Notfallmediziner kritisieren:
«Viele Rettungsflüge sind unnötig»
Immer öfter werden Helikopter eingesetzt - auch wenn der Einsatzort per Ambulanz gut erreichbar ist. Notfallmediziner kritisieren diesen Trend und unterstellen den Heli-Unternehmen ein ökonomisches Interesse daran.
Wie Zahlen der Rega und anderer Flugunternehmen laut «SonntagsBlick» zeigen, steigt die Zahl der Flugrettungen in der Schweiz an:
Ende der Neunziger Jahre flog die Rega rund 8200 Rettungseinsätze pro Jahr. Heute sind es deutlich über 10 200. Die Air Zermatt verzeichnete im Jahr 2013 gar ein Rettungsrekordjahr mit 1673 Einsätzen.
Dies ist eine Entwicklung, die unter Notfallmedizinern auf Kritik stösst: «Wir beobachten eine Zunahme der Flüge, die nicht immer mit medizinischen Gründen verbunden ist» sagt Ulrich Bürgi, Leiter der Notfallstation des Kantons Aarau zum «SonntagsBlick». «Die Bereitschaft von Patienten, einen Heli über die Notrufnummer zu alarmieren, hat klar zugenommen.»
Hinter diesem Trend stehe nicht zuletzt das ökonomische Interesse der Heli-Unternehmen. 200 Franken pro Minute kostet ein Hubschrauber-Einsatz. Die Kosten für eine Rettung aus der Luft summieren sich so schnell mal auf 3000 Franken - zweimal mehr, als wenn die Ambulanz kommt.
Dementsprechend steigen auch die Kosten im Rettungswesen: Zwischen 2009 und 2013 nahmen sie brutto um 6,2 Prozent zu. 5,8 Millionen Franken kosteten allein die Flugrettungen. Rückt der Heli wegen einer akuten Erkrankung an, wird es teuer für den Patienten: Die Grundversicherung übernimmt nur 50 Prozent der Kosten. Bei Unfällen kommt die Suva für solche Einsätze auf.
Auch Martin Gappisch vom Dachverband der Retter sieht den Trend zu mehr Flugrettungen kritisch. Er erklärt sich die Zunahme der Flüge mit einem Kulturwandel. «Der Hausarzt icht heute nicht mehr so wichtig. Wird jemand krank, geht er ins Spital oder ruft den Notarzt», meint er zum «SonntagsBlick». Die Zahl der Flüge werde weiterhin zunehmen, sagt er voraus.
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Kommentare
Jules Imboden - ↑0↓0
Die stetige Zunahme an Einwohnerzahlen müssten für diese Rechnung auch dargelegt werden, um den Vergleich mit den Neuziger Jahren zu haben!
Die Strassen sind überfüllt- der schnellste Weg ist nun mal per Luft.
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Bregy Pascal - ↑0↓0
Sehr gut geschrieben, sehe dieses genau so!