Chaos-Vorwahl der Demokraten: Kein eindeutiger Sieger
Mit tagelanger Verzögerung liegen nun Ergebnisse der Vorwahl aus Iowa vor - aber einen eindeutigen Sieger gibt es weiterhin nicht. Der frühere Bürgermeister Pete Buttigieg steht zwar nach Auszählung aller Wahlbezirke mit hauchdünnem Vorsprung vor dem linken Senator Bernie Sanders an erster Stelle.
Das zeigen von den Demokraten veröffentlichte Zahlen. Nach CNN-Angaben trennen die beiden aber nur 0,1 Prozentpunkte: Demnach liegt Buttigieg bei 26,2 Prozent, Sanders bei 26,1 Prozent der Stimmen.
Eine technische Panne hatte in Iowa für Chaos und Unregelmässigkeiten geführt. Daher haben die führenden US-Medien bislang noch keinen Sieger verkündet. Dazu kommt, dass die Kandidaten die Ergebnisse unterschiedlich bewerten - und sich zwei von ihnen als Gewinner sehen.
Sanders sieht einen "sehr starken Sieg" seiner Kampagne. Er bezieht sich auf die absoluten Wählerstimmen, von denen er nach eigenen Angaben Tausende mehr bekommen hat als Buttigieg.
Buttigieg spricht ebenfalls von einem Sieg. Das Prozedere der Vorwahl in Iowa ist höchst kompliziert und unterscheidet sich deutlich von Abstimmungen per Wahlzettel. Die von den Demokraten in dem Bundesstaat veröffentlichten Zahlen mit der nichtssagenden Bezeichnung "Staats-Delegierten-Äquivalente" sehen Buttigieg vorne.
Am Ende wird entscheidend sein, wie viele nationale Delegierte für die jeweiligen Bewerber zum Nominierungsparteitag im Sommer entsendet werden. Dort wird der Präsidentschaftskandidat endgültig gekürt. Die Zahl der nationalen Delegierten veröffentlichten die Demokraten in Iowa zunächst nicht.
Biden hinter Warren auf Platz vier
Weniger Unstimmigkeiten gab es mit Blick auf die hinteren Plätze: An dritter Stelle steht die Senatorin Elizabeth Warren, hinter ihr auf einem schwachen vierten Platz der frühere Vizepräsident Joe Biden, der auf nationaler Ebene als Favorit gilt.
Bereits am Montag hatten Demokraten und Republikaner an mehr als 1600 Orten in dem Staat bei sogenannten "Caucus"-Treffen darüber abgestimmt, wen sie für den besten Präsidentschaftskandidaten ihrer Parteien halten.
Bei den Demokraten gab es technische Probleme bei der Übertragung der Ergebnisse mit einer App, die dieses Jahr erstmals eingesetzt wurde. Es war mit späten Ergebnissen gerechnet worden - aber nicht mit einer derartigen Hängepartie.
Grosse Signalwirkung
Iowa mit drei Millionen Einwohnern schickt im Sommer nur wenige Delegierte zu den Nominierungsparteitagen von Demokraten und Republikanern. In dem kleinen Staat hat sich aber in der Vergangenheit oft gezeigt, wer am Ende als Kandidat seiner Partei das Rennen macht.
Die Signalwirkung ist also gross. Wer in Iowa nicht unter den ersten drei seiner Partei landet, dessen weitere Aussichten gelten als trübe.
Wie die Medien die Ergebnisse interpretieren, spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Nachrichtenagentur AP erklärte am Donnerstag mit Hinblick auf das enge Rennen zwischen Sanders und Buttigieg und den "Unregelmässigkeiten" bei der Vorwahl, sie sei nicht in der Lage, einen Sieger zu verkünden. Das sorgte für Aufsehen, da sich auf die Einschätzung von AP viele US-Medien verlassen.
Der TV-Sender CNN berichtete, die Kandidaten hätten bis Freitag um 13.00 Uhr (19.00 Uhr MEZ) Zeit, eine Überprüfung oder Neuauszählung zu beantragen. Der Bundesparteichef Tom Perez hatte am Donnerstag eine "unverzügliche" Überprüfung der Unterlagen von jeder einzelnen Parteiversammlung gefordert. "Genug ist genug", schrieb er auf Twitter. Das Vertrauen müsse wieder hergestellt werden.
CNN will nach eigenen Angaben erst nach dieser Frist am Freitag einen Sieger küren und auch erst dann, wenn es keinen Antrag auf Überprüfung gibt.
Nächste Vorwahl in New Hampshire
Die Kandidaten konzentrierten sich unterdessen auf die nächste Etappe: die zweite Vorwahl in New Hampshire am kommenden Dienstag. Die "New York Times" schrieb, mittlerweile sei sogar vorstellbar, dass der Gewinner in New Hampshire früher feststehen könnte als der in Iowa. Am Freitagabend (Ortszeit/Samstag 2.00 Uhr MEZ) kommen die demokratischen Bewerber zu einer weiteren Fernsehdebatte zusammen.
Bei den Republikanern ist das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur eher Formsache. US-Präsident Donald Trump hat als Amtsinhaber keine ernstzunehmende interne Konkurrenz. Der frühere US-Kongressabgeordnete Joe Walsh kündigte zudem am Freitag an, seine Kampagne zu beenden.
Walsh und sein Mitbewerber Bill Weld kamen bei der Vorwahl der Republikaner in Iowa nur auf jeweils etwas mehr als ein Prozent der Stimmen. Für das Vorwahl-Debakel der Demokraten hatte Trump nur Spott übrig. sda
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar