Grosse Nachfrage
Yann Jossen: «Naturheilpraktiken sind im Oberwallis stärker verankert»
Seit 15 Jahren arbeitet Yann Jossen auf dem Gebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Im Gespräch mit 1815.ch spricht er über das Empfinden der Oberwalliser und der Nachfrage nach alternativen Behandlungsformen.
Ausgehend vom Grundstudium in der Schulmedizin hat sich Yann Jossen für einen Studiengang in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) - sprich, der manuellen chinesischen Therapie (An-Mo/Tui-Na) – in Zentrum für Chinesische Medizin in Härkingen, entschieden.
Interesse an Komplementärmedizin gross
Nach der Ausbildung arbeitete der damals junge Therapeut sowohl im Kanton Bern als auch im Wallis. Mittlerweile führt er zusammen mit anderen spezialisierten Therapeuten eine Praxis in Brig-Glis. Gerade im Kanton Wallis scheint das Interesse an Komplementärmedizin gross zu sein, erklärt Yann Jossen.
«Ich vermute es liegt daran, dass Naturheilpraktiken durch die Traditionen im Oberwallis generell etwas stärker verankert sind, als beispielsweise in eher städtischen Kantonen. Meinem Empfinden nach hat der Walliser eine höhere Akzeptanz bezüglich der intensiven manuellen Therapie (Tui-Na) als ein Deutschschweizer. Aber es gibt auch feinere alternative Therapieformen wie unter anderem Osteopathie oder Shiatsu, die beim Deutschschweizer Anklang finden und heute auch im Oberwalliser auf grosses Interesse stossen.»
«Psychologische Beratung als wichtiger Bestandteil»
«Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) geht weit über Akupunktur hinaus», erklärt Jossen im Gespräch mit 1815.ch. «Ich arbeite auf dem Gebiet der manuellen Therapie hauptsächlich am Bewegungsapparat, so zum Beispiel an Beschwerden der Wirbelsäule, Gelenke oder der Muskulatur. Da viele körperliche Probleme dem täglichen Verhalten entspringen, ist die psychologische Beratung ein weiterer wichtiger Bestandteil der ganzheitlichen Therapie.
Mit dem Hauptgebiet Akupunktur sowie der Kräuterheilkunde befasst sich eine von Jossens Mitarbeiterinnen. Ein weiterer Kollege befasst sich mit der japanischen Massagetechnik Shiatsu. Auch Sporttherapie bzw. Medizinische Trainings Therapie wird in der Praxis angeboten - eine eher westliche Behandlungsart und dient während und nach der Mobilisation zur Stabilisierung des Patienten.
«Richtige Behandlungsform finden»
Die Bewegungstherapie wird im Wallis bisher nur marginal angeboten während in Deutschschweizer Spitälern die Behandlungsmethode als Erweiterung der Physiotherapie ausgeübt wird. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Therapiemethoden versuche man den Patienten ganzheitlich zu erfassen und zu behandeln, wie der Therapeut erklärt. Grundsätzlich besteht ein grosses Angebot an alternativmedizinischen Therapiemethoden und Therapeuten. «Für mich scheint es wichtig, dass jeder Patient/Klient seine Form der Therapie und den entsprechenden Therapeuten findet welche zu ihm passt. Dies legt den Grundstein einer erfolgreichen Behandlung».
Meist wenden sich Patienten zuerst an die Schulmedizin, bevor sie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Anspruch nehmen. «Teils Patienten/ Klienten kommen zu uns, wenn die Beschwerden auch nach längerer Zeit nicht nachlassen oder keine entsprechende schulmedizinische Diagnose vorliegt. Andere haben schon vorher positive Erfahrungen in diesem Gebiet gemacht oder wissen von der positiven Wirkung der Komplementärmedizin. Grundsätzlich ist der Bevölkerung diese Art von Therapie sehr bekannt und wird offensichtlich auch geschätzt, denn die Nachfrage nach alternativen Behandlungsmethoden ist gross,was uns freut, leider jedoch häufig zu Wartelisten führt.»
Von der Zusatzversicherung übernommen
Auch im Allgemeinen beobachtt Jossen eine Zunahme von Praxiseröffnungen welche Alternativmedizin anbieten. Doch im Gegensatz zur Deutschschweiz ist im Wallis noch Potenzial an entsprechenden Praxen vorhanden. Die Angebote in der Briger Praxis werden generell von der Zusatzversicherung übernommen. «Damit die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) von der Krankenkasse in der Grundversicherung übernommen wird, ist die Ausführung durch einen Schulmediziner Bedingung. Das finde ich ehrlich gesagt, schade, denn rein von der Kenntnis her, sind wir in unserem Fachbereich sicherlich nicht weniger gut ausgebildet.»
Für Yann Jossen spielt der Wettbewerb unter den Krankenkassen eine wichtige Rolle - buhlen diese unter anderem mit entsprechenden Zusatzversicherungen um die Gunst der Kunden, kommt das der Alternativmedizin entgegen.
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