Nach Burkaverbot im Tessin
Walliser Touristiker: «Alle Gäste willkommen heissen!»
Das Tessin hat beschlossen, das Tragen von Gesichtsschleiern in der Öffentlichkeit zu verbieten. Ein Imageschaden für den Tourismus könnte entstehen, befürchten Oberwalliser Touristiker.
Das Tessiner Stimmvolk hat am 22. September einer Initiative für ein Verhüllungsverbot in der Verfassung mit 65,4 Prozent klar zugestimmt. Bei einigen Tourismusorganisationen sorgt das Ergebnis für Beunruhigung.
«Starke Reaktion»
Für Damian Constantin von Valais/Wallis Promotion ist der Entscheid des Tessiner Stimmvolks eine lokale Entscheidung. Es bräuchte noch diverse Etappen, sollte denn ein Verbot auf nationaler Ebene thematisiert werden, wie er auf Anfrage von 1815.ch erklärt.
«Sicherlich werden insbesondere grosse Tourismusdestinationen im Wallis mit der Thematik konfrontiert werden. Doch ich denke, dass andere touristische Regionen wie Interlaken und Genf stärker betroffen sind.»
Constantin bezeichnet gerade das Wallis als offenen Kanton. «Bei uns im Kanton Wallis sind alle Gäste willkommen. Natürlich verlangt der respektvolle Umgang miteinander, gewisse Regeln. Doch Regeln dürfen auf keinen Fall dazu führen, jemand aus einem anderen Kulturkreis auszuschliessen.»
«Gäste aus den Golfstaaten sind Geniesser»
In der Tourismusdestination Zermatt macht der muslimische Markt nicht mal ein Prozent der Logiernächte aus, wie die Mediensprecherin von Zermatt Tourismus, Edith Zweifel, gegenüber 1815.ch erklärt. «Die Golfstaaten wie Bahrain oder die Vereinigten Arabischen Emirate gehören jedoch seit Jahren zu jenen Quellmärkten, welche wir marketingmässig aktiv bearbeiten.»
Die Gäste aus den Golfstaaten seien Geniesser, die sich gerne an schönen Orten aufhalten und gut essen, erklärt Zweifel. «Gerade das Shoppinerlebnis ist ihnen wichtig: Schweizweit werden rund 500 Franken pro Tag von muslimischen Gästen ausgegeben – Schweizer geben rund 140 Franken aus Diese Tagesausgaben verstehen sich jeweils ohne Anreise und ohne Übernachtung.» Den Entscheid aus dem Tessin bezeichnet die Mediensprecherin als typischen Föderalismus der Schweiz. «Man kann unterschiedlicher Meinung sein und sich dazu äussern. Für den Tourismus wäre dieses Verbot aber kontraproduktiv.»
«Anderes Zielpublikum»
Obwohl das Zielpublikum bei Lötschental Tourismus nicht im muslimischen Raum liegt, heisst man auch hier alle Gäste, gleich welcher Nationalität und Religionsangehörigkeit, herzlich willkommen, wie Peter Lehner betont. «Dies spiegelt auch unser Verhalten gegenüber den Jüdischen Gästen wieder, welche im Sommer – vorwiegend im Monat August – während drei Wochen zu Gast im Lötschental sind.»
Ein Burkaverbot sei mit einem Ausladen der arabischen Gäste gleichzustellen. «Es ist aber klar, dass der arabische Gast nicht das mit seiner Authentizität und seinem Kulturgut bekannte Lötschental sucht. Das Zielpublikum aus dem arabischen Raum sucht die Exklusivität, was das Lötschental weder in der Hotellerie noch im Shopping bieten kann», so Lehner.
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