Coronavirus | Zingaretti: «Auf bald, ciao!»
Italiens PD-Parteichef Zingaretti mit Coronavirus infiziert
Der Chef der in Rom mitregierenden Sozialdemokraten, Nicola Zingaretti, ist positiv auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet worden. Es gehe ihm gut, er müsse aber zunächst zu Hause in Quarantäne bleiben, erklärte der 54-jährige Politiker am Samstag in einem Video bei Facebook.
Er und seine Familie hielten sich an die Anweisungen der Ärzte und der Wissenschaft, er gehe mit gutem Beispiel voran. Er habe sein Umfeld in der Politik informiert, damit die Arbeit weitergehen könne. "Auf bald, ciao!", schloss er.
In Italien steigt die Zahl der Sars-CoV-2-Infizierten und der an der vom Virus verursachten Erkrankung Covid-19 Verstorbenen trotz umfangreicher Gegenmassnahmen weiter. Insgesamt waren bis Freitag 4636 Menschen als infiziert registriert. Davon waren 197 Menschen gestorben. Viele Betroffene sind aber auch schon wieder gesund.
Die Sozialdemokraten, kurz PD, regieren in Rom gemeinsam mit kleineren Kräften und der Fünf-Sterne-Bewegung. Es gab zwar in Italien bereits mehrere infizierte Politiker, Zingaretti ist jedoch besonders bekannt.
Vatikan verlegt Angelus und Papst-Audienzen
Wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus in Italien wird Papst Franziskus das nächste Angelus-Gebet nicht am Fenster vor den Menschen direkt sprechen. Das traditionelle Gebet am Sonntagmittag soll stattdessen per Video live aus dem Papstpalast übertragen werden.
Das teilte das Pressebüro des Vatikans am Samstag mit. Es werde zudem auf Bildschirmen auf dem Petersplatz zu sehen sein. Die nächste Generalaudienz am Mittwoch solle ebenfalls auf ähnliche Weise verändert werden. Es gehe darum, die Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit Covid-19 zu bremsen und die Sicherheit zu erhöhen.
Das traditionelle Angelusgebet des Kirchenoberhaupts wird in der Regel von Tausenden Besuchern auf dem Petersplatz verfolgt. Grosse Menschenansammlungen gelten aber als Risiko für eine Ansteckung.
Italien stoppt Teile der Justiz
Im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des neuartigen Coronavirus stoppt Italien einen Teil der Arbeit der Gerichte. Zunächst für rund zweieinhalb Monate bis Ende Mai sollen zum Schutz der Menschen vor Infektionen Einschränkungen im Justizsystem möglich werden etwa bei Prozessen und anderen öffentlichen Terminen, wie die Regierung am frühen Samstagmorgen in Rom mitteilte. Prozesse zu nicht schweren Taten dürfen damit verschoben werden, wie Medien schrieben. Die Details sollten jeweils vor Ort bestimmt werden.
Ausgenommen sind den Berichten nach zum Beispiel eilige Angelegenheiten, etwa in Bezug auf Festnahmen. Auch sollten mehr Anhörungen in Form von Videokonferenzen stattfinden, erläuterte Justizminister Alfonso Bonafede vor der Presse.
Das Dekret "wird die Verschiebung nicht dringender Anhörungen ermöglichen", zitierte die Zeitung "La Repubblica" den Minister. Ab sofort werde die Arbeit der Justizämter für zwei Wochen - wie in der Sommerpause - ausgesetzt. Ab dem 23. März dann gelten die neuen Möglichkeiten der Verschiebung.
Mit dem Dekret, das die Regierung am Freitagabend beschlossen hatte, sollen Menschen besser vor Ansteckung in Gerichtsgebäuden geschützt werden. Im Laufe der Woche hatte Italien bereits im ganzen Land die Schulen für zwei Wochen bis Mitte März geschlossen.
Zur Stärkung des Gesundheitswesens sagte das Kabinett die Einstellung von Personal für 20 000 Stellen zu, darunter Fachärzte und Krankenschwestern. Ausserdem sollen Behörden bis zum Ende des Corona-Notfalls sowohl medizinische Güter als auch Möbel etwa für Menschen in Quarantäne einziehen dürfen. Dafür soll an Eigentümer ein vor der Krise marktüblicher Preis gezahlt werden, hiess es. Italien hat die meisten Sars-CoV-2-Infektionen in Europa. sda
EU gibt Italien Rückendeckung für Hilfspaket gegen Coronavirus
Italien hat für sein milliardenschweres Hilfspaket gegen die Coronavirus-Epidemie Rückendeckung von der Europäischen Kommission bekommen. Die dafür veranschlagten Ausgaben würden nicht herangezogen werden, wenn Brüssel die Einhaltung der EU-Haushaltsregeln durch Italien prüfe.
Das schrieben Kommissionsvize Valdis Dombrovskis und Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni am Samstag in einem Brief an den italienischen Finanzminister Roberto Gualtieri.
Sie äusserten darin Verständnis dafür, dass die Mitgliedsstaaten Notmassnahmen ergreifen müssten, um "das Wohlergehen der Bürger zu schützen und negative Folgen für das Wirtschaftswachstum durch das Coronavirus abzuschwächen". Die EU-Kommission hatte bereits Ende Februar darauf hingewiesen, dass der Stabilitäts- und Wachstumspakt bei aussergewöhnlichen Umständen "Flexibilität" zulasse.
Italien hatte am Donnerstag für den Kampf gegen den neuartigen Erreger und zur Unterstützung von betroffenen Familien und Unternehmen einen 7,5 Milliarden Euro schweren Hilfsplan aufgelegt. 6,35 Milliarden davon sollen über neue Schulden finanziert werden. Das Haushaltsdefizit für 2020 steigt dadurch von 2,2 auf 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Die italienische Regierung versicherte aber, in den Folgejahren das Defizit wie geplant zu senken. Für das jährliche Haushaltsdefizit liegt die Obergrenze in der EU bei drei Prozent der Wirtschaftsleistung.
Italien ist das am schwersten von der Coronavirus-Epidemie betroffene Land in Europa. Dort wurden bislang mehr als 4600 Infektionsfälle gemeldet, fast 200 Menschen starben.
Pompeo bezeichnet neuartiges Coronavirus als "Wuhan-Virus"
Ungeachtet der Verärgerung Chinas hat US-Aussenminister Mike Pompeo dem neuartigen Coronavirus einen anderen Namen gegeben: "Wuhan-Virus". Am Freitag verwendete er den Begriff zum zweiten Mal in Folge.
In einem Interview mit dem Sender CNBC sagte Pompeo mit Blick auf die Epidemie und Pekings Gegenmassnahmen: "Ich freue mich, dass Sie die chinesische Kommunistische Partei heute gelobt haben, aber denken Sie daran, dass das Wuhan-Coronavirus dies verursacht hat."
Am Donnerstag hatte Pompeo bereits gesagt, sein Land stelle 37 Millionen Dollar an Hilfen für andere Staaten bereit, die unter der "Ausbreitung des Wuhan-Virus" litten.
Ein Sprecher des chinesischen Aussenministeriums, Zhao Lijian, hatte diese Woche bei einer Pressekonferenz auf Nachfrage gesagt, es sei "höchst unverantwortlich", Begriffe wie "Wuhan-Virus" oder "China-Virus" zu verwenden. Solche Begriffe legten "ohne irgendwelche unterstützenden Beweise" nahe, dass China Ausgangspunkt des neuartigen Coronavirus sei.
Einige Medien wollten damit erreichen, "dass China die Schuld auf sich nimmt". Bei der Epidemie handle es sich aber um "eine globale Herausforderung".
Die ersten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus wurden im Dezember in China bekannt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Erreger der Atemwegserkrankung Covid-19 auf einem Tiermarkt in Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei, auf Menschen übertragen wurde.
WHO warnt vor Stigmatisierung
Pompeo sagte in dem Interview, "niemand geringerer als die chinesische Regierung" habe erklärt, dass das Virus von Wuhan seinen Ausgang genommen habe. Es sei "unglaublich frustrierend", dass Peking nicht sofort mehr Informationen über den Erreger an andere Länder weitergegeben habe.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte im Februar vor Begriffen wie "Wuhan-Virus" gewarnt. Sie stigmatisierten Menschen chinesischer Herkunft und hielten womöglich Infizierte davon ab, sich auf das Virus testen zu lassen, heisst es in den WHO-Richtlinien zu dem Erreger.
Das neuartige Coronavirus hat mittlerweile mehr als 90 Länder erreicht; mehr als 100'000 Menschen weltweit infizierten sich und mehr als 3450 Infizierte starben. China hat mit mehr als 80'500 Infizierten und mehr als 3000 Todesfällen weiterhin die höchsten Todesfällen. Mittlerweile gibt es aber ausserhalb Chinas mehr neue Ansteckungen als in der Volksrepublik.
IOC erwägt Härtefall-Ausnahmen bei Olympia-Qualifikation
IOC-Sportdirektor Kit McConnell stellt wegen der Folgen des Coronavirus Härtefall-Regelungen für die Olympia-Qualifikation in Aussicht. Sollten Athletinnen oder Athleten wegen Reisebeschränkungen oder Absagen von Wettkämpfen die Qualifikations-Kriterien für die Olympischen Spiele in Tokio nicht erfüllen können, solle das IOC so schnell wie möglich informiert werden, um "angemessene Lösungen" zu finden. Unter bestimmten Umständen könne es gemäss McConnell notwendig werden, aktuelle Qualifikations-Prozesse zu überdenken.
IOC-Präsident Thomas Bach hatte unter der Woche Spekulationen über eine Absage oder Verschiebung der Olympischen Spiele wegen der Ausbreitung von Covid-19 kategorisch abgelehnt.
Fast 6000 Coronavirus-Fälle im Iran - 145 Tote
Im Iran sind erneut 21 Menschen an den Folgen ihrer Coronavirus-Infektion gestorben. Wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Teheran am Samstag sagte, stieg die Zahl der Todesfälle durch die von dem Virus ausgelöste Erkrankung Covid-19 damit auf insgesamt 145.
Die Zahl der Coronavirus-Infektionen im Iran erhöhte sich demnach innert 24 Stunden um mehr als 1000 auf insgesamt 5823. In Teheran erlag auch eine 55-jährige Parlamentsabgeordnete ihrer Virusinfektion.
"Mehr als 16'000 Menschen werden derzeit in Spitälern als Verdachtsfälle behandelt", sagte der Ministeriumssprecher Kianusch Dschahanpur. Fast 1700 Coronavirus-Patienten seien aber bereits wieder genesen, fügte er hinzu.
Einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zufolge starb am Samstag die Parlamentsabgeordnete Fatemeh Rahbar an den Folgen ihrer Coronavirus-Infektion. Die konservative Abgeordnete ist bereits das zweite Mitglied des Parlaments in Teheran, das an Covid-19 starb. Insgesamt starben nach offiziellen Angaben bereits sieben mit dem Coronavirus infizierte Politiker und Regierungsbeamte.
Der Iran ist nach China und Südkorea das am stärksten von der Epidemie betroffene Land weltweit. Inzwischen hat sich das neuartige Coronavirus auf alle 31 Provinzen des Iran ausgebreitet. Um eine weitere Ausbreitung einzudämmen, wurden landesweit Schulen und Universitäten geschlossen sowie grosse Kultur- und Sportveranstaltungen abgesagt.
Weitere Zunahme von Coronavirus-Fälle in China und Südkorea
In China sterben weiter viele Menschen durch das neuartige Coronavirus. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Samstag mitteilte, kamen weitere 28 Menschen durch Sars-CoV-2 ums Leben. Die Gesamtzahl der Toten seit Ausbruch von Covid-19 lag damit in China bei 3070.
Zudem wurden 99 neue Infektionen registriert. Laut offiziellen Angaben haben sich bislang mehr als 80'000 Menschen auf dem chinesischen Festland mit dem Erreger infiziert, von denen über 55'000 geheilt wurden.
Südkorea meldete ebenfalls erneut steigende Zahlen: Die Gesundheitsbehörden registrierten mehr als 480 neue Infektionen. Die Gesamtzahl der Menschen im Land, die bisher positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden, sei auf 6767 gestiegen, teilten die Zentren für Gesundheitskontrolle und Prävention am Samstag mit. Die Zahl der Todesfälle, die in Verbindung mit dem Virus gebracht werden, kletterte um zwei auf 44.
Kreuzfahrtschiff vor Kalifornien gestoppt
Auch in den USA sorgt die Krankheit zunehmend für Probleme: Auf dem vor der Küste Kaliforniens gestoppten Kreuzfahrtschiff "Grand Princess" waren mindestens 21 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. US-Vizepräsident Mike Pence sagte, in einem nächsten Schritt sollten alle Menschen an Bord getestet und bei einer möglichen Infektion in Quarantäne untergebracht werden.
Die Behörden hatten das Schiff nach dem Coronavirus-Tod eines früheren Passagiers rund 100 Kilometer vor der Küste Kaliforniens gestoppt. Insgesamt sollen sich rund 2400 Passagiere und 1100 Crewmitglieder an Bord befinden.
Vier Schweizer auf Kreuzfahrtschiff
Auch vier Schweizer Staatsangehörige befinden sich auf dem Kreuzfahrtschiff, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Samstagmorgen auf seiner Webseite mitteilte. Das Schweizer Generalkonsulat in San Francisco stehe mit den lokalen Behörden in Kontakt.
Verglichen mit anderen Ländern ist die Zahl der Krankheits- und Todesfälle in den USA gering. Bislang sind nach offiziellen Angaben 15 Menschen in den Vereinigten Staaten an dem Virus gestorben. Weltweit sind knapp 100'000 Infektionen und über 3300 Todesfälle bestätigt.
Allerdings wurde aus Sorge vor einer weiteren Verbreitung der Krankheit das Techfestival South by South West, das normalerweise jährlich Zehntausende Besucher in die texanische Metropole Austin zieht, abgesagt. Das seit 1987 jährlich stattfindende Treffen, das inzwischen unter anderem ein Filmfestival, ein Musikfestival und ein Digital- und Techfestival beinhaltet, zählt zu einem der wichtigsten Branchentreffen und zieht auch zahlreiche internationale Besucher an.
Gesundheitchecks an Grenzen
Mehrere europäische Länder ergriffen am Freitag weitere Massnahmen im Kampf gegen das Virus. Österreich stellt für zwei Wochen sämtliche Direktflüge nach Südkorea, Mailand, Bologna und in den Iran ein, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz in Wien mitteilte.
Ausserdem sollen an der Grenze zu Italien punktuell Gesundheitschecks durchgeführt werden. Reisende, die aus Südkorea, dem Iran und Teilen Chinas in die Alpenrepublik wollen, müssen mit einer ärztlichen Bestätigung nachweisen, dass sie nicht mit dem neuen Coronavirus infiziert sind.
Frankreich kündigte die Schliessung von Schulen in zwei besonders betroffenen Départements an. Wie Premierminister Édouard Philippe in Paris ankündigte, gelten die neuen Massnahmen für den Verwaltungsbezirk Haut-Rhin im südlichen Elsass und den Verwaltungsbezirk l'Oise im Norden des Landes. Kinderkrippen, Kindergärten, weiterführende Schulen oder Gymnasien sollen in den beiden Départements von diesem Montag an für zwei Wochen geschlossen bleiben.
Ausnahmezustand in Island
Die isländische Regierung rief den Ausnahmezustand für die Nordatlantik-Insel aus. Erstmals hätten sich zwei Menschen in Island selbst mit der Lungenkrankheit Covid-19 angesteckt, sagte Chef-Epidemiologe Thorolfur Gudnason. Die bisher Infizierten hätten sich in Österreich oder Italien angesteckt.
Insgesamt habe sich die Zahl der bestätigten Fälle in dem kleinen europäischen Land nun auf 43 erhöht, hiess es weiter. Der Ausnahmezustand bedeutet, dass in Institutionen strengere Regeln zur Prävention eingehalten werden müssen.
Malta wies derweil ein Kreuzfahrtschiff mit mehr als 2000 Menschen an Bord ab. Auf Malta wurde bislang keine Infektion mit Sars-CoV-2 registriert. Das Kreuzfahrtschiff steuert der Reederei zufolge nun die italienische Stadt Messina an.
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