Frankreich | Grenzübergreifende Lösungen
Atomkraftwerk Fessenheim im Elsass soll in einem Jahr schliessen
Das Atomkraftwerk Fessenheim im Elsass soll definitiv abgeschaltet werden. Was auf Schweizer und deutscher Seite für Erleichterung sorgt, macht die Menschen im Elsass wütend. Sie sorgen sich um Arbeitsplätze. Nun kommen deutsch-französische Zukunftslösungen ins Gespräch.
Die französische Regierung geht davon aus, dass das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim rund 40 Kilometer nördlich von Basel in rund einem Jahr stillgelegt wird.
Der Betreiber EDF habe zuletzt von einem Ende der Anlage "Ende 2018, Anfang 2019" gesprochen, sagte der französische Umwelt-Staatssekretär Sébastien Lecornu am Freitag dem Radiosender France Bleu Alsace. Die Entscheidung über den genauen Zeitpunkt der Schliessung liege bei EDF, nicht bei der Regierung. "Ich stehe zur Entscheidung, Fessenheim stillzulegen", sagte er.
Fessenheim ist das älteste Atomkraftwerk Frankreichs, das noch in Betrieb ist. Die beiden Reaktoren direkt an der deutschen Grenze sollen endgültig abgeschaltet werden, wenn der neue Europäische Druckwasserreaktor in Flamanville am Ärmelkanal in Betrieb geht. Nach zahlreichen Verzögerungen ist das nun zum Jahreswechsel geplant. "Sobald Flamanville in Betrieb ist, wird Fessenheim stillgelegt", betonte Lecornu.
Jetzt gehe es nicht mehr um die Frage, ob das Kraftwerk vom Netz gehe, sondern darum, was in der Region danach geschehe, sagte der Staatssekretär in Colmar. Um Antworten darauf zu finden, hatte Lecornu am Freitag ein Steuerungskomitee ins Leben gerufen, dem Gewerkschafter, Wirtschaftsvertreter und Mitglieder der Verwaltung aus Deutschland und Frankreich angehören.
Grenzübergreifende Lösungen
Eins der Ergebnisse ihres ersten Austauschs: Deutsche Unternehmen entlang des Rheins hätten Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden, sagte Lecornu. Daher könne eventuell ein Teil der Angestellten des Kraftwerks und der Zulieferer Arbeit in Deutschland finden. Es werde eine "deutsch-französische Antwort" auf die Beschäftigungsfrage geben.
Daneben sei die deutsche Rheinseite schon dicht mit Unternehmen besiedelt. Deutsche Firmen hätten daher Interesse an Bauland im Elsass. Dort gebe es noch viel Platz. Jetzt müssten gute Bedingungen für mögliche Neuansiedlungen geschaffen werden, sagte Lecornu.
In Frankreich gibt es Proteste gegen die geplante Stilllegung des Kraftwerks mit rund 1200 Mitarbeitern. In französischen Medien ist von 2200 Arbeitsplätzen die Rede, die direkt oder indirekt an der Anlage hängen.
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