«Können nicht jeden Wolf analysieren»
Jährlich 157'000 Franken für DNA-Proben von Grossraubtieren

Unter Beobachtung. In den vergangenen zwei Jahren sind in der Schweiz 25 Wölfe mittels DNA-Analysen genetisch bestimmt worden. Fünf davon sind legal, illegal oder durch Verkehrsunfall zu Tode gekommen. (Archivbild)
Foto: Keystone
Greifen sich Wölfe Nutztiere als Beute, sorgen sie für Ärger bei den Tierhaltern. Gleichzeitig liefern sie Wildbiologen über DNA-Analysen an Bisswunden Hinweise zu ihrer Herkunft und ihrem Wanderverhalten.
In den vergangenen zwei Jahren sind in der Schweiz 25 Wölfe mittels DNA-Analysen genetisch bestimmt worden. Fünf der Raubtiere sind inzwischen legal oder illegal oder bei Verkehrsunfällen zu Tode gekommen. «Dem BAFU steht in Zusammenarbeit mit den Kantonen für das Monitoring der Grossraubtiere mittels DNA-Analysen ein Globalbudget von jährlich 157'000 Franken zur Verfügung», sagt BAFU-Mitarbeiterin Caroline Nienhuis.
Mit den Analysen betraut ist ein Labor an der Universität Lausanne. «Die von den Wildhütern eingesandten Proben werden gesammelt und blockweise von Teilzeitmitarbeitern des Labors analysiert. Gleichzeitig werden dort Datenbanken angelegt und genetische Proben vom Ausland mit solchen aus der Schweiz abgeglichen.» Analysiert werden mehrheitlich Spuren von Wölfen, vereinzelt aber solche von Bären, Luchsen oder Fischottern.
Mehr Wölfe, weniger Proben
«Aufgrund der steigenden Zahl von Wölfen in der Schweiz wird nicht mehr jeder einzelne Schafriss einer DNA-Analyse unterzogen», erklärt Nuinhuis. Ist ein Wolf mehrere Jahre im selben Gebiet präsent, wird nur einmal Anfang Jahr eine DNA-Anlayse angefordert. «Weitere Proben im selben Gebiet werden nur dann durchgeführt, wenn der Verdacht besteht, dass es sich um ein neues Tier handelt.» DNA-Analysen dienen denn auch primär dem Wolfsmonitoring, etwa im Zusammenhang mit dem Calandarudel.
«Werden Nutztiere gerissen, können Wildhüter aufgrund des Rissbildes mehrheitlich feststellen, ob diese durch einen Wolf, einen Luchs, einen Bär oder einen Hund verursacht wurden.» Dazu brauche es keine DNA-Analysen. «Wir können nicht jeden Wolf in der Schweiz analysieren, der Aufwand wäre zu gross und zu teuer», so Nuinhuis. Das werde auch in Nachbarländern wie Frankreich so gehandhabt.
2014 drei Nachweise im Wallis
«Rund 100 Schafe wurden von Mai bis September im gesamten Wallis von vermutlich vier bis fünf verschiedenen Wölfen getötet. Einige Dutzend Tiere sind zudem aufgrund von Bissverletzungen in tierärztlicher Behandlung», sagt Peter Scheibler von der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere. In seinem Amt werden sämtliche Schadensmeldungen registriert.
Allein dem Augstbord-Wolf können 56 tote und 20 verletzte Tiere zugeordnet werden. Der männliche Wolf, der im Wallis und in der Schweiz erstmals nachgewiesen und als M46 genetisch bestimmt wurde, sorgte nach Angriffen im Törbeltälli, im Turtmanntal, im Ginals und auf der Bürchneralp dafür, dass die Schäfer ihre Tiere vorzeitig von den Alpen holten. Dabei könnten auch zwei weitere Risse in Zermatt Anfang Sommer auf sein Konto gehen.
Risse auch im Unterwallis
Bereits im Mai rissen Wölfe in Jeizinen und Bitsch Schafe. In Bitsch war das Männchen M45 präsent. Es zog schon kurze Zeit später in der Ostschweiz weiter. Ende August mussten auch Schäfer im Rappental und im Binntal den Verlust von 20 Tieren hinnehmen. Vermutlich durch den Binntaler Wolf M28, der sich schon seit Jahren im Grenzgebiet zu Italien aufhält.
Wölfe waren aber nicht nur im Oberwallis unterwegs. «Im Val d’Hérens wurden bei zwei Angriffen eines Wolfes auf eine Schafherde im August zwanzig Tiere getötet. Betroffen war die Alpe Arpille», listet Scheibler weitere Angriffe des Raubtiers auf. Um welchen Wolf es sich dort handelt, ist nicht bekannt. «Eine in Auftrag gegebene Analyse liegt nicht noch nicht vor.»
Streifzüge über hunderte Kilometer
Augenfällig ist, dass im Wallis in den letzten drei Jahren ausschliesslich männliche Wölfe auftauchten. Eine Wölfin (F07) wurde letztmals im August 2011 im vorderen Vispertal nachgewiesen. Sie wanderte in der Folge mit dem ebenfalls dort zur selben Zeit präsenten Rüden M30 nach Graubünden ab und sorgt dort seither für Nachwuchs im Calandarudel. «Aus radiotelemetrischen Daten von Wölfen mit Sendern in Deutschland und anderen Ländern ist bekannt, dass männliche Wölfe viel weiter von ihren Familienrudeln abwandern als Weibchen», erklärt Ralph Manz, der seit 2012 bei Kora Schweiz im Auftrag des Bundes fürs Wolfsmonitoring tätig ist. Zudem könnten sich Wölfinnen wesentlich länger bei ihrem Rudel aufhalten.
Wolfsfamilie bald im Binntal?
Deshalb tauchten vorab Wolfsrüden in Gebieten auf, wo die Raubtiere bisher nicht festgestellt wurden. «Die Populationsdynamik innerhalb eines Wolfsrudels und unter benachbarten Wolfsrudeln ist eine hochkomplexe Angelegenheit, welche von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist.» Dass sich im Wallis ein Rudel bildet, ist für Manz eine Frage der Zeit.
«Das könnte beispielsweise im Goms der Fall sein. Das Binntal liegt im Streifgebiet des männlichen Wolfes M28, welcher dort erstmals im Sommer 2011 genetisch nachgewiesen wurde. Gesellt sich dort ein Weibchen zu ihm, kann es zur Rudelbildung kommen.» Sein Streifgebiet umfasst das Gebiet des Naturparks Devero-Veglia, das obere Maggiatal und das Gebiet des Binntales-Rappental. Im April und Mai dieses Jahres wurde M28 erstmals im oberen Goms genetisch nachgewiesen.
Artikel
Kommentare
Mee-Shee - ↑0↓0
Bravo!
Der erste Bericht über den Wolf/Wölfe ohne Kommentare.....
ein richtiger Schritt in ein miteinander ....?!
antworten