Grossraubtiere | Monitoring soll Aufschluss über Wolfsbestand im Wallis geben
Vermutlich drei Wölfe in Walliser Südtälern
Der vor einer Woche mit einem Mobiltelefon abgelichtete Wolf im Entremont ist nicht das einzige Exemplar, welches derzeit die Walliser Täler durchstreift. Ein Monitoring der Walliser Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere lässt auf mindestens zwei weitere Grossraubtiere im Oberwallis schliessen.
In der vergangenen Woche gelang einer Privatperson eine seltene Fotoaufnahme: Das Bild zeigt einen Wolf, der sich in der Nähe des Unterwalliser Dorfes Sembrancher aufhielt. Noch bevor das Handy-Foto geschossen wurde, haben die zuständigen Wildhüter in der Region Kotproben sichergestellt, die vermutlich von einem Wolf stammen. Die Proben wurden zur Analyse ins Labor geschickt.
Wohl aus dem Val d’Anniviers abgewandert
Die noch ausstehenden Resultate sollen unter anderem auch Aufschluss darüber geben, ob es sich bei dem nun fotografierten Tier um jenen Wolf handelt, der im Sommer des letzten Jahres für 38 Risse im Val d’Anniviers und im Vallon de Réchy verantwortlich gemacht und daraufhin im August 2015 von Staatsrat Jacques Melly zum Abschuss freigegeben wurde. Der Beutegreifer konnte in den darauffolgenden zwei Monaten jedoch nicht erlegt werden, bis die Abschussbewilligung im Oktober mit der Abalpung der Schafe hinfällig wurde.
Dass in der Region Anniviers und Vallon de Réchy im Rahmen eines derzeit noch andauernden Monitorings zur Bestandesüberwachung im Wallis noch keinen genetischen Spuren gefunden wurden, welche auf die Anwesenheit eines Wolfs in diesem Gebiet hindeuten, lässt somit noch Spekulationen zu.
Sichtbeobachtungen im Raum Brig
Neben dem fotografierten Tier im Unterwallis wurden von der Wildhut anlässlich des jeweils im Winter stattfindenden Monitorings im Januar 2016 weitere mögliche Wolfsspuren im Oberwallis festgestellt. Der Walliser Jagdchef Peter Scheibler präzisiert: «Seit dem Jahreswechsel 2015/16 mehrten sich die Hinweise von Privatpersonen, die im Raum Brig einen Wolf beobachtet haben wollen.» Die Direktbeobachtungen sollen gemäss Scheibler im Gebiet zwischen Ried-Brig und Brig-Glis, meist in Dorfnähe gemacht worden sein. Indes hätten Wildhüter auf Forstrassen und in den umliegenden Wäldern Nachweise gesammelt, die von einem Wolf stammen könnten. Die genommenen Spuren werden nun genetisch analysiert und allenfalls Hinweise zur Herkunft und zum Geschlecht des Tieres liefern.
Gut möglich, dass es sich bei dem Wolf am Brigerberg um eines jener drei Exemplare handelt, die im vergangenen Sommer in der Augstbordregion und im Turtmanntal Schäden verursachten. Neben dem bekannten Augstbord-Wolf M46 und der Wölfin F14 belegten DNA-Analysen im Sommer 2015 einen neuen männlichen Wolf mit der Bezeichnung M59, auf dessen Konto unter anderem auch Risse auf der Moosalpe gingen.
Weiterhin Hinweise in der Augstbordregion
Weiterhin soll sich während des Winters auch in der Augstbordregion ein Wolf aufgehalten haben. Könnte es sich dabei möglicherweise um dasselbe Tier handeln, das nun bei Brig von sich reden machte – Wölfe legen bekanntlich innert kurzer Zeit grosse Distanzen zurück. Scheibler verneint: «Wir gehen mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass es sich dabei nicht um dasselbe Tier handelt, welches sich im Raum Brig aufhält.» Auch hier werden womöglich erst die Resultate aus dem Labor eine eindeutige Indentifikation des Individuums ermöglichen.
Monitoring auf bekannte Gebiete konzentriert
Jeweils im Winter wird von der kantonalen Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere im Wallis ein intensives Wolfsmonitoring durchgeführt. Die Bestandesbeobachtung konzentriert sich auf jene Gebiete, in denen bereits in der Vergangenheit Wölfe eindeutig nachgewiesen werden konnten. Unter Beobachtung stünden diesjährig die Region Brig, das Augstbordgebiet mit dem Turtmanntal und das Val d’Anniviers, Neu hinzugekommen ist nun auch das Entremont.
Fotofallen installiert
Um die Anwesenheit eines Wolfs in einem bestimmten Gebiet zu belegen, wurden an einzelnen strategischen Punkten zusätzlich Fotofallen installiert. Wölfe lassen sich jedoch – anders als beim Luchs – nur in Ausnahmefällen aufgrund von Fotos individuell unterscheiden. Deshalb orientieren sich die Walliser Wildhüter an genetischen Proben wie Speichel, Kot, Gewebe oder Haaren. Dass das Monitoring jeweils im Winter stattfindet, kommt nicht von ungefähr. «Im Winter sind Wildtiere relativ mobil. Deshalb ist die Chance auf Spuren zu stossen während dieser Jahreszeit grösser», sagt Scheibler dazu. Das Monitoring sei «Bestandteil der Winterarbeit der Wildhut.»
Weitere Anzeichen von Wölfen – neben dem Tier bei Brig, jenem in der Augstbordregion und dem Exemplar, das von einem Augenzeugen bei Sembrancher fotografiert wurde, habe man derzeit nicht, so Scheibler weiter. Erst nach Abschluss des Monitorings und nach dem Erhalt der Resultate aus dem Labor werde umfassend informiert.
pan
Artikel
Kommentare
Simon - ↑8↓13
Ich finde es gut dass sich die Wölfe im Ober und Unterwallis ein bisschen verteilen.
antworten