Raumfahrt | Schäden werden als sehr gering eingeschätzt
Chinesisches Raumlabor stürzt im März auf Erde
Das chinesische Raumlabor "Tiangong 1" kreist seit Herbst 2016 unkontrolliert um die Erde und verliert an Höhe. Sein Wiedereintritt in die Atmosphäre wird ab Mitte März erwartet. Etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen werden dabei voraussichtlich nicht verglühen.
Teile des 2016 ausser Kontrolle geratenen chinesischen Raumlabors "Tiangong 1" werden nach Einschätzung von Raumfahrtexperten voraussichtlich in einigen Wochen auf der Erde einschlagen. "Wir rechnen irgendwann zwischen Mitte März und Mitte April mit dem Eintritt in die Erdatmosphäre", sagte Holger Krag von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA am Montag in Darmstadt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Erde etwas passiert, ist aber sehr, sehr gering."
Schweiz nicht in Absturzregion
Das Gebiet, über dem die Trümmer des rund 8,5 Tonnen schweren "Himmelspalasts" eintreten können, ist riesig. Krag spricht von "einem Gürtel von 43 Grad südlich bis 43 Grad nördlich des Äquators mit allen Längen".
Die Wahrscheinlichkeit sei innerhalb dieses Gebietes nahezu gleich verteilt. Lediglich der nördliche und der südliche Rand seien etwas mehr gefährdet. Dazu gehörten beispielsweise Italien und Spanien. Die Schweiz liegt ausserhalb des betroffenen Bandes.
Fragmente weit verstreut
Weil die mögliche Absturzregion auch so viel Wasser und Wüsten umfasse, sei es fraglich, ob sich nach dem Absturz überhaupt ein Teil des "Himmelspalasts" finden lasse. "Es fällt auch nicht alles auf einen Fleck, sondern verteilt sich über eine Schleppe von 1000 bis 1200 Kilometer", sagte Krag.
Wann genau die Trümmer von "Tiangong 1" auf die Erde fallen, lasse sich aber nicht exakt sagen. Denn das Raumlabor kreise innerhalb eines Tages 16 Mal um die Erde. Zehn Tage vor dem Eintritt in die Atmosphäre gebe es immer noch eine Ungenauigkeit von plus/minus zwei Tagen.
Etwa 1,5 bis 3,5 Tonnen des 8,5 Tonnen schweren "Himmelspalasts" würden voraussichtlich den Wiedereintritt überstehen, "nicht in einem Stück, sondern in mehreren Fragmenten", sagt Krag. "70 bis 80 Tonnen Raumfahrtschrott kommen durchschnittlich in einem ganzen Jahr unkontrolliert runter." Darunter sei alle drei bis vier Jahre auch etwas Grösseres wie die "Tiangong 1".
Seit 2011 im All
China hatte "Tiangong 1" im September 2011 ins All geschossen, wo das Raumlabor über die Jahre sechs Kopplungsmanöver mit chinesischen Raumschiffen der "Shenzhou"-Reihe absolvierte. Seit 2016 umkreist auch der Nachfolger der "Tiangong 1" die Erde. In dem neuen chinesischen Raumlabor können zwei Astronauten länger als im Vorgängermodell leben. Auch hat "Tiangong 2" eine höhere Ladekapazität und lässt sich erstmals auftanken.
Die Labore dienen der Vorbereitung für den Bau und Betrieb einer eigenen chinesischen Raumstation, die um 2022 fertig werden soll. Sollte die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Aussenposten im All. Chinas Raumstation dürfte mit rund 60 Tonnen aber deutlich kleiner sein als die ISS mit ihren 240 Tonnen.
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