Naturgefahren | Einwohner von Randa haben Erfahrung mit Lawinen
«Wenn sich alles verdunkelt, ist eine Staublawine im Anzug»
Am Mittwochabend hat sich am Bisgletscher oberhalb Randa eine spektakuläre Staublawine gelöst. Weder Personen noch Infrakstruktur kamen dabei zu Schaden.
Die Lawine löste sich am Mittwochabend kurz nach 17 Uhr auf 2800 Metern. «Ursache war ein Gletscherabbruch am linken Rand der Gletscherzunge des Bisgletschers. Etliche tausend Kubikmeter Eis lösten sich und donnerten zusammen mit der pulvrigen Neuschneedecke dem kleinen Bisbach entlang hinunter ins Tal», weiss Lawinenfachmann Stefan Anthamatten vom Regionalen Verkehrsicherheitsdienst des Mattertal. Dies habe ein Rekognoszierungsflug am Donnerstag gezeigt.
Autofahrer flüchten vor Staubwolke
Die Staublawine macht sich im Talgrund bei Randa als imposante Schneewolke breit. Dies dokumentiert ein rro.ch-Leservideo auf YouTube. Festgehalten hat es eine Automobilisten auf der Kantonsstrasse eingangs Randa. Es zeigt Autofahrer, die aus Furcht vor der herannahenden, mehrere hundert Meter hohen Schneewolke rückwärts fahren oder wenden und das Weite suchen.
In Lebensgefahr jedoch waren sie nicht, was sie zu jenem Zeitpunkt natürlich nicht wissen konnten. «Die Lawine kam noch vor dem Bachbett der Vispa zum Stillstand. Weder Bahnbenützer noch Automobilisten waren in unmittelbarer Gefahr», sagt Strassenmeister Martin Sarbach.
Abgeklärte Dorfbewohner
Die Einwohner von Randa freilich kennen den Umgang mit Staublawinen. Geschlossene Fensterläden auf Südseite der Hausfassaden zeugen bei einem Dorfrundgang des «Walliser Boten» am Donnerstmagmorgen davon. Staublawinen werden von heftigen Windstössen begleitet und können schon mal ein Fenster eindrücken oder Dächer von den Häusern fegen. Das weiss man in Randa aus Erfahrung.
«Wenn man hier wohnt, ist man mit Lawinen vertraut und lässt Vorsicht walten. Wenn in Zeiten von Lawinengefahr eine plötzliche ‚Guggsa’ aufkommt und sich der Himmel verdunkelt, weiss man, dass ein Gletscherabbruch am Bisgletscher eine Staublawine ausgelöst hat. Wir wissen, dass wir uns vor diesen nicht zu fürchten brauchen, lassen aber Vorsicht walten», sagt Pensionär Werner Brantschen.
Staublawine vorprogrammiert
Gefährlich könne der Luftdruck werden, der mit Staublawinen einhergeht. «Hält man sich im Freien auf, kann er einen Menschen problemlos zu Boden schleudern, so wie das auch am Mittwoch bei einem Bauern auf dem Weg zum Stall der Fall war. Es gab in der Vergangenheit aber auch schon Fälle von Leuten mit bleibenden Lungenschäden, weil sie ihre Atemwege zu wenig vor den feinen Schneepartikeln der Schneewolke schützen konnten», so der alteingessesene Randäer. «Wird man im Freien von der Staublawine überrascht, begibt man sich ins nächstgelegene Haus in Sicherheit oder legt sich hin und wartet ab, bis sich die Schneewolke verzieht.»
Die Staublawine vom Mittwoch kam für Brantschen im Übrigen nicht überraschend. «Bis zu den Schneefällen der Neujahrswoche war der Hang bis zur Gletscherzunge aper und gefroren. Der viele Schnee der letzten Tage konnte sich mit der darunterliegenden Unterlage nicht binden. Kommt es zu einem Gletscherabbruch ist in der Folge mit einer Staublawine zu rechnen», so Brantschen.
zen
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar