Terror | Krieg gegen IS in Syrien und im Irak findet nach fast fünf Jahren vorläufiges Ende

IS-Terrormiliz verliert letzte Bastion Baghus in Syrien

Vergangenen Montag wurden in Baghus, Syrien militante Stützpunkte des Islamischen Staates angezündet, während die von den USA unterstützten syrischen demokratischen Kräfte das restliche Territorium der Gruppe zerstörten.
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Vergangenen Montag wurden in Baghus, Syrien militante Stützpunkte des Islamischen Staates angezündet, während die von den USA unterstützten syrischen demokratischen Kräfte das restliche Territorium der Gruppe zerstörten.
Foto: Keystone

Quelle: SDA 23.03.19 0
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Nach monatelangen Kämpfen haben Truppen unter kurdischer Führung die letzte Bastion der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien eingenommen. Der Ort Baghus sei befreit und der militärische Sieg erzielt worden, hiess es.

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«Die Syrischen Demokratischen Kräfte erklären die vollständige Zerstörung des so genannten Kalifats und die territoriale Niederlage des IS zu 100 Prozent», teilte der Sprecher der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Mustafa Bali, am Samstag über Twitter mit.

Die letzte IS-Bastion war am Freitagmorgen nach zweitägiger Pause wieder unter Beschuss genommen worden. Die Angriffe dauerten auch in der Nacht zum Samstag an. Das Weisse Haus hatte bereits am Freitag die Vertreibung des IS aus Baghus verkündet, obwohl die Kämpfe zu dem Zeitpunkt laut SDF noch andauerten. US-Präsident Donald Trump hatte schon zuvor mehrfach eine unmittelbar bevorstehende Niederlage des IS vorhergesagt.

Krieg erreicht vorläufiges Ende

Mit der Einnahme von Baghus erreicht der Krieg gegen den IS in Syrien und im Irak nach fast fünf Jahren sein vorläufiges Ende. Die Extremisten hatten im Sommer 2014 den Höhepunkt ihrer Macht erreicht, als sie die nordirakische Millionenstadt Mossul überrennen konnten. Kurz darauf rief die Terrormiliz ein «Kalifat» unter Führung von IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi aus, der sich in einer Moschee Mossuls bei einer Freitagspredigt das bisher einzige Mal öffentlich zeigte.

Die Dschihadisten kontrollierten damals eine riesige Region, die sich über grosse Teile Syriens und des Iraks erstreckte. Mit dem Beginn der internationalen Militärintervention unter US-Führung verlor der IS sein Herrschaftsgebiet jedoch nach und nach. Mit Unterstützung aus der Luft brachten es lokale Bodentruppen unter ihre Kontrolle.

Im Sommer 2017 konnte die irakische Armee Mossul nach monatelangen heftigen Kämpfen vollständig befreien. Im Herbst desselben Jahres verloren die Dschihadisten die nordsyrische Stadt Al-Rakka, die inoffizielle Hauptstadt des IS. Ende 2017 erklärte der Irak den militärischen Sieg über die Terrormiliz. Zurück bleiben zerstörte Städte und Regionen, deren Wiederaufbau Milliarden kosten wird.

Widerstand bis zum Schluss

In Baghus nahe der Grenze zum Irak waren bis zuletzt noch IS-Anhänger auf engstem Raum am Ufer des Euphrat-Flusses in einem Zeltlager eingeschlossen, wo sie sich in Gräben und Tunnel eingegraben hatten. Bis zum Schluss leisteten sie Widerstand. Auch IS-Chef Abu Bakr al-Bagadadi soll Medienberichten zufolge in Baghus gewesen, vor Beginn der kurdischen Offensive aber in die umliegenden Wüstengebiete geflohen sein.

In den vergangenen Wochen hatten Tausende IS-Kämpfer aufgegeben und sich den SDF-Truppen gestellt. Sie wurden in Gefangenenlager gebracht und verhört. Auch Zehntausende Zivilisten, darunter Angehörige der IS-Kämpfer, verliessen den Ort. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte warf den Extremisten vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Mit dem Sieg über den IS wird auch ein baldiger Abzug der US-Truppen aus Syrien wahrscheinlicher, den US-Präsident Donald Trump im Dezember angekündigt hatte. Allerdings soll nach letzten Plänen des Weissen Hauses noch ein Truppenkontingent im Land bleiben.

Kritik an Abzugsplänen der USA

Die Abzugspläne Amerikas haben international massive Kritik ausgelöst. Militärs und Beobachter warnen, der IS sei trotz der Niederlage noch nicht besiegt und könne wieder erstarken. In einem vor einigen Wochen vom Pentagon veröffentlichten Bericht heisst es, der IS bleibe aktiv und könne in sechs bis zwölf Monaten wieder aufleben.

Die Dschihadisten sind weiterhin in der Badia-Wüste präsent. In Syrien und im Irak verfügen sie überdies über zahlreiche Schläferzellen, die immer wieder Anschläge verüben.

Bei einem US-Abzug droht auch ein Angriff der Türkei auf die Kurdenmiliz YPG, die die SDF anführt. Die Regierung in Ankara sieht in der Miliz einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und hat sie als Terrororganisation eingestuft. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat einen Offensive gegen die YPG angekündigt.

Die Kurden kontrollieren in Nordsyrien ein grosses Gebiet an der Grenze zur Türkei und haben dort eine Selbstverwaltung errichtet. Die YPG ist der wichtigste Verbündete der USA in Syrien. Unter Führung der Miliz konnten die SDF die grössten Teile des IS-Gebietes in dem Bürgerkriegsland einnehmen, darunter wichtige Ölquellen.

23. März 2019, 09:29
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Aufstieg und Niedergang der IS-Miliz

Mit der Einnahme des Dorfs Baghus im Osten Syriens durch kurdisch-arabische Einheiten hat die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) das letzte von ihr kontrollierte Gebiet verloren. Damit ist das im Juli 2014 in Teilen Syriens und des Iraks ausgerufene "Kalifat" der Extremistengruppe Geschichte.

- Januar 2014: Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat im Irak und Syrien (ISIS) übernimmt mit sunnitischen Stämmen die Kontrolle über die irakische Städte Falludscha und Ramadi. Zugleich vertreibt die sunnitische Extremistengruppe rivalisierende Rebellen aus der nordsyrischen Grossstadt Raka und errichtet eine Schreckensherrschaft in der Stadt mit öffentlichen Hinrichtungen, Enthauptungen, Steinigungen und Vergewaltigungen. Über Propagandavideos werden Gräueltaten weltweit verbreitet.

- Juni 2014: Die Dschihadisten erobern bei einer Blitzoffensive die nordirakische Grossstadt Mossul. Auch weite Gebiete im Norden und im Zentrum des Iraks fallen fast kampflos an die Gruppe.

Ihr Anführer Abu Bakr al-Bagdadi ruft in Mossul ein "Kalifat" aus mit Raka als inoffizieller Hauptstadt. ISIS benennt sich in Islamischer Staat (IS) um.

- August 2014: Die IS-Miliz erobert die Region des Sindschar-Gebirges im Nordirak, die Heimat der kurdischsprachigen Minderheit der Jesiden. Tausende Männer werden ermordet, Knaben als Kindersoldaten zwangsrekrutiert, die Frauen und Mädchen vergewaltigt und versklavt.

- September 2014: Die USA beginnen mit arabischen und europäischen Verbündeten Luftangriffe auf die IS-Miliz in Syrien und im Irak.

- Januar 2015: Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) vertreiben die IS-Miliz nach mehr als viermonatigen Kämpfen aus der nordsyrischen Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei.

- November 2015: Kurdische Kämpfer drängen die IS-Miliz aus dem Sindschar-Gebirge zurück.

- Februar 2016: Die irakischen Streitkräfte erobern mit Hilfe schiitischer Milizen die Stadt Ramadi zurück. Einige Monate später verliert die IS-Miliz auch die Stadt Falludscha.

- März 2016: Die syrischen Regierungstruppen nehmen mit russischer Unterstützung Palmyra ein. Die für ihre antiken Ausgrabungsstätten berühmte Oasenstadt war im Mai 2015 an die IS-Miliz gefallen. Die Dschihadisten richteten riesige Schäden an.

 

- August 2016: Kurdische Kämpfer erobern die IS-Bastion Manbidsch. Die türkische Armee marschiert in Nordsyrien ein, um Dschihadisten, aber vor allem kurdische Milizen von der Grenze zurückzudrängen.

- Februar 2017: Nach den nordsyrischen Städten Dscharablus und Dabik erobert die türkische Armee mit verbündeten syrischen Rebellen auch die Stadt Al-Bab von der IS-Miliz.

- November 2016: Das kurdisch-arabische Bündnis SDF um die YPG-Miliz startet mit Unterstützung der US-Armee eine Offensive zur Eroberung der syrischen IS-Hauptstadt Raka.

- Juli 2017: Nach neunmonatigen erbittert geführten Kämpfen wird Mossul von der irakischen Armee, schiitischen Milizen und kurdischen Einheiten zurückerobert. Grosse Teile der Metropole sind zerstört.

- Oktober 2017: Die kurdisch dominierten SDF-Einheiten bringen die letzten Teile der einstigen IS-Hauptstadt Raka unter ihre Kontrolle.

- November 2017: Die syrischen Regierungstruppen erobern nach wochenlangen Kämpfen die Städte Deir Essor und Albu Kamal im Osten Syriens von der IS-Miliz zurück.

- Dezember 2017: Die irakische Armee nimmt die letzten IS-Gebiete an der Grenze zu Syrien ein. Ministerpräsident Haider al-Abadi verkündet den Sieg über die Dschihadisten im Irak.

- Mai 2018: Die letzten IS-Kämpfer ziehen aus den Vierteln Jarmuk und Tadamun im Süden von Damaskus ab. Die Regierung erklärt die syrische Hauptstadt für "komplett sicher".

- Juli 2018: Die Dschihadisten verlieren ihre Bastion in Daraa im Süden Syriens. Zuvor hatten sie bei einer Anschlagsserie in der Nachbarprovinz Suweida fast 250 Menschen getötet.

- September 2018: Die SDF-Einheiten beginnen mit internationaler Unterstützung eine Offensive zur Eroberung der letzten IS-Bastion im Osten Syriens.

- Februar 2019: Die "entscheidende Schlacht" um die Ortschaft Baghus beginnt. Es ist der letzte Rückzugsort der Dschihadisten im Osten Syriens. Allerdings treffen die SDF auf erbitterten Widerstand.

- März 2019: Nachdem sich tausende Dschihadisten und zehntausende ihrer Angehörigen im Dorf Baghus ergeben haben, fällt die letzte Bastion der IS-Miliz. sda

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