Lawinenunglück Rothwald | Simplon-Bergrettungschef Meinrad Bittel:
«Tourenskifahrer haben ein Menschenleben gerettet»
Am Samstag haben bei Rothwald zwei junge Männer den Lawinentod erlitten. «Wir sollten nicht von zwei Toten sprechen, sondern von einem Überlebenden», sagt Einsatzleiter Bittel.
Die Lawine überraschte die Dreiergruppe etwa ein Kilometer oberhalb der Bergstation des Rothwald-Skiliftes entfernt bei Nebel und Schneefall. «Eine nachfolgende Gruppe von Tourengängern aus Italien beobachtete das Unglück. Eine Frau alarmierte über 144 sofort die Bergrettung. Obwohl die Gruppe unter Schock stand, reagierten sie phänomenal und taten das Menschenmögliche, um die Verschütteten zu retten», lobt Simplon-Bergrettungschef Meinrad Bittel, welcher den Einsatz der Bergretter am Samstag vor Ort leitete, die Reaktion der Skitourengänger.
Skispitze ragte aus dem Lawinenkegel
Die sechsköpfige Gruppe schaltete ihre Lawinenverschütteten-Geräte auf Empfang und entdeckten auf dem Lawinenkegel rasch eine Skispitze und bargen einen Verschütteten. Er war ansprechbar und konnte den Helfern über die Anzahl Mitglieder seiner Gruppe Auskunft geben. In der Folge konnten sie diese rasch orten und aus den Schneemassen befreien und begannen mit der Reanimation.
«Als wir mit vier Rettungsspezialisten und zwei Lawinenhundeführer am Ort des Unglücks mit Helis der Air Zermatt eintrafen, übernahmen die Sanitäter die Reanimationbemühungen», so Bittel. Doch für die beiden Italiener im Alter von 20 und 24 Jahren aus der Region Domodossola kam die Rettung dennoch zu spät. Sie erlagen noch auf dem Flug ins Spital ihren Verletzungen.
Viel begangene Tour
Einmal mehr habe sich hier gezeigt, wie wichtig Ausrüstung und Kenntnis zu Kameradenhilfe für Berggänger sein kann. «Dank ihrem beherzten Einsatz mit der Kenntnis von Kameradenhilfe und dem Einsatz von Lawinenverschütteten-Suchgeräten konnten sie ein Menschenleben retten», so Bittel. «Bei diesem Unglück sollten wir nicht von zwei Toten reden, sondern von einem Überlebenden, der sein Leben der perfekten Reaktion der nachfolgenden Gruppe verdankt.»
Das Unglück ereignete sich etwa einen Kilometer entfernt oberhalb der Bergstation des Skilifts Rothwald. Von dort führt eine im Winter oft begangene Tour in Richtung Mäderhütte auf 2600 Meter Höhe, so auch in den vergangenen Tagen. «Die Verunglückten folgten einer Spur, die tags zuvor von Tourengängern gelegt wurde. In der Nacht kam es zu weiteren Schneefällen und starken Schneeverwehungen, was die Gefahr von Lawinenabgängen nochmals erhöhte», so Bittel. Für das Gebiet war für den Unglückstag Lawinenwarnstufe «erheblich bis gross» ausgegeben worden.
«Schneearme Winter sind gefährlich»
Es ist bereits des dritte Lawinenunglück in diesem Winter im Wallis, obwohl bis vor Kurzem in den Bergen noch wenig Schnee lag. «In schneearmen Wintern gibt es erfahrungsgemäss mehr Lawinenunfälle. Touren und Freerider suchen dann Gebiete und Regionen auf, wo sich grosse Triebschneeansammlungen aufgetürmt haben», warnt Bittel vor den speziellen Gefahren in diesem Winter.
Im Wallis herrscht seit Tagen in Gebieten oberhalb 2000 Metern erhebliche bis grosse Lawinengefahr. Pistenchefs und Lawinenspezialisten raten deshalb ab, sich ausserhalb von Skipisten aufzuhalten. Hier können spontan oder ausgelöst durch einzelne Skifahrer Lawinen abgehen. Bis Mitte nächster Woche wird sich an der Gefahrenlage wenig ändern. Im Gegenteil, die prognostizierten Schneefälle bis kommenden Mittwoch könnte diese noch verschärfen.
zen
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