Wahlen | Die Wahllokale sind bis 23.00 Uhr MEZ geöffnet

Andrang bei Wahl in Grossbritannien

Der britische Premierminister und konservative Parteichef Boris Johnson hält nach der Wahl in der Methodist Central Hall seinen Hund Dilyn fest.
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Der britische Premierminister und konservative Parteichef Boris Johnson hält nach der Wahl in der Methodist Central Hall seinen Hund Dilyn fest.
Foto: Keystone

Quelle: SDA 12.12.19 0
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Bei der Parlamentswahl in Grossbritannien ist der Andrang in einigen Wahllokalen in London ungewöhnlich gross. Vielerorts bildeten sich Schlangen, wie Wähler am Donnerstag berichteten.

Viele Menschen wollten ihre Stimme am Morgen auf dem Weg zur Arbeit abgeben. Die Wahllokale sind bis 23.00 Uhr MEZ geöffnet.

"Ich habe seit etwa acht Jahren in diesem Wahllokal gewählt, aber ich habe noch nie anstehen müssen", sagte Craig Fordham in Putney. Chris Schofield stand in Bermondsey and Old Southwark in einer Schlange mit etwa 70 anderen Wählern, wie er sagte.

"Es ist 20 mal so viel los wie 2017 und bei lokalen und den Europawahlen", meinte der 27-Jährige. "Die Atmosphäre ist typisch London: alle stehen in einer ordentlichen Reihe und niemand spricht mit dem anderen."

Corbyn und Johnson haben gewählt

Die Spitzenpolitiker wählten schon am Morgen, Jeremy Corbyn im Londoner Stadtteil Islington und Premierminister Boris Johnson in der Nähe seines Amtssitzes in der Downing Street. Er kam mit seinem Hund Dylan.

Johnsons Stimmabgabe war ungewöhnlich. Eigentlich wählen Premierminister in ihren eigenen Wahlkreisen, nicht zuletzt, um sich selbst eine Stimme geben zu können.

Johnsons Wahlkreis Uxbridge and South Ruislip liegt in einem Vorort im Westen Londons. Dort wollen politische Gegner ihm seinen Unterhaussitz streitig machen. Sie waren in den vergangenen Tagen unterwegs, um möglichst viele Wähler für den Labour-Kandidaten zu mobilisieren. Johnson hatte seinen Sitz 2017 nur mit gut 5000 Stimmen Vorsprung gewonnen.

Umfragen zufolge dürfte die Konservative Partei von Premierminister Johnson eine absolute Mehrheit der Sitze im Unterhaus gewinnen. Der Regierungschef braucht eine stabile Mehrheit, um sein Brexit-Abkommen durchs Parlament zu bringen. Er will dann das Land am 31. Januar aus der EU führen.

Labour hat aufgeholt

Doch die oppositionelle Labour-Partei hat in den vergangenen Tagen aufgeholt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es zu einem "hung parliament" kommt, einer Sitzverteilung, die keiner der beiden grossen Parteien eine Regierungsbildung mit eigener Mehrheit ermöglicht. Dann wäre sogar eine Minderheitsregierung mit Labour-Chef Jeremy Corbyn als Premierminister denkbar.

Corbyn will den Brexit noch einmal verschieben, um einen eigenen Austritts-Deal auszuhandeln, über den die Briten in einem zweiten Referendum abstimmen sollen. Die Alternative dazu wäre eine Verbleib in der Staatengemeinschaft.

Wahlforscher hatten zuletzt nur noch einen Vorsprung von 28 Mandaten für die Tories vor den anderen Parteien vorausgesagt. Die Konservativen kämen demnach auf 339 von 650 Sitzen. Vor zwei Wochen hatte eine ähnliche Umfrage Johnson noch eine Mehrheit von 68 Abgeordneten prophezeit. Für die grossangelegte Erhebung im Auftrag der Tageszeitung "The Times" wurden mehr als 100'000 Menschen über einen Zeitraum von sieben Tagen einschliesslich Dienstag befragt.

Enges Rennen

In vielen Wahlkreisen, vor allem in Mittel- und Nordengland, liefern sich die Konservativen und Labour ein enges Rennen. Das Ergebnis dort könnte entscheidend für das Wahlergebnis des ganzen Landes sein.

Denn das britische Mehrheitswahlrecht kennt nur Direktmandate. Ins Parlament ziehen nur die Kandidaten mit den jeweils meisten Stimmen in einem der 650 Wahlkreise ein - egal wie knapp ihr Sieg war. Die Stimmen für unterlegene Kandidaten verfallen. Wahlberechtigt sind knapp 46 Millionen Menschen.

Oppositionsparteien wie die Liberaldemokraten und die Schottische Nationalpartei riefen daher zum taktischen Wählen auf. Selbst der Schauspieler Hugh Grant, ein ausgesprochener Johnson-Gegner, machte dafür Werbung. Johnson versuchte daher bis zuletzt, in diesen hart umkämpften Wahlkreisen Stimmen zu gewinnen.

Unmittelbar nach Schliessung der Wahllokale wird eine Prognose im Auftrag der Fernsehsender BBC, ITV und Sky News veröffentlicht. Mit einem offiziellen Endergebnis ist erst im Laufe des Freitags zu rechnen.

12. Dezember 2019, 15:12
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Kuriose Kandidaten

Selbst im erbittertsten Wahlkampf behalten die Briten ihren ganz speziellen Humor. Im Londoner Wahlkreis Islington North tritt Nick the Incredible Flying Brick gegen den Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, an. Übersetzt heisst sein Name in etwa "Nick, der unglaubliche fliegende Backstein", wobei "Brick" umgangssprachlich auch soviel wie "prima Kerl" heissen kann. Der verspricht, nach einem Sieg bei der Parlamentswahl gleich am nächsten Tag - Freitag, dem 13. - die Schwerkraft abzuschaffen.

Als einer von rund 25 Kandidaten bewirbt sich Nick um einen Parlamentssitz für die Offizielle Partei der Durchgeknallten (Official Monster Raving Loony Party), die in den achtziger Jahren als Spasspartei Berühmtheit erlangte. Für sie kandidiert auch Lord Buckethead in Uxbridge und South Ruislip im Westen der Hauptstadt gegen den konservativen Premierminister Boris Johnson.

Der Regierungschef muss in seinem Wahlkreis gleich gegen zwei Eimerköpfe kämpfen. Wegen eines Urheberrechtsstreits musste sich einer der Bucketheads jüngst aber einen neuen Namen suchen und tritt nun als Count Binface (Graf Abfalleimergesicht) an.

Ein paar Dutzend solcher Exzentriker mit teils ernsten, teils irrsinnigen Anliegen gehören zu jeder britischen Wahl.

Ein Veteran unter den Spasspolitikern ist David Bishop, der mit Mitte 70 schon etliche Wahlkämpfe als Elvis-Figur hinter sich hat. Seit den neunziger Jahren kandidierte er unter anderem als Mürrischer alter Elvis (Grumpy Old Elvis) oder Elvis mit Seniorenbusticket (Bus Pass Elvis) für Die Kirche der militanten Elvis-Partei (The Church of the Militant Elvis Party). Ihr Programm verspricht radikales Vorgehen gegen den Klima-Wandel. Im Falle seiner Wahl werde Bishop persönlich in die Antarktis reisen und die Gletscher anschreien: "Hört auf zu schmelzen, ihr fetten weissen Mistkerle!"

Der Elvis-Fan tritt im Wahlkreis Broxtowe in der mittelenglischen Stadt Nottingham gegen die ehemalige konservative Abgeordnete Anna Soubry an, die inzwischen die EU-freundliche Partei Independent Group for Change anführt.

Bei einer Kandidatin für die EU-skeptische Brexit-Partei in West Yorkshire im Norden Englands nahm der Spass aber ein jähes Ende. Jill Hughes musste nach einem Bericht der "Yorkshire Post" von ihrer Kandidatur zurücktreten, weil sie in ihrem Buch sowie in sozialen Medien Verschwörungstheorien verbreitet habe. Demnach behauptete Hughes unter anderem, dass Ausserirdische mit Weltregierungen zusammenarbeiteten und dass sie vom Stern Sirius stamme. sda

Darf die Queen wählen?

In Grossbritannien gibt es kein geschriebenes Gesetz, das der Queen das Wahlrecht abspricht. Trotzdem gehen Königin Elizabeth II. und ihre Familie nie wählen und kandidieren auch nicht.

Denn Aufgabe der Monarchie ist es, im Vereinigten Königreich Kontinuität zu stiften und die Gesellschaft zu einen - das verträgt sich nicht mit Parteinahme. In ihrer Rolle als Staatsoberhaupt muss die Monarchin ausserdem politisch neutral bleiben.

Übrigens hat die 93 Jahre alte Queen auch keinen Pass. Da britische Pässe im Namen Ihrer Majestät ausgestellt sind, braucht sie keinen. sda

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