Coronavirus | 50 Länder schränken Bewegungsfreiheit ein
Ausgangsbeschränkungen für 1,7 Milliarden Menschen weltweit
Mehr als 15'000 Tote und immer striktere Ausgangsbeschränkungen für rund 1,7 Milliarden Menschen rund um den Globus - weltweit breitet sich angesichts der Coronavirus-Pandemie zunehmend ein Gefühl von Panik aus. Inzwischen wurde das Coronavirus in 174 Länder nachgewiesen.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus nannte die Entwicklung am Montag "herzzerreissend". Es habe 67 Tage gedauert, bis die ersten 100'000 Fälle bestätigt waren, 11 Tage für die zweiten 100'000 und nur vier Tage für die dritten 100'000. Die Zahl der Infektionen unter Ärztinnen und Ärzten und Pflegepersonal sei alarmierend, sagte Tedros.
Es sei jedoch immer noch möglich, den Verlauf der Pandemie zu beeinflussen. Die Länder forderte er zum "Angriff" auf. Er rief die G20-Länder auf, zusammenzuarbeiten, um die Produktion etwa von Schutzkleidung hochzufahren. Das Material müsse gerecht verteilt werden.
Uno ruft zu Waffenstillstand auf
Angesichts der Corona-Krise rief Uno-Generalsekretär António Guterres zu einem "sofortigen weltweiten Waffenstillstand" auf. Zivilisten in Konfliktgebieten müssten vor den verheerenden Auswirkungen der Pandemie geschützt werden, sagte Guterres bei einer Rede im Uno-Hauptquartier in New York.
Die Uno-Vermittler für die Konflikte würden sich mit den Gegenspielern in den Krisenländer der Welt in Verbindung setzen, um Feuerpausen auszuhandeln. Guterres sagte, er habe auch eine Botschaft an die Anführer der Industrienationen der G20 geschrieben.
Guterres kündigte für Mittwoch einen Aufruf an die Mitgliedsländer für humanitäre Hilfsgelder an. Die Vereinten Nationen brauchen demnach zwei Milliarden Dollar für die Unterstützung schwächerer Länder.
50 Länder schränken Bewegungsfreiheit ein
Nach zahlreichen anderen Staaten führten am Montag auch Grossbritannien, Griechenland und Neuseeland Ausgangsbeschränkungen ein. Weltweit schränken mittlerweile mehr als 50 Länder und Gebiete die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger ein, wie aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hervorgeht.
In mindestens 34 Ländern und Gebieten wie Italien, Frankreich und dem US-Bundesstaat Kalifornien sind die Ausgangssperren verpflichtend. Sie betreffen mehr als 659 Millionen Menschen. In den meisten Ländern dürfen die Menschen aber immer noch zum Arbeiten, zum Einkaufen und zum Arzt gehen.
Nach langem Zögern schwenkte auch Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson auf den Kurs anderer europäischer Länder ein und schränkt das öffentliche Leben drastisch ein. Kritiker fürchten, das Land könnte von der Pandemie härter getroffen werden als Italien.
Johnson verkündete am Abend in einer im Fernsehen übertragenen Rede an die Nation die weitreichende Ausgangsbeschränkungen. Zuletzt waren in Grossbritannien gut 5900 Menschen infiziert, 335 sind gestorben.
Frankreich verschärft zudem seine strengen Ausgangsbeschränkungen. So würden etwa Strassenmärkte weitgehend geschlossen sowie Sport und Spaziergänge mit Kindern weiter eingeschränkt, kündigte Frankreichs Premier Édouard Philippe am Abend im französischen Fernsehen an. Die Ausgangsbeschränkungen könnten ausserdem noch einige Wochen anhalten. Die Polizei kontrolliert die Einhaltung der Regeln streng.
In anderen Ländern wie Deutschland, Grossbritannien und dem Iran mit insgesamt mehr als 228 Millionen Einwohnern gibt es bisher strenge Ausgangsbeschränkungen, aber keine offiziellen Ausgangssperren.
In weiteren Ländern und Gebieten mit insgesamt mehr als 117 Millionen Einwohnern wurden nächtliche Ausgangssperren verhängt, darunter Chile, Burkina Faso, Serbien und die philippinische Hauptstadt Manila. In Saudi-Arabien sollte am Montagabend eine nächtliche Ausgangssperre in Kraft treten. Andere Länder wie Bulgarien riegelten Grossstädte ab.
Infektionen in 174 Ländern
Inzwischen breitete sich das Coronavirus auf 174 Länder rund um den Globus weiter aus. Die meisten Infektionen verzeichnet mit 81'093 offiziell gemeldeten Fällen weiterhin China. Die Dunkelziffer bei den Infektionsfällen dürfte weltweit noch deutlich höher liegen.
Nach Angaben von US-Experten waren am Montag rund um den Globus mehr als 362'000 Menschen infiziert, wie Wissenschaftler der US-Universität Johns Hopkins mitteilten. Insgesamt gibt es in Europa mindestens 185'413 Infektionsfälle. Damit ist Europa nun der Kontinent, auf dem sich das Virus am rasantesten ausbreitet.
Die Zahl der Todesfälle stieg auf mehr als 15'000. Allein in Europa starben mehr als 10'000 Menschen. Mit rund 64'000 registrierten Infizierten und mehr als 6000 Toten ist Italien nach China besonders stark betroffen von der Corona-Pandemie.
Der Anstieg der Zahlen verlangsamte sich in Italien den zweiten Tag in Folge. Die Behörden meldeten rund 600 neue Corona-Tote im Land und damit einen etwas geringeren Anstieg als am Sonntag. Insgesamt kletterte die Zahl der registrierten Todesopfer der Coronavirus-Pandemie auf knapp 6080, wie der Zivilschutz in Rom mitteilte.
In Spanien stieg die Zahl der Todesopfer am Montag um 462 auf 2182 - ein Anstieg von 27 Prozent im Vergleich zum Vortag. Mehr als 33'000 Infektionen wurden in dem EU-Land nachgewiesen. In Frankreich waren am Montag fast 17'000 Infizierte und mehr als 670 Corona-Tote registriert.
In Deutschland wurden bislang mehr als 27'700 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert. Mehr als 115 mit Sars-CoV-2 Infizierte sind gestorben. In Griechenland wurden bislang nur 624 Infektionen und 16 Todesopfer registriert.
In den USA stieg die Zahl der Todesopfer auf 573. Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuartigen Virus Sars-CoV-2 in den USA lag bei mehr als 41'700. Damit liegen die USA bei der Zahl der bestätigten Fälle an dritter Stelle - hinter China und Italien.
Auch der Iran ist besonders schwer betroffen. Hier starben bis Montag mehr als 1800 Menschen durch die Coronavirus-Pandemie.
Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern kündigte am Montag Ausgangsbeschränkungen sowie vierwöchige Schulschliessungen und die Schliessung aller nicht unbedingt notwendigen Unternehmen an.
In der chinesischen Metropole Wuhan, von wo die Pandemie im Dezember ihren Ausgang genommen hatte, normalisiert sich die Lage nach strikten Isolationsmassnahmen hingegen langsam. Am Montag durften die Einwohner wieder zur Arbeit, auch der öffentliche Nahverkehr rollte langsam wieder an.
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