Grossbritannien | Nach fatalem Brand in Hochhaus mit Dutzenden Toten
Feuerwehrgewerkschaft weist Vorwürfe wegen Grenfell-Brands zurück
Die britische Feuerwehrgewerkschaft FBU hat Vorwürfe gegen die Einsatzkräfte beim Grossbrand im Londoner Hochhaus Grenfell Tower mit Dutzenden Toten zurückgewiesen. Es gebe keine Beweise, dass eine frühere Evakuierung des Gebäudes mehr Leben gerettet hätte, teilte FBU-Chef Matt Wrack am Mittwoch mit.
Die Feuerwehrleute hätten mutig und selbstlos reagiert. «Die wahren Schuldigen sind diejenigen, die das Gebäude mit brennbarem Material ummantelt haben, den britischen Brandschutz ausgeweidet haben, Warnungen durch vorige Brände ignoriert haben und nicht die Bitten einer um ihre Sicherheit besorgten Gemeinschaft erhört haben.»
Am Dienstag waren Details eines Untersuchungsberichts bekannt geworden. Er wirft der Feuerwehr «schwerwiegende Mängel» und «systemische» Fehler vor. Kritisiert wird insbesondere die Anweisung der Feuerwehr an die Bewohner des Hochhauses, in den Wohnungen zu bleiben.
Angehörige der 72 Toten forderten die Entlassung der Londoner Feuerwehrchefin Dany Cotton. Die Spitze der Behörde sei verantwortlich für den Tod zahlreicher Menschen, aber interessiere sich nicht dafür, sagte eine Angehörige am Mittwoch. Cotton zeigte Verständnis für die Wut der Angehörigen, wies Rücktrittsforderungen aber zurück.
Das britische Parlament würdigte die Opfer mit einer Schweigeminute. Premierminister Boris Johnson sagte, der Untersuchungsbericht werde den Hinterbliebenen hoffentlich «ein kleines bisschen Trost» bringen. «Sie haben nach der Wahrheit gefragt, wir haben ihnen die Wahrheit versprochen, wir schulden ihnen die Wahrheit.»
Der Brand am 14. Juni 2017 war durch einen elektrischen Defekt ausgelöst worden. Die Flammen breiteten sich dann in rasendem Tempo in dem 24-stöckigen Sozialbau aus.
Der Labour-Abgeordnete David Lammy kritisierte, dass es in Grossbritannien noch immer zahlreiche ähnliche Gebäude gebe.
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