
Die EU-Kommission hat zwei Beihilfeprogramme zur Unterstützung der deutschen Wirtschaft in der Viruskrise gebilligt. "Heute, kurz nach der Annahme unseres neuen befristeten Rahmens, haben wir verschiedene von Deutschland angemeldete Massnahmen genehmigt", sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager laut Mitteilung vom Sonntag.
Es geht um zwei Darlehensprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Das eine KfW-Programm soll neuen Plänen zufolge bis zu 90 Prozent des Risikos für Darlehen an Unternehmen jeder Grösse abdecken, wobei die Kredite über fünf Jahre laufen können und je nach Liquiditätsbedarf des Unternehmens bis zu einer Milliarde Euro betragen dürfen.
Bei dem anderen Programm arbeitet die KfW mit Privatbanken zusammen, um als Konsortium grössere Darlehen bereitstellen zu können. Bei dieser Regelung kann das staatlich gedeckte Risiko bis zu 80 Prozent eines Darlehens betragen, jedoch nicht mehr als 50 Prozent des gesamten Fremdkapitals eines Unternehmens.
Eine Sprecherin des deutschen Wirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU) sagte am Sonntag in Berlin, damit könnten weitere Verbesserungen bei dem Programm für Unternehmen vorgenommen werden. Vor allem sei es nun möglich, die für kleine und mittlere Unternehmen nun so wichtigen Betriebsmittel mit einer Haftungsfreistellung von 90 Prozent statt wie bisher 80 Prozent zu gewährleisten.
Die Massnahmen werden es der KfW ermöglichen, den vom Ausbruch des Coronavirus betroffenen Unternehmen Liquidität in Form vergünstigter Darlehen bereitzustellen, erklärte die Kommission. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Geschäftsbanken.
US-Finanzminister verspricht Liquidität von vier Billionen Dollar
Die USA wollen nach Angaben US-Finanzminister Steve Mnuchin Liquidität bis zu vier Billionen Dollar bereitstellen, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Der US-Kongress werde hoffentlich am Montag das vorgelegte Massnahmenpaket verabschieden, sagte Mnuchin am Sonntag im Interview mit dem Sender Fox News.
Schnelles Handeln sei nötig, um einen wirtschaftlichen Einbruch zu verhindern. "Wir brauchen das Geld jetzt", sagte Mnuchin.
Als Teil des Konjunkturpakets sollen die meisten Steuerzahler unter anderem einen Scheck über 1200 US-Dollar bekommen, pro Kind soll es zusätzlich noch 500 US-Dollar geben. Darüber hinaus sollten rund 110 Milliarden Dollar in den Gesundheitssektor fliessen und angesichts drohender Entlassungen die Arbeitslosenhilfe deutlich verbessert werden. Auch für grosse Unternehmen wie den Luftfahrtkonzern Boeing soll es Kredite geben.
Mnuchin sagte weiter, dass er mit einer zehn- bis zwölfwöchigen Krisenphase rechne. Sollte sich herausstellen, dass die Finanzhilfen nicht ausreichten, werde man weitere Massnahmen beschliessen. Die Massnahmen der US-Zentralbank sollten die Firmen durch die nächsten 90 bis 120 Tage bringen. Mnuchin zeigte sich zuversichtlich, dass es gelinge, die Wirtschaft zu stabilisieren.
US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag erklärt, wenn die ersten direkten Hilfszahlungen nicht ausreichen sollten, könnten in einem weiteren Schritt zusätzliche Auszahlungen an die Bürger beschlossen werden. Das genaue Ausmass der wirtschaftlichen Verwerfungen der Coronavirus-Pandemie ist noch nicht absehbar. Viele Analysten befürchten inzwischen aber eine Rezession.
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