Frontal-Interview | FC Sitten Präsident Christian Constantin

«Die Schiedsrichter kritisiere ich nicht mehr»

«Ich bezahle jährlich über fünf Millionen aus der eigenen Tasche», Christian Constantin
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«Ich bezahle jährlich über fünf Millionen aus der eigenen Tasche», Christian Constantin
Foto: RZ

«Die Gala des FC Sitten ist die weltweit  grösste ihrer Art», Christian Constantin
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«Die Gala des FC Sitten ist die weltweit grösste ihrer Art», Christian Constantin
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Quelle: RZ 4

Er gilt als einer der schillernsten Fussballpräsidenten Europas. Er bezeichnet sich als leidenschaftlicher Unternehmer und fussballverrückt. Christian Constantin (59) über die Zukunftspläne des FC Sitten und die Walliser Olympiakandidatur.

Herr Constantin, haben Sie die Weihnachtsgeschenke schon gekauft?

Damit bin ich immer spät dran. Die organisiere ich gewöhnlich erst am 24. Dezember um 16.00 Uhr (lacht herzlich).

Ich frage das, weil kürzlich zu vernehmen war, dass Sie dem finanziell angeschlagenen Ligakonkurrenten FC Thun 5000 Franken geschenkt haben sollen…

Das stimmt. Ich habe einen netten Brief der Thuner erhalten, woraufhin ich dann spendete. Der symbolische Betrag von 5000 Franken mag zwar nicht viel sein, wenn aber 200 Personen diese Summe spenden, sind sie gerettet.

Wenn wir schon bei den Zahlen sind: Der FC Sitten arbeitet mit einem Budget von 24 Millionen Franken. Gleichzeitig gilt das Wallis als strukturschwach. Wie geht das?

Indem ich jedes Jahr über fünf Millionen eigenes Geld einschiesse. Der Rest setzt sich aus Sponsoren, Ticketverkauf, Merchandising, Transfers, Ligazuschüssen und nicht zuletzt von treuen Geschäftspartnern zusammen. Im Vergleich dazu stehen dem Ligakrösus Basel 100 Millionen pro Jahr zur Verfügung.

Dann kommt noch der Erlös der legendären Gala des FC Sitten hinzu?

Die Million, welche dort zusammenkommt, ist schon eingerechnet.

Apropos Gala. Beim alljährlichen Spektakel sind Ihre Auftritte legendär. Sie traten schon als Napoleon hoch zu Ross auf oder aber liessen sich von der Decke abseilen. Was erwartet die Besucher dieses Mal (die Gala findet jeweils im Februar im CERM in Martinach statt)?

Lassen Sie sich überraschen. Übrigens ist die Gala einzigartig. Weltweit ist der Anlass mit der Kombination aus Essen, Show und Unterhaltung mit 7500 Besuchern der grösste seiner Art. Nicht einmal in Las Vegas kommen bei vergleichbaren Anlässen so viele Besucher.

Sie selbst sind dabei jeweils Teil des Unterhaltungsprogramms. Wie behagt Ihnen die Rolle des Unterhalters?

Die Leute wollen etwas Lustiges und Unterhaltsames erleben. Und wenn dafür ein Auftritt von mir dazugehört, so mache ich das. Es ist nicht so, dass ich das unbedingt brauche. Wenn man aber erfolgreich sein will, so muss man halt gewisse Dinge tun. Der finanzielle Erfolg des Abends gibt mir ja recht.

Der Anlass beweist Ihr grosses Engagement gegenüber dem Club. Wie sieht diesbezüglich Ihre Zukunft aus?

Stand heute habe ich nicht die Absicht, den Verein zu verlassen. Zu viel hängt damit zusammen. Es sei denn, der liebe Gott hat etwas anderes mit vor…

Wie würde eine allfällige Nachfolgelösung aussehen?

Will der Verein auch künftig in der Super League konkurrenzfähig sein, braucht es ähnlich viel Geld wie jetzt. Angesichts meines privaten finanziellen Engagements und der doch eher schwachen Wirtschaftskraft des Wallis wird so eine regionale Lösung eher unwahrscheinlich. Deshalb muss in anderen Dimensionen geplant und langfristig aufgegleist werden.

Wie denn?

Wenn es dann doch eine regionale Lösung geben sollte, so muss der Club in der Challenge League mit einem Budget von vielleicht drei oder vier Millionen Franken spielen. Dieser Betrag kann im Wallis generiert werden. Das scheint mir die vernünftigste und wahrscheinlichste Variante. So gesehen wird es den FC Sitten auch nach meiner Zeit noch geben, wenn auch kleinere Brötchen gebacken werden müssten.

Welche Rolle spielt Ihr Sohn Barthélémy in den Überlegungen (amtet als Sportchef, Anm. der Red.)?

Er ist noch jung. Er soll sich zuerst seine Sporen abverdienen, viel lernen und Erfahrungen sammeln. Dann schauen wir weiter.

Sprechen wir über den Sport. Wird es im Winter zu Änderungen im Kader kommen?

Konkret geplant ist nichts. Wir sind gut aufgestellt und nur einen Spieler zu holen des Transfers wegen, macht keinen Sinn. Aber Fussball ist schnelllebig und über Nacht kann sich plötzlich viel ändern.

Und die Zukunft des Stade de Tourbillon? Hier steht im Frühling der Einbau einer Rasenheizung an…

Darüber freuen wir uns. Wenn wir regelmässig europäisch spielen wollen, ist das unabdingbar. Wobei zu sagen ist, dass für die letztjährige Teilnahme an der Europa League bereits viel investiert wurde.

Träumen ist erlaubt. Falls es dem FC Sitten allenfalls für die Champions-League-Qualifikation reichen sollte?

Dann werden die Ecken geschlossen. Zurzeit verhandeln wir mit der Stadt als Eigentümer des Stadions über einen neuen langjährigen Mietvertag. Darin ist auch die Champions League geregelt. Trifft das ein, werden die Ecken innerhalb kürzester Zeit mit einer einfachen Bauweise geschlossen. Damit erreichen wir die minmale Zuschauerkapazität für ChampionsLeague-Spiele von 12 500 Sitzplätzen. Zusätzlich müsste die Ausseninfrastruktur wie beispielsweise die Parkplätze modernisiert werden.

Und die Miete?

Wir bezahlen so oder so 300 000 Franken pro Jahr.

Damit es so weit kommt, muss Sitten am Saisonende mindestens Zweiter werden. Wie realistisch ist das?

Die Mannschaft hat das Potenzial dazu und spielt entsprechend. Darum war ich in letzter Zeit während der Spiele nicht mehr so oft bei der Trainerbank anzutreffen (lacht). Ich hatte fast keinen Grund mehr dazu. Nichtsdestotrotz müssen wir noch zulegen, vorallem aufgrund der Schiedsrichterleistungen.

Sie sprechen es an. Sie nehmen diesbezüglich kein Blatt vor den Mund. Bringt das aber wirklich etwas?

Nein, das bringt nichts. Darum kritisiere ich künftig auch nicht mehr. Auch weil ich niemandem böse Absicht unterstelle. Aber trotzdem: In der Schweiz haben wir ein reelles Schiedsrichterproblem.

Fehlentscheide können passieren. Im Verlauf der Saison gleicht sich doch das wieder aus…

Wenn dem so wäre, hätten wir heute mehr Punkte auf dem Konto. Ich zeige es Ihnen (nimmt ein Blatt Papier zur Hand). Nehmen wir unsere Auswärtsspiele gegen Thun und Lausanne. Beide Male wurde dem Gegner zu Unrecht ein Tor aberkannt. Angenommen es wird richtig entschieden, holen wir anstelle von insgesamt sechs nur zwei Punkte. Jetzt nehmen wir die letzten Spiele gegen YB und Basel, wo spielentscheidende Urteile gegen uns gefällt wurden und wir null Punkte holten. Wäre richtig entschieden worden, hätten wir allenfalls beide Spiele gewonnen und hätten dabei sechs Punkte geholt. Somit stünden wir heute mit mehr Punkten da und der Abstand auf Basel wäre geringer als heute.

Haben Sie mit den Schiedsrichtern das Gespräch gesucht?

Nach dem Match gegen YB haben wir mit ihm gesprochen. Er sagte, er habe den klaren Penalty für uns nicht gesehen und beim schliesslich matchentscheidenen für YB sei er sich nicht sicher gewesen. Warum also pfeift er dann? Was will ich da noch sagen? Und nach dem letzten Spiel gegen Basel sagte Schiedsrichter Hänni, dass er weder die Abseitsposition beim Tor für Basel noch das Handspiel das Basel-Spielers im Sittener Strafraum gesehen habe. Wenn ich etwas sage, werden wir benachteiligt und wenn ich nichts sage genau so. Darum kritisiere ich die Schiedsrichter nicht mehr. Es bringt ja nichts.

Was müsste denn verbessert werden?

Um die schlechten Schiedsrichterleistungen auszugleichen, müssen wir einfach viel besser spielen als der Gegner und viele Tore vorlegen. Ansonsten werden YB und Basel immer die Liga dominieren. Fussball ist viel schneller geworden. Wahrscheinlich brauchen wir den Videobeweis oder anderweitige Unterstützung wie vielleicht Extraprämien für die Schiedsrichter, welche besser sind als andere. Was genau, weiss ich nicht. Sicher ist, dass etwas geschehen muss.

Sie gelten als einer der Initianten für eine Walliser Kandidatur für die Winterspiele 2026. Hat das Wallis überhaupt eine Chance?

Ja. Olympische Spiele werden immer mehr nach Asien vergeben. 2026 stehen deshalb die Chancen für Europa sehr hoch. Zumal es auch hier nicht viele Bewerber gibt.

Braucht das Wallis das überhaupt?

Während das Unterwallis wirtschaftlich wächst, hat das Oberwallis Probleme. Damit würde ein Ruck durch den ganzen Kanton gehen und wir würden zusammen auf ein ganz konkretes Ziel hinarbeiten. Darum würden die Spiele gerade dem Oberwallis guttun. Wir sind in der Vergangenheit etwas genügsam geworden. Ich denke, das würde uns ganz guttun.

Peter Abgottspon

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Infos

Zur Person

Vorname Christian
Name Constantin
Geburtsdatum 7. Januar 1957
Familie getrennt, drei Kinder
Beruf Architekt
Funktion Präsident FC Sitten
Hobbies keine Zeit dafür

Nachgehakt

In meinem nächsten Leben werde ich Schiedsrichter Nein
Den FC Sitten in der jetzigen Form gibt es 
künftig auch ohne mich.
Joker
Der FC Sitten spielt in der nächsten Saison europäisch. Ja
Der Joker darf nur einmal gezogen werden.  

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Kommentare

  • Duscholux - 157

    Den "Nachgehakt" Teil verstehe ich dieses mal nicht wirklich.

    • Duscholux - 74

      Ah jetzt aber!

  • Läx - 225

    Bravo CC

  • Viége - 1449

    CC Wischiwaschi in Reinkultur. Der nächste Schiri, Trainer oder Spieler wird sein Fett wieder wegbekommen. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!

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