Elektrozäune bieten Nutztieren Schutz
Oberwalliser Wölfe «wildern» fleissig
Auf ihren Streifzügen im Lötschental und im Goms hinterlassen die beiden Oberwalliser Wölfe zurzeit viele Spuren, vorab in Form von gerissenem Rotwild. Der Kanton Wallis betreibt intensives Monitoring.
Innerhalb einer Woche wurden im Lötschental im Gebiet Blatten/Weissenried drei Rehe gerissen. Die Frassspuren weisen eindeutig auf einen Wolf hin. «Die sichere Bestimmung mittels DNA steht allerdings noch aus, aber ich habe keine Zweifel, dass es sich um einen Wolf handelt», sagt Wildhüter Richard Bellwald.
Weil die bisher eingesandten Proben mit Speichel von Füchsen, anderen Raubtieren sowie Hunden kontaminiert waren, gibt es nach wie vor keinen zweifelsfreien Nachweis. Der letzte Riss stammt vom Montag. Ein Gämse wurde auf dem Höhenweg beim Schwarzsee Beute des Wolfes.
Entlang des Lötschentaler Höhenwegs
Gesichtet wurde das Raubtier im Lötschental letztmals Mitte Mai von einem Wanderer auf der Faldumalpe. «Im Gegensatz zum Wolf, der vor zwei Jahren im Lötschental präsent war und sich nur im schattseitigen Teil des Tales aufhielt, durchstreift dieses Tier den gesamten Talkessel.» Das gerissene Wild wurde durchwegs auf einer Höhe von 1800 Meter gefunden.
Angriffe auf Nutztiere blieben bisher im Lötschental aus. «Die Schäfer halten ihre Tiere in Elektrozäunen in den Frühjahrsweiden, meist in Dorfnähe.» Von diesen hielt sich der Wolf bisher fern. «Offensichtlich schreckt dieser Schutz das Raubtier ab.» Aufgrund der verzögerten Vegetation werden die Schäfer ihre Tiere erst in zwei bis drei Wochen auf die Sömmerungsalpen treiben. Wie sich der Wolf dann verhält, wird sich zeigen.
18 Wildrisse im Obergoms
Nicht anders verhält sich M35, der zweite, genetisch nachgewiesene Wolf, der sich Oberwallis aufhält. «Von Niederwald bis Oberwald ist der Wolf im Obergoms überall präsent», sagt Hubert Blatter, der dort zuständige Wildhüter. «Das Tier legt grosse Strecken zurück und kann innerhalb kurzer Zeit an verschiedensten Orten auftauchen.» Letztmals wurde es am vergangenen Montag von drei Nordic-Walkerinnen bei Reckingen auf eine Distanz von 100 Meter gesichtet.
Auch im Goms trifft der Wildhüter immer wieder auf gerissenes Wild in kurzen Abständen. «Vor allem Rotwild steht auf dem Speisezettel des Raubtieres», was typisch für den Wolf sei. 14 Hirschrisse und sechs tote Rehe hat Blatter in diesem Frühling auf dem Konto von M35 abgebucht. «Vier bis sechs Kilogramm Fleisch frisst er jeweils von seiner Beute auf einmal. Oftmals kehrt er auch zu seiner Beute zurück», weiss Blatter aus seinen Beobachtungen.
Vorsichtige Schäfer
Auch im Goms sind die Schäfer vorsichtig geworden. «Die Nutztierhalter weiden ihre Tiere derzeit in Wiesen mit Elektrozäunen.» Ein gutes Mittel zur Abwehr des Wolfes, findet auch Blatter. In diesem Frühjahr gab es denn auch noch keine Angriffe auf Schafherden. Diesen Umstand erklärt sich Blatter aber auch damit, «dass sich der Wolf im Moment noch an jungen Hirschen und Rehen vergreift». Diese bringen jetzt nämlich ihren Nachwuchs zur Welt. Ändern könnte sich das laut Blatter erfahrungsgemäss ab Mitte Sommer, wenn sich die Schafe auf den Sömmerungsalpen befinden.
Intensives Monitoring des Kantons
Wie der Kanton am Freitagmorgen in einer Medienmitteilung schreibt, haben Wildhüter Hubert Blatter und die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere bisher weit über 150 Stunden für die Beobachtung und Überwachung des Wolfes im Goms aufgewendet. Dabei wurde festgestellt, dass bisher immer das gleiche Tier (M35) nachgewiesen wurde. Es stünden allerdings noch verschiedene Resultate von eingesandten Proben aus. Auch die zeitliche Untersuchung der Beobachtungen sowie die Bilder der verschiedenen Fotofallen lassen momentan keinen Schluss auf ein zweites Tier zu.
Wolf zeigt kein aggressives Verhalten
Wie es in der Mitteilung des Kanton weiter heisst, lassen die Beobachtungen auf einen gesunden und unverletzten Wolf schliessen. Alle Begegnungen mit Menschen waren zufällig und verliefen nach demselben Muster. Der Wolf zeigte keinerlei aggressives Verhalten, sondern entfernte sich jeweils gemächlich von den Menschen. Zum jetzigen Zeitpunkt und aufgrund der gesamten Umstände, dürfe deshalb angenommen werden, dass gegenwärtig keine Gefährdung für Menschen besteht. Eine Garantie für das Verhalten von Wildtieren kann niemand abgeben, deshalb wird der Bevölkerung angeraten, sich dem Wolf nicht bewusst zu nähern, auch um eine weitere Gewöhnung an den Menschen zu verhindern.
Wolf steht unter Schutz
Aufgrund der momentanen Ausgangslage und gestützt auf die eidgenössische Jagdgesetzgebung und das gegenwärtig geltende Konzept Wolf Schweiz hat die Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere keine Möglichkeit, weitergehende Massnahmen zu ergreifen. Die Überwachung des Gebietes respektive das Monitoring wird weitergeführt.
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