Politik | Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen tritt ab
Frankreichs Scharfmacher nimmt Abschied aus der Politik
Er ist ein rechtsextremer Scharfmacher und gerichtlich verurteilter Hetzer und zieht mit dem Schlachtruf «Die Franzosen zuerst» seit Jahrzehnten gegen Ausländer zu Felde: Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen. Nun nimmt der 90-Jährige Abschied aus der Politik. Am Dienstag nimmt Le Pen letztmals an einer Sitzung des Europaparlaments in Strassburg teil, in dem er seit 1984 sitzt.
Der erklärte EU-Gegner wäre bei der Europawahl Ende Mai gerne noch einmal angetreten, um dann als «Dienstältester» in der Volksvertretung zu sitzen, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagt. Doch dem steht die Fehde mit seiner Tochter Marine Le Pen entgegen. Sie hat ihn wegen wiederholter Leugnung des Holocaust aus der Partei ausgeschlossen.
Im Europaparlament wird kaum jemand dem 90-Jährigen eine Träne nachweinen: Die französische Sozialistin Pervenche Bérès erinnert sich, dass Le Pen dort «stets mit seinem Bodyguard Platz genommen, aber nie politisch etwas bewirkt hat».
Dafür hat das Parlament mehrfach seine Immunität aufgehoben - nicht nur wegen Justizaffären um die Leugnung des Holocaust, sondern auch in der Scheinbeschäftigungsaffäre um die Front National.
Jean-Marie Le Pen soll das System aufgebaut haben, mit dem FN-Mitarbeiter auf Kosten der EU als «parlamentarische Assistenten» bezahlt wurden. Alleine Jean-Marie Le Pen schuldet dem Parlament deshalb 320'000 Euro, auch gegen Marine Le Pen ermittelt die Justiz.
Streit mit Tochter
Mit seiner Tochter hat Jean-Marie Le Pen gebrochen: Er wirft der 50-Jährigen «Verrat» und «Mord an der Front National» (FN) vor. Nicht nur hat sie ihn aus der Partei geworfen, der er bis 2011 fast vier Jahrzehnte vorsass. Sie hat die FN vor gut einem Jahr auch in «Rassemblement National» (RN, Nationale Sammlungsbewegung) umbenannt und ist damit auf Distanz zu ihrem Vater gegangen.
Ganz verabschieden will sich Jean-Marie Le Pen noch nicht: Am 1. Mai will er wie jedes Jahr in Paris Johanna von Orléans huldigen. Die «Jungfrau» und Nationalheldin verkörpert für ihn die einzig wahre Französin.
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