Gemeindepolitik | 146'000 Franken als Anstossbeitrag mit Auflagen
Gemeinde will Privatschule finanzieren
Am 30. November befindet die Gemeindeversammlung Gampel-Bratsch über eine Mitfinanzierung einer Privatschule im Weiler Bratsch. Das sorgt für Diskussionen im Dorf.
Im Vorfeld der Budget-Urversammlung in Gampel-Bratsch vom 30. November gibt im Dorf vorab ein Budgetposten von 146'000 Franken zu Diskussionen Anlass. «Es handelt sich um eine Anstossfinanzierung für ein Schulprojekt in Bratsch», so Gemeindepräsident Konrad Martig. Dort will sich bekanntlich eine Privatschule in Anlehnung an die Rudolf-Steiner-Schulen etablieren. Kinder sollen angepasst an ihre Fähigkeiten die staatlich vorgegebenen Lernziele erreichen.
Belebung für das Bergdorf
Martig zeigt sich grundsätzlich erfreut über die geplante Ansiedlung der Schule in Bratsch. «Viele Bergdörfer im Oberwallis verfügen über leer stehende Schulhäuser. Kommt die Schule nicht nach Bratsch, geht sie an einen anderen Ort. Für den Weiler Bratsch mit rund 100 Einwohnern, der wie andere Bergdörfer des Oberwallis unter einer stetigen Abwanderung leidet, kann die Schule eine Wiederbelebung des Dorflebens bedeuten. Wenn Eltern wegen ihren Kindern gar Wohnsitz in Bratsch nehmen, ist das überdies ein schöner Nebeneffekt.»
Die Gemeinde will das Schulprojekt im kommenden Jahr deshalb mit 146'000 Franken unterstützen. Das Geld ist allerdings an Auflagen gekoppelt. Insbesondere darf es keinesfalls die eigene Schule konkurrenzieren. «Das wird aber kaum der Fall sein, weil Eltern, die ihre Kinder auf eine Privatschule schicken wollen, dies so oder so tun.»
Schülerbus für alle nutzbar
35'000 der 146'000 Franken sollen in die Kasse des Vereins Gampel-Bratsch fokus800 für die Entwicklung von Projekten in Bratsch fliessen. 111'000 Franken gehen direkt an die Schule. 50'000 Franken davon als einmaliger Betrag. 27'000 Franken sind für den Schülertransport vorgesehen und sollen alljährlich gesprochen werden, sofern auch die Bevölkerung diese Kurse zwischen Bratsch und Gampel nutzen kann. «Der zusätzliche Schul-Förderbeitrag von 34'000 Franken für die Schule soll ebenfalls jährlich beibehalten werden, weil die Verpflegung der Kinder im einzigen Dorfrestaurant vorgesehen ist. Gleichzeitig ist angedacht, dass die Schule einen Dorfladen betreibt, der zweimal pro Woche offen ist», schlüsselt Martig den Budgetposten auf.
Indirekt wird die Privatschule unterstützt, indem sie keine Miete für die Nutzung des Schulhauses zu bezahlen braucht. Für Strom-, Wasser-, Heiz- und Reinigungskosten muss sie selber aufkommen.
Strassensanierung und neuer Werkhof
Den grössten Brocken im Gemeindebudget der rund 2000 Einwohner zählenden Gemeinde Gampel-Bratsch fürs Jahr 2016 stellt allerdings eine weitere Etappe der Sanierung der Dorfstrassen dar. Für den Abschnitt Dorfplatz, Marktplatz und Kreuzstrasse sind 1'170'000 Franken vorgesehen. «Gleichzeitig erfordern unvorgesehene Arbeiten zur Sanierung der Neuen Strasse, die zurzeit in Ausführung sind und bis Mitte 2016 abgeschlossen sein sollen, weitere 380'000 Franken», erklärt Gemeindepräsident Konrad Martig.
Seit einigen Jahren schon sucht die Gemeinde Gampel-Bratsch auch eine Lösung für die ungenügenden Platzverhältnisse im Werkhof Gampel. Dieser ist im Untergeschoss des Mehrzweckgebäudes Millimattu angesiedelt. «Der Gemeinde ist ein interessantes Verkaufsangebot der Opal AG an der Niedergampelstrasse unterbreitet worden. Halle und Liegenschaft kosten eine Million Franken. Dieser Werkhof wird insbesondere über bis anhin fehlende Aussenplätze verfügen.» Die bisherigen Lokalitäten in der Millimattu werden zukünftig von der Stützpunktfeuerwehr genutzt.
Sanierung aller Flurwege
Im Budget für 2016 sind auch 40'000 Franken für Projektierungsarbeiten zur Totalsanierung der Zivilschutzanlage im OS-Schulhaus in Gampel enthalten. «Die Sanierungskosten von einer Million Franken wird vollumfänglich der Bund übernehmen. Die Anlage wird von der Schweizer Armee schon seit einigen Jahren nicht mehr genutzt, weil sie den Anforderungen an eine Truppenunterkunft nicht mehr entspricht», so Martig. Die Gemeinde selbst will für eigene Bedürfnisse rund 100'000 Franken investieren.
In einem Zeitrahmen von zehn Jahren geht die Gemeinde Gampel zudem die Ausbesserung ihrer Flurwege auf dem gesamten Gemeindeterritorium an. «Dazu ist ein Rahmenkredit von 2,5 Millionen Franken vonnöten. Der Bund subventioniert die Arbeiten mit 60 Prozent. Im kommenden Jahr wird mit 50'000 Franken eine erste Tranche freigegeben.»
Die Gemeinde Gampel-Bratsch tätigt im kommenden Jahr Nettoinvestitionen von 3'284'500 Franken. Mit einem Finanzierungsfehlbetrag von 1'516'100 Franken steigt die Pro-Kopf-Verschuldung von 2'569 auf 3'439 Franken an.
zen
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