Coronavirus | «Den Höchststand zu erreichen, bedeutet aber nicht den Wendepunkt»
Epidemie dürfte sich erst Ende April stabilisieren
Die Epidemie mit der neuen Lungenkrankheit in China wird sich nach Einschätzung eines führenden Experten möglicherweise erst Ende April stabilisieren. «Das ist eine sehr grobe Schätzung», sagte Zhong Nanshan, der Chef der Expertengruppe der chinesischen Regierung.
Mit einem Höhepunkt des Ausbruchs im ganzen Land sei voraussichtlich bis Ende Februar zu rechnen. "Den Höchststand zu erreichen, bedeutet aber nicht den Wendepunkt", betonte der renommierte Mediziner in einem Video von einer Videokonferenz mit Ärzten aus der Südprovinz Guangdong, über das die Zeitung "Nanfang Dushibao" (Southern Metropolis Daily) am Dienstag berichtete.
Zhong Nanshan sagte allerdings, dass die radikalen Massnahmen in China zur Eindämmung des Sars-CoV-2 genannten neuen Coronavirus wirkten. Durch die jetzt laufende Rückreisewelle von Wanderarbeitern nach den wegen des Virus verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahrsfest erwarte er "möglicherweise keinen grossen Anstieg". Es seien sehr strenge Massnahmen zur Kontrolle der Reiseströme ergriffen worden, sagte Zhong Nanshan in dem Dienstag im Internet veröffentlichten Video von der Konferenzschaltung am Vortag.
Klinikleiter gestorben
Innerhalb eines Tages kletterte die Zahl der neu nachgewiesenen Infektionen bis Dienstag erneut um 1886. Die Zahl der Ansteckungen erreichte insgesamt 72'436, wie die Gesundheitskommission in Peking berichtete. Auch waren weitere 98 Tote zu beklagen.
An der Covid-19 genannten neuartigen Lungenkrankheit sind in Festland-China damit schon insgesamt 1868 Patienten gestorben. Die meisten Fälle werden in Zentralchina in der schwer betroffenen Provinz Hubei gezählt.
Zum ersten Mal ist auch ein Klinikchef der neuen Lungenkrankheit zum Opfer gefallen. Liu Zhiming, der Direktor des Wuchang Hospitals in Hubeis Provinzhauptstadt Wuhan, sei Montag gestorben, berichtete die Nachrichtenagentur China News.
Ein Medizinerkollege berichtete demnach, der Chefarzt sei in gutem Gesundheitszustand gewesen und hätte selbst nicht erwartet, dass er an der Covid-19 genannten Lungenkrankheit sterben würde. Am Freitag war schon eine 59-jährige Pflegefachfrau desselben Spitals an dem Virus gestorben.
Im Kampf gegen das Virus haben sich bislang schon mehr als 1700 Ärzte und Pflegekräfte angesteckt. Bis Ende vergangener Woche waren mindestens sechs Helfer daran gestorben, wie das Staatsfernsehen CCTV berichtet hatte. Der überwiegende Teil der Betroffenen war demnach in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei im Einsatz, in deren Hauptstadt Wuhan das Virus ausgebrochen war.
Wegen der Epidemie wird auch die internationale Automesse im April in Peking verschoben. Wie die Veranstalter mitteilten, sei die Entscheidung getroffen worden, "um die Gesundheit und Sicherheit der Aussteller und Teilnehmer zu gewährleisten".
Die wichtigste Messe auf dem weltgrössten Automarkt sollte eigentlich vom 21. bis 30. April in der chinesischen Hauptstadt abgehalten werden. Wann die Ausstellung nachgeholt werden soll, blieb offen.
Kreuzfahrt-Touristen in USA eingetroffen
In den USA trafen unterdessen 338 US-Bürger ein, die von Bord des in Japan wegen des Coronavirus unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess" geholt worden waren. Zwei Maschinen mit den Ausgeflogenen landeten auf der kalifornischen Luftwaffenbasis Travis und dem texanischen Stützpunkt San Antonio-Lackland.
Nach Angaben des US-Aussenministeriums sind unter den Heimkehrern 14 Menschen, die mit dem neuartigen Virus infiziert sind. Sie wurden in den Flugzeugen von den anderen Passagieren getrennt. 13 der 14 Infizierten wurden nach Angaben von US-Behördenmitarbeitern als "Hochrisikofälle" eingestuft. Sie wurden für weitere Tests und zur Behandlung zu einem medizinischen Zentrum der Universität von Nebraska weitergeflogen.
Alle in die USA zurückgeholten Menschen von Bord der "Diamond Princess" müssen zwei Wochen unter Quarantäne verbringen. Weitere rund 40 US-Bürger von Bord des Kreuzfahrtschiffs werden derzeit in japanischen Spitälern wegen einer Infektion mit dem Virus behandelt. Unter den mehr als 3700 Menschen, die mit der "Diamond Princess" nach Japan gereist waren, wurden inzwischen insgesamt 454 positiv auf das Virus getestet.
"Westerdam"-Reisende warten noch auf Testergebnisse
Die auf dem Kreuzfahrtschiff "Westerdam" in Kambodscha gestrandeten rund 1000 Menschen müssen sich noch in Geduld üben. Die Coronavirus-Testergebnisse lagen am Dienstag noch nicht für alle vor. Bis alles geklärt sei, werde es wahrscheinlich einige Tage dauern, teilte die Reederei Holland America Line am Montag mit.
Am Wochenende war überraschend bei einer Passagierin auf der Heimreise ein Test auf das Coronavirus positiv ausgefallen. Viele hatten da schon das Schiff verlassen. Nun müssen laut Reederei dort noch 255 Passagiere und 747 Crewmitglieder auf eine Klärung warten.
Eine 83-jährige Amerikanerin war bei der Weiterreise in Malaysia getestet und ins Spital gebracht worden. Laut Reederei war ihr Zustand stabil. Unklar ist, wo sie sich angesteckt hat. Sie war in Hongkong zugestiegen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Malaysia war sie in jüngster Zeit nicht auf dem chinesischen Festland.
Auch einige hundert Touristen in einem Hotel in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh wurden getestet. Wie die Reederei erklärte, wurde in den ersten vorliegenden 406 Ergebnissen kein Fall des Virus Sars-CoV-2 festgestellt. Diese Gäste durften demnach weiterreisen. An beiden Orten werde gut für die Passagiere gesorgt, beteuerte Holland America Line.
Mehrere asiatische Länder hatten dem Kreuzfahrtschiff aus Sorge vor einer möglichen Einschleppung des Virus das Anlegen untersagt. Erst Kambodscha stimmte dem schliesslich zu.
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